Müsste da nicht Musik sein

Kapitel 85

Elli

Zwei Tage später werde ich wieder im Bus wach. Die letzten Tage waren einfach nur wunderschön. Den ersten freien Tag haben wir komplett im Bett verbracht und konnten einfach nicht die Finger voneinander lassen. Ich habe auch das Gefühl, als hätte sich Wincent die ganze Zeit gezügelt mich anzufassen. Denn seitdem wir wieder miteinander geschlafen haben, hängt er wie eine Klette an mir. Vor etwa zwei Stunden sind wir in Köln angekommen, Wincent hat sich vor einer Stunde zum Joggen verabschiedet. Ich selber war noch nicht bereit aufzustehen und bin nochmal kurz eingeschlafen. Nachdem ich ein paar Nachrichten von Fans auf Instagram gelesen und beantwortet habe, setze ich mich seufzend auf. Genussvoll strecke ich mich und schnappe mir Wincents Hoodie, der von gestern Abend noch auf dem Boden liegt. Gerade als ich aus der Tür treten möchte, sehe ich etwas auf dem Boden liegen. Wann hört er denn mal auf damit. Lächelnd hebe ich die Sonnenblume auf und sehe auch noch eine Tafel Schokolade untendrunter liegen. Diese hebe ich aber stirnrunzelnd auf, Wincent weiß doch, dass ich nur dunkle Schokolade esse. Ich lege die Sachen aufs Bett und verlasse unser Zimmer. In dem Moment als ich den Bus verlasse, kommt Wincent in den Backstagebereich gejoggt. ,,Ah du bist ja wach", lächelt er und kommt auf mich zu. ,,Ihh, du bist verschwitzt", lache ich, als er mich in den Arm nehmen will. ,,Aber einen Guten-Morgen-Kuss bekomme ich doch oder", grinst er und spitzt seine Lippen. Kichernd drücke ich ihm einen kurzen Kuss auf den Mund.

Während er duschen geht, gehe ich ein bisschen die Location erkunden. Plötzlich klingelt mein Handy. ,,Wo bist du?", fragt Wincent am anderen Ende der Leitung. ,,Ehm, ich bin vor der Bühne." ,,Okay, kommst du nach hinten. Ich wollte etwas essen gehen." ,,Ja einen Moment, ich komme", sage ich und lege auf. Auf direktem Weg, gehe ich nach hinten und esse zusammen mit Wincent und ein paar anderen vom Team zu Mittag. ,,Wollen wir ein bisschen in den Bus gehen", fragt er als wir gerade unsere Teller wegräumen. ,,Können wir gerne machen", lächle ich und hauche ihm einen Kuss auf die Wange. Händchenhaltend laufen wir zum Bus und gehen hoch zu unserem Zimmer. Als ich meine Schuhe ausziehe, beobachte ich Wincent wie er stirnrunzelnd nach der Blume auf dem Bett greift. ,,Ah danke nochmal. Aber die Schokolade ist dann wohl eher für dich. Ich mag doch nur dunkle. Dachte das weißt du nach so vielen Jahren", grinse ich und kuschle mich an seinen Rücken. ,,Moment, du hast dich, die letzten Male für die Blumen bedankt", fragt er verwirrt und schaut mich über die Schulter hinweg an. ,,Ja klar", lächle ich und setze mich aufs Bett. Wincent bleibt vor mir stehen und dreht die Blume in seiner Hand. ,,Elli, die waren nicht von mir", sagt er und schaut mich verwirrt an. ,,Jetzt mach nicht so, ich bin doch nicht blöd", lache ich leicht und öffne das Fenster. ,,Schatz, auch wenn ich gerne sagen würde, dass ich es war. Ich war es aber nicht, ehrlich", sagt er deutlich und schaut mich durchdringlich an. ,,A..aber", stammle ich und fange an zu zittern.

