19. Juli 1777
Jener Abend vor einigen Wochen, hat alles verändert. Ich hatte ihn bis zu dem Zeitpunkt zutiefst genossen, als ich von einem der Kellner die Information bekam, dass mich jemand in den Gärten des Anwesens erwartete. Mein sofort auftretendes Misstrauen, als er die Diskretion der Angelegenheit erwähnte, war berechtigt. Die Anwesenheit von Connor allein, hatte meine Stimmung stark strapaziert. Als er jedoch begann, über meinen Vater zu reden und eine weitere Person hinzustieß, die sich als einen alten Freund meines tot geglaubten und angeblich "lebendigen" Vater vorstellte, zweifelte ich an allem.
Der angebliche Freund meines Vaters war ein hochgewachsener Schotte mit muskulöser, körperlicher Statur, dem geschätzten Alter von vierzig Jahren, durchaus attraktiv mit unglaublich blauen Augen, kurzem braunen Haar, einer unschönen Narbe, die sich über seine linke Wange zog und dem melodischen Namen Steward McMathan.
Das ich ihn bereist kannte wurde mir erst bewusst, als er durchaus lebhaft erzählte wie er früher immer zu Besuch war und ich jedes Mal versuchte ihn dazu zu bringen, mit mir und meiner Puppe Levi zu spielen. Und dies tat er auch. Ich erinnere mich an Bruchstücke, in denen ich mit ihm in unserem Garten spielte. Er war immer sehr freundlich gewesen. Liebevoll, wenn man es so sagen konnte. Was dies anging glaubte ich ihm. Aber das mein Vater noch lebendig war und in Schottland lebte, kaufte ich ihm nicht ab.
Wirklich nerv tötend wurde es, als er immer und immer wieder versuchte, mich von seiner Sicht der Wahrheit zu überzeugen. Das mein Vater noch immer ein Mächtiger Assassine sei und ihn der Fakt, dass seine Tochter zu einer Templerin wurde, zutiefst kränken würde. Das er unsere Familie verließ, um uns zu schützen. Jedes Mal hatte ich ihm gesagt, er solle mich in Ruhe lassen und als er der Meinung war, dass ich ihm etwas mehr glaubte, was ich jedoch nicht tat, stellte er mir ein Angebot: Ich sollte ihm und Connor regelmäßig Informationen über das Treiben des Ordens geben, um im Gegenzug Kontakt zu meinem Vater aufnehmen zu können.
Ich konnte meine Emotionen nicht mehr zuordnen. Hass und Trauer hatten sich zugleich in mir aufgestaut. Dazu kam das Gefühl von Verrat und die Ungewissheit, ob nicht doch ein Fünkchen Wahrheit in den mir gegebenen Informationen steckte. Ich war emotional überfordert, was bei mir zu einem regelrechten Zusammenbruch führte. Ich hatte noch nie zuvor solch einen Emotionsausbruch bei mir selbst erlebt und ich war durchaus überrascht, als meine aggressiv verbale Attacke auf die beiden in ein lautes schluchzen umstimmte und ich auf die Knie sank.
Ich wusste nicht wie mir geschah. Wie lange ich dort im Gras gesessen hatte und mir die Tränen in Sturzbächen die Wangen hinunterliefen. Ich hatte seit Jahren nicht geweint. Master Kenway hatte mir oft erzählt, wie wichtig es in einer hohen Position sei, seine Gefühle zu verbergen um nicht in Schubladen gesteckt zu werden und sich den nötigen Respekt zu verschaffen. Ich hatte angefangen seine Aussage ernst zu nehmen, da ich in eine hohe Position gelangen wollte und mir Respekt schon immer wichtig gewesen war. Doch im Verlaufe des Abends hatte ich gemerkt, wie meine Fassade immer weiter zu bröckeln begann und als sie brach, saß ich dort im Gras und schluchzte mir die Seele aus dem Leib. Als ich mich nach einer Weile schließlich aufrappelte und den Schmutz von dem Rock meines Kleides klopfte, hatte ich nur einen Wunsch. Ich wollte diesen Garten, dieses Fest und das Anwesen, auf dem es stattfand verlassen.
Und dies tat ich auch. Ich kehrte allein und in einer Kutsche nach Boston zurück, wo ich mich aus der Korsage meines Kleides befreite, die Tür versperrte und mich in meinem Bett verkroch. Ich wollte nie wieder jemanden sehen, die Tür nicht mehr öffnen. Ich hatte mich in den folgenden Tagen jeglichem menschlichen Kontakt verschlossen und verweigerte die Essensaufnahme aus schlichter Appetitlosigkeit. Ich schämte mich für mein Verhalten doch ich fand keinen Ausweg aus dem Teufelskreis meiner Emotionen. Erst am 8. Tag nach dem Ball, hatte ich mein Zimmer verlassen und mit einer Person aus meinem Umkreis gesprochen. Ich hatte Master Kenway bis zu jenem Tag nicht verraten, weswegen ich mich so verhielt und die Besorgnis war ihm anzusehen. Ich erzählte ihm von dem vermeintlichen Gespräch, jedoch wagte ich es genau wie vor zwei Jahren nicht, Connors Namen zu erwähnen. Er zeigte sich jedoch sehr verständlich und so konnte ich meine Aufgaben nach einigen Tagen wieder aufnehmen.
