Der Hass wird nicht siegen

Kapitel 105 - Böse Intrigen

Dann hatte sie endlich die Idee! Sie würde die sozialen Netzwerke für sich arbeiten lassen.
Sie entwickelte eine verschlüsselte Seite, die nicht zu ihr zurückverfolgt werden konnte, einer der Tricks, die sie bei Charlie gelernt hatte.
Dort veröffentlichte sie eine Meldung:

Maja Steiner, geborene Maja von Calsow, die berühmte Schriftstellerin, ist an Alzheimer erkrankt. Wie aus sicherer Quelle zu erfahren war, ist die Krankheit schon weit fortgeschritten, so dass sie ständig betreut werden muss.

Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer.

Pascal traf sie wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Er hatte doch noch letzte Woche mit Maja telefoniert! Hatte er Anzeichen übersehen? War sie anders gewesen als sonst?
Vielleicht noch aufgedrehter! War das auf die Krankheit zurückzuführen? Warum hatte Felix ihn nicht informiert?

Er wählte ihre Nummer. „Hallo, Pascal! Was liegt an?" meldete sie sich gutgelaunt wie immer.

„Hallo, Maja Superstar! Wie geht es dir?" fragte er.
Sie konnte die Sorge in seiner Stimme hören. „Sehr gut! Danke! Warum?"

Er beschloss, offen zu sprechen. „Im Netz steht, du bist krank! Du hast Alzheimer!"
Maja bekam einen Lachanfall. „Was?" japste sie. „Das habe ich dann wohl vergessen!" Sie musste über ihren eigenen Witz noch mehr lachen.
„Mädchen, das ist nicht so lustig, wie du tust! Die Meldung ist überall rum! Du wirst das morgen in allen Zeitungen lesen!"

Sie erstarrte. So ernst hatte sie die Lage nicht eingeschätzt. „Dann müsst ihr das stoppen, verdammt! Wer denkt sich denn so was aus?"
„Irgendwelche Neider! Kranke Gehirne gibt es genug! Aber stoppen geht nicht mehr! Wir warten ab und schreiben eine Gegendarstellung!" Er sah nur diese Möglichkeit.

Sie erzählte sofort Felix von dem Anruf, der leichenblass wurde.
Larissa! war sein erster Gedanke. Er führte ein paar Telefonate, aber die Gefängnisleitung versicherte ihm, dass die Gefangene keinen Zugang zu Netz oder Handy hatte. Zur Sicherheit versprachen sie, ihre Zelle zu durchsuchen und sie zu verhören.

Er rief bei den Sanders an, mit denen sie seit der Gala einen losen Kontakt hielten. Doch Larissas Mutter versicherte ihm, dass sie nach wie vor nicht mit der Tochter sprachen.
Der Chefredakteur der Regensburger Tageszeitung versprach, die Meldung nicht zu bringen, war dankbar, dass er rechtzeitig informiert worden war. Er bot auch an, so viele Kollegen wie möglich bei anderen Blättern zu unterrichten.

So war der Schaden, der angerichtet wurde, nicht gar so groß, Felix war etwas erleichtert.
„Mein Gott! Was für eine verrückte Welt!" stöhnte er. „Warum kann man uns denn nicht einfach in Ruhe lassen!"

Nicola suchte in den nächsten Tagen auf den Presseseiten nach Meldungen über die Feindin. Ein paar hatten ausführliche Texte gebracht! Sie lächelte boshaft.

Eine Woche später lancierte sie die nächste Meldung.

Scheidung im Hause Steiner?
Wie aus sicherer Quelle bekannt wurde, steht die Ehe des IT-Unternehmers Dr. Felix Steiner und seiner Ehefrau Maja, geb. von Calsow vor dem Aus. Grund soll die Erkrankung der berühmten Schriftstellerin sein. „Ich kann nicht mehr!" wird Dr. Steiner zitiert. „Sie ist so bösartig geworden!"