,,Hey, alles gut El", flüstert er und setzt sich zu mir. ,,Derjenige war hier", flüstere ich. ,,Wo hast du überall eine gefunden?", fragt er vorsichtig und nimmt meine Hand in seine. ,,Die erste lag neben mir, als ich draußen eingeschlafen bin. Die zweite lag in meiner Garderobe, während ich duschen war, die dritte lag auf der Türklinke von meiner Garderobe. Da bist du gestern ja gleich dazu gekommen. Und die lag da vorne vor der Tür", werde ich immer leiser und zeige zitternd auf den Boden. ,,Drinnen oder draußen?", fragt er immer weiter. ,,Hier drinnen, als ich geschlafen habe", hauche ich und muss plötzlich anfangen zu weinen. ,,Hey hey ganz ruhig. Vielleicht will uns jemand auch nur einen Streich spielen", flüstert er und zieht mich in seine Arme. ,,Es war jemand hier drinnen als ich geschlafen habe und als ich nackt unter der Dusche stand", stammle ich und bekomme augenblicklich Angst. ,,Bitte beruhige dich Elli. Ich bin ja da", sagt er und drückt mir einen Kuss aufs Haar. Er wiegt mich immer hin und her und murmelt ,,du brauchst keine Angst zu haben, dir wird nichts passieren, ich bin da." ,,Ich will nicht, dass das wieder anfängt Wince, ich habe Angst", wimmere ich und schaue ihn mit Tränen in den Augen an. ,,Das wird es nicht Elisa, dass wird es nicht", flüstert er und drückt mich noch enger an ihn.

Ich muss wohl irgendwann vor lauter weinen eingeschlafen sein, denn ich werde durch ein kraulen auf meinem Kopf wach. Ich liege auf Wincents Brust und er tippt auf seinem Handy herum. Währenddessen krault er meinen Kopf und haucht mir ab und zu einen Kuss aufs Haar. Im Augenwinkel sehe ich wie er auf Instagram unterwegs ist. Kurz bleibe ich noch liegen und genieße ein bisschen seine Nähe. Wenn ich gerade hier so liege, habe ich das Gefühl als könnte mir niemals etwas passieren. Durch einen Hustanfall mache ich auf mich aufmerksam. ,,Du bist ja schon wieder wach", flüstert er überrascht und hilft mir hoch. Nachdem ich mich wieder beruhigt habe, kuschle ich mich wieder an seine Brust. ,,Elli, du brauchst keine Angst zu haben. Ich bin da", flüstert er mir ins Ohr und schlingt seine Arme fest um mich. ,,Wollen wir bisschen zu den anderen?", fragt er nach einer kurzen Zeit. Ich schüttle bloß den Kopf, denn rauszugehen macht mir gerade Angst. Aber nicht mit Wincent, er bekommt mich doch dazu aufzustehen und raus zu gehen. Krampfhaft kralle ich mich in seinen Arm fest, er muss mich quasi hinter sich her ziehen. Bei den anderen angekommen, schmeiße ich mich schon fast auf seinen Schoß. ,,Elli, wollen wir gleich das Q&A für Instagram drehen?", fragt Amelie plötzlich und schaut mich an.

Sofort schüttle ich den Kopf und will mich hinter Wincent verstecken. Ich bemerke die verwirrten Blicke der anderen auf mir. ,,Heute lassen wir das lieber" erwidert Wincent. ,,Wir haben es doch schon angekündigt", antwortet Amelie. ,,Es geht jetzt aber nicht", sagt Wincent und an seiner Antwort hört man, dass er keinen Widerspruch duldet. ,,Elli? Alles gut?", fragt Manu mich und schaut mich besorgt an. Abwesend schüttle ich den Kopf, nicke aber gleich darauf. Keine Ahnung was ich eigentlich mache. Ich bekomme einfach kein Wort heraus. Es war doch alles gut, warum wirft mich das jetzt wieder so zurück. Die Erinnerungen der letzten Wochen strömen plötzlich durch meinen Kopf und plötzlich schluchze ich auf. Augenblicklich liegen alle Blicke auf mir. Ich reiße mich von Wincent los und laufe einfach nur weg. Ich möchte aus der Situation raus, weg von allen Problemen, weg von der Angst. Warum wirft mich das alles so zurück? Es lagen doch einfach nur Blumen bei mir, warum macht mir das alles so eine unglaubliche Angst?