Weihnachtswunder

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Das Jahr neigte sich langsam aber sicher dem Ende. So waren die meisten Läden schon weihnachtlich geschmückt worden. Doch bei mir sah es so gar nicht nach Weihnachten aus und meine Stimmung entsprach der ungeschmückten Wohnung. Leyla war immer noch mit Raya bei Zoe in London, was mich langsam ganz schön von innen heraus zerfraß, da ich solange von meiner Frau der Träume und unserem kleinen Wirbelwind getrennt war. Ich hate garantiert wieder einige tolle neue Sachen verpasst, die Raya gelernt hatte, während ich hier in Erfurt war. Ich beschloss deswegen heute wegen ein paar Tagen Urlaub nachzufragen, damit ich an Heiligabend zu meiner Familie nach London fliegen konnte. Jedoch bekam ich die Antwort von Herrn Berger, dass es nicht ginge, da ich schon so viel Urlaub in diesem Jahr genommen hätte und ich doch als Oberarzt Verantwortung zeigen solle und so weiter und sofort. Nichtmals unbezahlten Urlaub wollte er mir geben. Dann würde ich dieses Weihnachtsfest wohl zunächst arbeiten müssen und dann noch alleine zu Hause verbringen. Nichtmals nach dem Dienst konnte ich fliegen, da ich gleich auch noch den nächsten Tag Dienst hatte. Bährchen konnte und wollte ich nicht fragen, ob er mit mir tauscht, denn er hatte Urlaub und würde Weihnachten mit seiner Familie verbringen und das gönnte ich ihm vom ganzen Herzen. Dann musste ich eben aus der Situation das Beste machen.

Ich stürzte mich in die Arbeit, um auf andere Gedanken zu kommen und so verging die Zeit wie im Flug und heute war auf einmal schon der 24. Dezember. Aber für mich hieß das auch nur auf zum JTK und Menschenleben retten.

Als ich schließlich nach einer anstrengenden Schicht mit stundenlangen OPs zu Hause ankomme, gehe ich erstmal ins Wohnzimmer, das ohne die Unordnung, die Raya sonst hervorbringt, ganz leer und fremd wirkt. Ich schalte den Fernseher ein und fange ein Doku über Weihnachtsbräuche an und schalte aber bald schon wieder aus, da ich eh nicht aufpasse. Als ich gerade anfangen will zu lesen, klingelt es an der Tür. Schwerfällig stehe ich auf und gehe in den Flur. Wer könnte denn jetzt noch was von mir wollen? Doch als ich die Tür öffne bleibt mein Herz kurz stehen und das nicht vor Schreck. Nein vor Freude. Vor der Tür stehen meine Frau und Raya, welche sofort auf mich zu gerannt kommt. Schnell nehme ich sie hoch und wirbele sie durch die Luft, dann gebe ich Leyla einen schnellen Kuss und frage noch ganz überrascht: "Was macht ihr denn hier?" "Na dich überraschen.", sagt Leyla mit einem warmen Lächeln im Gesicht. Als ich Raya wieder runterlasse und sie erstmal in ihr Zimmer verschwindet, kratze ich mich verlegen am Kopf. "Also ehrlich gesagt habe ich jetzt nicht so viel da was ich euch anbieten könnte und...", fange ich an, doch da kommt Raya schon wieder aus ihrem Zimmer und beschwert sich mit den kleinen Fäusten in der Seite: "Hier ist ja gar nichts geschmückt und einen Weihnachtsbaum hats du auch nicht Papa!" Ich muss lachen und sage: "Das wollte ich der Mama auch gerade beichten." So praktisch veranlagt wie Leyla nun mal ist, geht sie zum Schrank mit der Weihnachtsschmuckkiste und sagt: "Dann schmücken wir halt alle zusammen."

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