Chapter Eight

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Direkt nach Calebs Besuch machte ich mich auf den Weg zu der mir benannte Adresse von Kim. Es war mir schon etwas ungeheuer einfach bei ihr aufzutauchen, da ich sie sowie sie mich nicht einmal wirklich kannte. Wir hatten uns ein einziges Mal gesehen und das war der Besuch bei Caleb und Evy vor ein paar Tagen.

Ich hatte auch nicht wirklich ein Wort mit ihr gewechselt. Man hatte nur ab und zu miteinander gesprochen, wenn man sich der großen Unterhaltung anschloss. Bei dem Besuch hatte ich die ganze Zeit über Clay viel mehr im Visier, da er so aussah, als würde er jeden Moment wieder aus dem Haus rennen.

Kim schien mir jedoch ganz in Ordnung. Ich hoffte, dass sie mir das einfach auftauchen nicht übel nahm. Oder dass ich sie über Clay ausfragen würde, wenn ich doch wusste, dass sie wohl keine so tolle gemeinsame Vergangenheit hatten.

Ich fragte mich wirklich, wieso Clay nie etwas über eine Kim erzählt hatte. Okay ja, er hatte eigentlich gar nichts aus seiner Jugend erzählt, sondern nur immer behauptet, dass es nicht seine beste Zeit gewesen wäre und er ungern darüber sprach, doch es musste doch irgendeine Verbindung zu Kim geben, wenn er schon bei ihrem Anblick aus dem Haus rannte?

Die ganze Zeit dachte, dass er aus dem Haus gerannt war, weil ihm die Situation zu viel wurde, doch mit jedem mal genauer nachdenken wurde mir klar, dass er und Kim sich davor so merkwürdig angestarrt hatten.

Als ich gerade die besagte Straße entlang lief und von weitem schon das besagte Haus sah, bekam ich eine Nachricht von Clay.
,,Kann hier noch eine Weile dauern. Nick hat das Gerüst wieder abgerissen, der Idiot. Hoffe, du langweilst dich ohne mich nicht zu sehr'' hatte er mit einem Kuss Emoji geschrieben.

Dass es noch eine Weile bei ihnen dauern würde kam mir eigentlich sogar gelegen, da ich somit mehr Zeit hatte und beruht mit Kim sprechen konnte. Ich antwortete ihm und stand im Nu auch schon vor der Haustüre.

Zögerlich klingelte ich und wartete darauf, dass mir jemand die Türe öffnen würde, als sie sich langsam einen Spalt öffnete und Josy zu sehen war.
,,Hey Josy, erinnerst du dich noch an mich?'' entgegnete ich ihr mit einem freundlichen Lächeln.
,,Du bist George'' sagte sie, während sie mich musterte.

,,Genau! Ist deine Mutter Zuhause?'' fragte ich sie, woraufhin sie nickte und nach Kim rief.
Als Kim zur Türe kam und mich sah, weiteten sich für einen Moment ihre Augen.
,,George'' sagte sie meinen Namen verwundert.
,,War doch George, richtig?'' fragte sie vorsichtshalber nach, woraufhin ich nickte.

,,Kann ich hereinkommen? Ich wollte mit dir über etwas sprechen, wenn das okay ist.''
Sie musterte mich nun ebenfalls mit einem Blick, aus dem ich nicht ganz schlau wurde. Als würde sie irgendetwas befürchten.

,,Josy, magst du nicht deine Serie weiterschauen gehen?'' fragte Kim sie, damit wir wohl alleine waren. Josy stand bei uns in der Küche, doch nickte und lief ins womöglich Wohnzimmer.
Kim schaute mich nun an.
,,Wie kann ich dir weiterhelfen?'' fragte sie.

,,Es geht um Clay'' sagte ich, als sie mir wie Caleb zuvor etwas zu trinken ein schüttete. Als ich Clay erwähnt hatte, hielt sie für einen kurzen Moment in ihrer Bewegung inne.

,,Ich weiß, dass mich das nichts angeht, aber ich wollte nur nachfragen in was für einer Bindung du zu ihm in seiner Jugend standest'' entgegnete ich ihr.
,,Hat das irgendeinen bestimmten Grund?'' fragte sie skeptisch.

,,Ich bin mir ehrlich gesagt nicht wirklich sicher. Es ist einfach nur...er verhält sich merkwürdig seit dem Besuch bei Caleb und Evy vor ein paar Tagen und das seit er dich gesehen hat. Er hat Nachts irgendwelche seltsamen Alpträume und behauptet, dass alles gut wäre, aber offensichtlich hat oder bedrückt ihn irgendetwas und ich dachte, dass es vielleicht etwas mit dir zu tun haben könnte...'' erzählte ich ihr.

,,Im Großen und Ganzen wollte ich eigentlich nur wissen, ob zwischen euch damals irgendetwas vorgefallen ist, was ihn so belasten könnte'' fügte ich hinzu. Sie wippte mit ihrem Finger auf ihrer Tasse auf und ab, während sie nachzudenken schien.

,,Hat Clay schon einmal überhaupt irgendetwas aus seiner Jugend erwähnt oder erzählt?'' fragte sie mich nun, woraufhin ich den Kopf schüttelte.
,,Er redet sehr ungern darüber, eigentlich gar nicht'' antwortete ich ihr.
Sie nickte leicht mit ihrem Kopf.

Ich unterhielt mich eine Weile mit Kim, als das Thema zu Josy überschwappte.
,,Was ist eigentlich mit ihrem Vater?'' fragte ich Kim. Sie dachte nach und antwortete etwas zögerlich.

,,Der wollte sie nicht, das hatte er schon lange vor ihrer Geburt klargemacht'' erzählte sie.
,,Was?'' entfuhr es mir schockiert.
,,Er hat euch alleine gelassen?'' Sie nickte.
,,Ohne ihn sind wir auch besser dran'' sagte sie selbstsicher.

,,Aber es ist halt nicht zu vermeiden, dass sie immer wieder nach ihrem Vater fragt...wo er ist und warum sie ihn noch nie getroffen hat. Ich hab ihr all die Jahre erzählt, dass ihr Vater auf Reisen wäre'' erzählte sie.

,,Das ist schrecklich.''
,,Ja, aber es ist besser als wenn sie sich ein falsches Vaterbild macht und am Ende nur enttäuscht werden würde'' entgegnete sie.

,,Josy ist alles, was ich habe und ich bin alles, was sie hat. Ich möchte ihr das best möglichste leben geben'' sagte sie.
,,Sie kann sich wirklich glücklich schätzen dich als ihre Mutter zu haben'' lächelte ich sanft.

Auf dem Weg nach Hause dachte ich noch einmal über das Gespräch mit Kim nach. Sie hatte mir erzählt, dass sie und Clay in ihrer Jugend eine Art Affäre hatten und diese nicht gut ausgegangen wäre und Clay sich wohl wahrscheinlich nur wieder daran erinnert hätte.
Zumindest war ich beruhigt, nun zu wissen, was Clay beschäftigte.

Als ich auf mein Handy schaute sah ich, dass ich verpasste Anrufe von Clay hatte. Ich schaute auf die Uhr und realisierte, dass ich bis zum Abend bei Kim geblieben war. Ich hatte gar nicht bemerkt, wie schnell die Zeit verflogen war, da ich noch etwas mit Josy gespielt hatte. Sie war ein wirklich tolles und schlaues kleines Mädchen.


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Die richtige Wahrheit war näher als du denkst, George.

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