Zwei Tage später saßen sie im Flugzeug, voller Vorfreude auf die Insel. Zu Hause war es regnerisch und kühl geworden, doch sie flogen in die Sonne.
Sie wussten, sie waren privilegiert. Er hatte bei ihrem ersten Langzeitaufenthalt einfach das Haus gekauft, das sie gemietet hatten, er hatte manchmal auch ein schlechtes Gewissen deswegen.Aber andererseits gaben sie so viel Geld für andere aus, ein Vielfaches von dem, was sie für sich selbst brauchten.
Und sie taten es von Herzen gerne. Sie bunkerten noch immer keine Millionen in Aktienpaketen oder Immobilien. Wenn sie Häuser kauften, vermieteten sie sie zum Selbstkostenpreis an Familien mit geringem Einkommen.
Sie dachten ausgesprochen sozial und lebten auch danach. Und so erzogen sie auch ihre Kinder.
„Nicht das Haben ist wichtig, sondern das Teilen!" hatte Felix seinem Sohn schon sehr früh beigebracht. „Mama und ich verdienen zwar sehr viel Geld, aber wir können damit auch viel Gutes tun!"In der Villa wurden sie herzlich empfangen.
Joana hatte einen kleinen Jungen auf dem Arm, sie hatte endlich, nach vier Töchtern, ihren Felicio bekommen. Kilian hatte ihn bei der Taufe vertreten, doch Felix war als Pate eingetragen. Das war die Art und Weise, auf die das Ehepaar ausdrücken wollte, wie sehr sie an seine Genesung glaubten.Sie sahen die Plaketten, unterließen es deshalb, ihnen um den Hals zu fallen, legten nur ihre Hände auf ihre Herzen.
Felix streichelte sein Patenkind, er war ein wirklich hübscher Kerl. Die vier Mädchen standen wie Orgelpfeifen neben ihrem stolzen Vater. Juan hätte nicht unbedingt einen Sohn gebraucht, er fühlte sich mit seinen gesunden, hübschen Töchtern mehr als gesegnet, dazu der tolle Job bei den Deutschen, sein Leben war wunderbar.
Aber seine geliebte Ehefrau hatte ihm unbedingt einen Sohn schenken wollen. Sie hing etwas mehr in den alten Traditionen fest als er. Aber er liebte sie über alles!
Seit der Chef so krank geworden war, waren sie noch dankbarer für ihr Glück, noch demütiger.Immer wieder hatten die Deutschen ihr Gehalt erhöht, obwohl sie fast nichts machen mussten dafür. Es gab Weihnachtsgeld und Urlaubsgeld, und wenn sie da waren, oft Umschläge mit größeren Summen.
Sie hatten viel ansparen können in den letzten Jahren, die Ausbildung ihrer Kinder war abgesichert.
Sie lebten auf der Sonnenseite des Lebens, weil ein junger Mann ein Haus für die Liebe seines Lebens gekauft hatte und ausgerechnet sie das Glück hatten, von den beiden angestellt zu werden.Sie hatten unzählige Kerzen vor dem Marienaltar in der Dorfkirche angezündet, nicht nur wegen ihrer Stelle. Sie liebten Dr. Felix Steiner und seinen Engel Maja! Er musste gesund werden!
Und nun war sie wieder da, die ganze wundervolle Familie!
Joana wusste, sie würde wieder kochen dürfen für alle, große Portionen, denn der Doktor verputzte Unmengen.
Sie würde wieder gebraucht werden!
Annika und Moritz rannten in ihr Zimmer, Juan hatte die Koffer schon hinaufgebracht und geöffnet.Sie packten aus, Moritz half dem Püppchen.
Maja und Felix packten ebenfalls aus. Viel hatten sie nicht mitgenommen. Sie wollten sich neue Klamotten zulegen, waren ja lange nicht mehr zum Shoppen gekommen, und sie liebten es so sehr, sich verrückten Sachen zu schenken.
Sie wollten sich umziehen, doch sie trug eines ihrer Klimperdinger, wie Felix es nannte, und es machte ihn zunehmend verrückt! Wenn sie den Arm hob und das Armband glitt nach unten, wenn sie die Hand bewegte, und die kleinen Anhänger klingelten, wurde er hart, warum auch immer!
Wahrscheinlich, weil es so hundertprozentig Maja war, weil das alles zu ihr gehörte.Sie zog sich aus, und er küsste sehnsüchtig das Tattoo auf ihrer Schulter, das seinen Namenszug trug.
Er sah schnell ins Kinderzimmer, die Kleinen lagen auf Annikas Bett, Moritz las ihr eine Geschichte vor. Sein Sohn hob die Augen von der Kladde, sah seinen Vater an und sagte lächelnd: „Du kannst Mama ruhig ein bisschen küssen!" Er fühlte, dass der Papa das jetzt brauchte, und alle mussten alles für den Papa machen, damit der wieder ganz gesund wurde.
DU LIEST GERADE
Der Hass wird nicht siegen
RomantizmMaja, eine sehr junge schöne Witwe, schreibt zwar sehr erfolgreich Geschichten unter einem Pseudonym, ist aber grenzenlos einsam in dem riesigen Haus, in das sie ihr Ehemann mehr oder weniger eingesperrt hatte. Als sie einen Artikel über Callboys li...