Zahlen

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"Darfst du nun Babysitter für das neuste Clanmitglied spielen Felix? Ich hätte eigentlich fest damit gerechnet, dass Aro Demetri auf sie ansetzt"


Felix warf Santiago nur einen amüsierten Blick zu und schloss die Tür zum Aufenthaltsraum hinter sich, nachdem Audrey eingetreten war und sich etwas scheu umblickte. Den Kommentar schien die junge Vampirin gar nicht wahrnehmen zu wollen, was Felix doch etwas verwunderte - denn Santiago hatte einen sehr - eigensinnigen Humor was neue Mitglieder im Clan betrifft. Allerdings wollte Felix gar nicht wissen, ob Demitri sich früher oder später damit herumschlagen müsste - denn jeder in der Wache wusste, dass er es hasste sich mit dem Training von neuen Vampiren herumschlagen zu müssen.


"Wer weis nach kommen kann Santiago - aber eins kann ich mit Sicherheit sagen, Demetri wird nicht begeistert sen - weist du noch was er mit dem letzten Vampir angestellt hat?", sagte Felix und erinnerte sich noch gut daran, wie genervt der Tracker hier aufgetaucht war und geflucht hat, was für einen unfähigen Vampir man nun schon wieder in ihre Reihen gelassen hat. Ob Santiago sich auch noch daran erinnerte?


"Man hat seinen abgerissenen Finger erst Wochen später finden können", grinste Santiago und seine Aufmerksamkeit glitt anschließend hinüber zu Audrey, die sich etwas abseits von Felix hingestellt hatte und auf Anweisungen zu warten schien.


"Ey! Wie viele Finger halte ich hoch - das heißt wenn du schon so weit zählen kannst"


Ein fieses Grinsen erschien auf dem Gesicht von Santiago und er hielt fünf Finger hoch, es schien ihn unheimlich zu amüsieren, dass Audrey sich offensichtlich nicht wie ein Erwachsener Vampir ausdrücken konnte, soweit man den einen Satz im Thronsaal richtig urteilen konnte, hatte die Blondine in der dritten Person von sich gesprochen.


"Ist sie taub oder so?", raunte er Felix zu und der fähige Kämpfer blickte zu dem Mädchen, dass den Kopf für einen Moment schief gelegt hatte und anschließend etwas verwirrt blinzelte. "Nicht das ich wüsste - vielleicht weis sie aber auch, dass du sie verarscht Santiago?", erwiderte Felix und lies sich auf einer der Sitzmöglichkeiten im Raum nieder.


"Ach ja Felix, dann hätte sie ja wohl reagiert, als nur den Kopf schief zu legen wie ein Welpe", erwiderte Santiago und schritt etwas auf Audrey zu - die automatisch etwas zurück wich - unwissend was der Vampir mit der dunklen Hautfarbe und den langen dunklen Haaren von ihr genau wollte. Sie wusste doch das es fünf Finger waren, warum sollte sie es laut aussprechen? Doch das er sich ihr nun nähert gefiel der Vampirin nicht wirklich. 


Immerhin hatte sie keinen Kontakt in den letzten 90 Jahren zu anderen Vampiren außer Caius, Aro, Marcus und dessen Frauen gehabt - sie wusste nicht was die Regeln für eine soziale Interaktion in diesem Raum, mit diesen beiden Vampiren waren.

"Zählen kann sie auch nicht - scheint nicht das einzige zu sein, was an ihr kaputt ist, wenn sie außerdem keine Frage beantworten kann. War das nicht Aros Anweisung gewesen? Das du unsere brennenden Fragen über dich beantwortest Blondie?", neckte Santiago die jüngere in einem sehr abschätzende Tonfall und rechnete, ebenso wenig wie Felix nicht damit, dass eine Antwort kommen würde. 


Aber Audrey antwortete ihm und ebenso wie bei Heidi konnten die beiden männlichen Vampire nun klar und deutlich die kindliche Stimme hören.