Ich bemühte mich so gut es ging, wieder die alte zu werden was mir auch gelang. Zumindest so, dass es für andere so wirkte. Meine seelische Verfassung ließ bei mir jedoch zu wünschen übrig. Ständige Nervosität und ein unwohles Gefühl das sich, ich gebe es nur ungern zu, wie Angst anfühlte. Jedoch war ich mir nicht im Klaren darüber, woher diese Angst kam und was sie mir zu sagen versuchte.
Ich hielt mich die letzten Tage gut und erledigte meine Aufträge so, wie ich es sonst auch tat. Einen Moment hatte ich geglaubt, dass mich die Strapazen dieses einen Abends nun nicht mehr heimsuchen würden. Bis ich vor drei Tagen einen Brief von meinem Bruder Gorden erhielt. Die Zeilen de er schrieb, hallten noch immer vor meinem inneren Auge wieder und füllten mein Herz mit Schmerz. Ich musste ab sofort den Verlust einer Geliebten Person verkraften. Meine Mutter war unter den unglücklichen Umständen einer langen Krankheit verstorben. Die Beerdigung findet morgen statt und so war ich zusammen mit Master Kenway nach New York gereist, da dieser unter der Aussage, dass er wüsste wie ich mich fühle, darauf bestand mich zu begleiten. Was er damit meinte, hatte ich während der Reise erfahren.
Seine Mutter war ebenfalls viel zu früh unter ähnlichen Umständen verstorben. So wie meine Mutter hatte sie den Tod ihres Ehemannes nicht verkraftet und war langsam daran zerbrochen. Er selber sei erst 10 Jahre alt gewesen, als sich die Tragödie in Form eines Überfalls auf sein damaliges Zuhause am Queen Anne's Square in London ereignete. Seine Familie wurde brutal auseinander gerissen. Sein Vater Edward wurde ermordet, seine 11 Jahre ältere Halbschwester Jennifer oder Jenny, wie er sie bis zum heutigen Tage nennt, entführt und seine Mutter trug seelische Schäden davon, von denen sie sich nie wieder ganz erholte. Er selber wurde nach Frankreich gebracht, wo er in einem Chateau aufwuchs und seine Templerausbildung erhielt. Seine Schwester hatte er erst vor einigen Jahren aus den Fängen von Türkischen Sklavenhändlern befreit.
Sie war daraufhin wieder an ihren alten Wohnort in London zurückgekehrt, von dem sie Briefkontakt mit Ihrem Bruder hielt. Sie taten es jedoch nur, da sie sich in dem Sinne zueinander verbunden fühlten, da sie den gleichen Vater besaßen. Sie respektierten sich, hatten jedoch keinerlei geschwisterliche Gefühle füreinander übrig. Einzig und allein der Fakt, dass sie nur zu zweit waren und keine weitere Familie besaßen, hielt den Kontakt aufrecht. Nach dem er mir dies erzählte, kam mir wieder das Gespräch mit Steward in den Sinn. Und dann stellte ich mir selber eine Frage. Wollte ich Kontakt mit meinem Vater aufnehmen und riskieren, alles zu verlieren?
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Hallo Assassinen,
Lang ist es her aber ich bin endlich mit einem neuen Kapitel zurück. Ich hoffe das warten hat sich gelohnt.Dieses Kapitel ist eher ein innerer Monolog von Avery, sodass ihr einen besseren Einblick in das bekommt, was in ihr vorgeht.
Ich weis nicht... Ich bin etwas kritisch mit dem Kapitel aber was meint ihr?
Und jetzt noch mal etwas zu dem neuen Buch. Ich veröffentliche es je nach dem, wie schnell ihr es haben und lesen wollt. Wenn ihr mehr Infos darüber haben wollt, sagt mir doch einfach Bescheid. Ich beantworte euch eure Fragen.
Und ich danke euch sooo sehr für die ganzen lieben Votes und Kommis. Ich habe das Gefühl, dass wir uns mittlerweile schon unsere eigene,kleine Community aufgebaut haben :D
Das wars eigentlich meinerseits.
Au revoir
Elise de la serre ❤️
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Wörter: 1307
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Assassin's Creed III (fanfiction)
FanfictionAvery Carter ist zwischen zwei Welten hin und hergerissen. Sie ist Schülerin des Templergroßmeisters Haytham Kenway. Als dieser sie auf eine Mission im Grenzland schickt, begegnet sie Connor. Sie geraten in einen Kampf, bei dem sie schwer verletzt w...