Dieses Mal waren die Redaktionen vorsichtiger, alle hatten Gegendarstellungen bringen müssen. Aber die Telefone liefen heiß, Anfragen von Reportern, Talkshows, Geschäftsfreunden, selbst die Filmfirma meldete sich.

Maja und Felix waren am Limit. Sie dementierten, erklärten, suchten nach Gründen, heulten, fluchten.
Dann beschloss Felix, dass sie auf die Insel fliegen würden. Er hatte die Nase voll.

Nicola war verzweifelt! Das hatte sie nicht erwartet, dass die beiden sich in ihr Liebesnest zurückziehen würden!

Sie musste reagieren.

Die nächste Meldung tauchte auf.

Kranke Maja aus Deutschland weggebracht
Dr. Felix Steiner hat seine Frau Maja, geb. von Calsow, scheinbar nach Fuerteventura gebracht, wo der IT-Unternehmer und die berühmte Schriftstellerin eine Villa besitzen.
Die junge Frau soll an Alzheimer erkrankt sein. Über den Grund dieser Flucht laufen die verschiedensten Spekulationen. Bleibt zu hoffen, dass die schöne Frau ihre Heimat und ihre Lieben lebend wiedersehen wird.

Die Öffentlichkeit war nun doch der Meinung, dass wohl etwas dran wäre an der ganzen Geschichte, wenn so viele Details auftauchten, immer wieder.

Journalisten belagerten das Haus auf der Insel, Maja und Felix beschlossen wieder nach Hause zu fliegen.

Majas Verkaufszahlen schossen in die Höhe, die Videos der Filme brachen alle Rekordzahlen.

Konkurrenzverlage munkelten, das Ganze wäre eine geniale Werbestrategie.

Die nächste Nachricht war kaum noch zu toppen.

Zu Abtreibung gezwungen?
Wie aus sicherer Quelle berichtet wurde, hat Dr. Felix Steiner seine an Alzheimer erkrankte Frau Maja, die berühmte Schriftstellerin zu einer Abtreibung gezwungen.
„Ich will kein Kind von dieser Bestie, zu der sie geworden ist!" wurde er zitiert.
„Bitte, lass mich mein Kind bekommen!" soll sie vor der Arztpraxis gefleht haben.

Freunde, Familie und die beiden selbst waren ratlos, verzweifelt, am Boden zerstört.
Keiner wusste Rat, keiner konnte helfen!

Im Netz kursierten die wildesten Gerüchte, jedes verrückter als das andere. Online-Spezialisten des Bundeskriminalamtes wurden eingeschaltet, forschten erfolglos nach den Urhebern der Meldungen.

Felix setzte eine hohe Belohnung aus für Hinweise auf den oder die Urheber der bösartigen Angriffe auf ihr Privatleben.

Nicola diskutierte mit Bob und den anderen Mitarbeitern fassungslos über das, was geschah.
Sie spielte ihre Rolle gut.

Gleichzeitig nutzte sie die total verwirrte Situation dafür, sich wieder kräftiger am Konto zu bedienen.
Sie tröstete Felix, sprach ihm mit traurigen Augen ihr Mitgefühl aus.

Seine Wut auf sie nahm ab, sie hatte scheinbar ihre Annäherungsversuche eingestellt. Ab und zu bekam sie sogar ein Lächeln.
Na also! dachte sie. Da bin ich ja auf dem richtigen Weg.
Die Nachrichten wurden immer wilder.

Mal hatte Maja einen Selbstmordversuch unternommen, der vielleicht aber auch nicht so ganz freiwillig gewesen sein könnte, dann hatten Gäste eines Restaurants die Tobsüchtige festhalten müssen, als sie mit einem Messer auf ihren Ehemann losgegangen war.

Schützt sie vor ihm! forderte das Netz.
Sperrt sie ein! war der Tenor am nächsten Tag.