"Fünf - die Frage war ganz gemein. Audrey kann zählen - Santiago auch?"Etwas verblüfft war Santiago über den letzten Teil ihres Satzes, selbstverständlich konnte er zählen es war nur ein kleiner just for Fun Test, damit er sehen konnte wie sie wohl reagierte. Von Felix kam nur ein leises amüsiertes Lachen und die Frage an Santiago, ob er denn in der Lage war bis fünf zu zählen. Von Santiago kam nur ein leises Knurren und er lies sich ebenso wie Audrey auf einer der Sitzmöglichkeiten nieder.


"Wenn es um ein Kräftemessen geht, das sich über fünf Runden streckt wäre ich dabei Felix", meinte der dunkelhäutige Vampir nach einer Weile und Felix war schon gewillt darauf einzugehen, da überlegte er ob es nicht sinnvoller wäre wenn man es beim nächsten gemeinsamen Kampftraining heraus findet.


"Ich will nicht derjenige sein, der den Meistern erklären muss, warum erneut ein Tisch in den Aufenthaltsräumen kaputt gegangen ist - verschieben wir das auf das nächste gemeinsame Kampftraining", schlug Felix vor und das letzte mal als ein Tisch bei einem solchen spielerischen Kräftemessen zu Bruch gegangen ist, waren die Meister nicht sehr erfreut darüber."Du hast nur Schiss das du verlierst oder?", forderte Santiago einen spielerischen Kampf gerade zu heraus.


"Wohl kaum - du vergisst jedes mal, dass ich der stärkste Vampir des Clans bin, dir quasi überlegen bin?", konterte Felix und wenig später waren die beiden Vampire in ein Gespräch vertieft, wer von ihnen denn nun besser war in Angriffen und Kampftechniken.


Audrey hatte diesem schnellen Gespräch eine Weile gelauscht, musterte aber lieber die Einrichtung des Raumes. Es gab sogar einen Fernseher und etwas, dass die Vampirin entfernt an eine Radio erinnerte. 


Allgemein wirkte der Raum gemütlich und wenn die anderen Vampire hier die Pausen zwischen ihren Schichten verbrachten war es bestimmt eine Abwechslung für sie.

Nachdem Felix und Santiago ihre Diskussion beendet haben, waren einige Stunden vergangen und die Vampirin hatte sich daran versucht, den Fernseher zum laufen zu bekommen, war daran allerdings gescheitert. Sie wusste natürlich durch Erzählungen was dieses Gerät kannte und wozu es gut war, aber gerne hätte sie es im 'wachen Zustand' erlebt. Nun saß das Mädchen vor dem Fernseher und drückte etwas wahllos einige Knöpfe auf der Fernbedienung - erneut passierte nichts.


"Hat Audrey es kaputt gemacht?", fragte das Mädchen etwas schockiert schließlich Felix und nickte einmal auf den dunklen ausgeschalteten Fernseher und dann auf die Fernbedienung in ihrer Hand.


"Du musst zuerst den Einschalt Knopf und dann die Neun drücken - manchmal dauert es einen Moment", antwortete Felix.


"So viele Zahlen, nicht dass Sie noch überfordert ist", meinte Santiago etwas spitz und während Audrey versuchte dieser Anweisung Folge zu leisten und es nach einigen Versuchen auch geschafft hatte, den Fernseher zum Laufen zu bekommen, ignorierte Felix die Sticheleien - es war nicht sein Job Audrey davor zu schützen, auch wenn Santiago es besser wissen müsste und sich mit niemandem anlegen sollte, der eine engere Beziehung zu einem der Meister hat, als dass Santagio es jemals erreichen könnte. 


Der dunkelhäutige Vampir würde früher oder später aus seinen Fehlern lernen und Felix wusste genau, dass jeder Vampir irgendwann dort angekommen war, wo ein Schritt zuviel gewagt worden ist und er war gespannt heraus zu finden, wann Audrey der wohlbekannte seidenen Faden reißen würde. 


Vorerst aber verfolgte er das eingeschaltete TV Programm eher desinteressiert und fragte sich, ob in den nächsten Stunden noch jemand aus dem Clan zu ihnen stoßen würde.

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