Müde stieg Yeonyun aus dem Taxi. Der Fahrer gab ihm seinen Rucksack und die Reisetasche aus dem Kofferraum.
Mit einem gequälten Lächeln bezahlte er die Fahrt und legte noch ein ordentliches Trinkgeld obendrauf. Der Fahrer dankte, wünsche eine schöne Zeit und fuhr davon.
Yeonjun sah sich um. Überall lag hoher Schnee. Ein vom Schnee befreiter Weg führte zwischen den dichten Tannen hindurch. Hoffentlich war es nicht mehr weit bis zur Hütte.... Er zog die Kapuze zu, schulterte Rucksack und Tasche und stapfte los.
Nach einigen Metern konnte er die heimelige Hütte schon sehen. Es war ein Holzhaus im typisch rot-weißen Anstrich.
Wie hatte er sich auf diesen Tag gefreut. Fast zwei Jahre hatte er auf diesen Urlaub gespart und als er mit Dean im April das Reisebüro verlassen hatte, war er der glücklichste Mensch auf Erden. Leider war er schon zwei Monate später von Dean von Wolke 7 geschubst worden...
Nach drei Jahren hatte er die Beziehung beendet. Einfach so. Ohne Vorwarnung. Dean hatte noch nicht mal einen richtigen Grund genannt.
Und Yeonjun? Für ihn brach eine Welt zusammen. Er war die große Liebe gewesen. Vielleicht hätte er früher auf seinen Kumpel hören sollen. Der hatte ihm immer in den Ohren gelegen, dass er vorsichtig sein sollte. Dean wäre ein Blender und würde ihn nur ausnutzen - bis er was besseres gefunden hätte....
Seinem besten Freund war auch zu verdanken, dass er jetzt vor dieser wunderschönen Berghütte stand. Er wollte den Urlaub stornieren, als die Beziehung in die Brüche ging, doch Beom hatte drauf bestanden, dass er fährt. Er sollte dem Idioten zeigen, dass er auch ohne ihn Spaß haben konnte - außerdem hatte er hart gearbeitet und brauchte dringend Urlaub.Yeonjun ging direkt auf die Haustür, die ein süßer kleiner Weihnachtskranz zierte, zu und schloss auf. Der Schlüssel war für ihn direkt am Flughafen in einem kleinen Reisebüro hinterlegt worden.
Er streifte die schweren Stiefel von den Füßen und trat ein. Yeonjun legte die Tasche und den Rucksack unter die kleine Garderobe neben der Tür und sah sich um. Es gab keinen Flur. Die Haustür führte gleich in die gemütliche Küche. Küche und Wohnzimmer waren ein Raum. Gegenüber der Eingangstür gab es einen großen Kachelofen. Der Holzkorb daneben war gut gefüllt mit Feuerholz.
Bevor er seine Tour durchs Haus fortsetzen würde, würde er es erstmal warm machen - immerhin war er solche tiefen Temperaturen nicht gewohnt.
Nachdem das Feuer im Ofen knisterte, zog er die dicke Jacke aus und sah sich weiter um. Es war so schön und gemütlich. Sogar ein kleiner, noch ungeschmückter Tannenbaum stand da. Mit einem schmalen Lächeln ließ er die Fingerspitzen über die grünen Äste gleiten.
Auf dem Küchentisch stand eine große Obstschale mit roten, glänzenden Äpfeln - er liebte Äpfel - und Mandarinen, daneben ein Brief der Vermieter in perfektem Englisch. Nachdem er die Zeilen überflogen hatte, öffnete er den Kühlschrank. Die Buchung der Berghüte beinhaltete auch die Versorgung mit Lebensmitteln durch den Vermieter. Er hatte angegeben, ob es Unverträglichkeiten gab und was er gerne aß.
Verhungern würde er definitiv nicht. Yeonjun schnappte sich einen Apfel und setzte seine Besichtigung fort. Zwischen Küche und Wohnzimmer führte eine Tür ins Schlafzimmer. Es war rustikal und gemütlich. Vor dem Bett stand sein großer Koffer, den er vor ein paar Tagen schon vorausgeschickt hatte. Vom Schlafzimmer aus ging es in ein kleines Badezimmer.
Es war alles perfekt - fast perfekt... Wenn er nicht so alleine gewesen wäre.
Er wischte sich schnell eine Träne von der Wange und ging in die Küche und setzte den quietschroten Wasserkessel auf den Herd. Er durchsuchte die Schränke nach Tee, Kanne und Tasse. Als er alles gefunden hatte, bereitete er die Kanne vor und ging dann zurück ins Schlafzimmer. Er machte sich frisch und hüllte sich in gemütliche, warme Klamotten. Bevor er die Gegend erkunden würde, wollte er erstmal etwas schlafen. Sechzehn Stunden Flug blieben nicht in den Klamotten hängen...Als er wieder erwachte, war es am Dämmern. Er packte sich warm ein und stapfte los.
Der Weg, der von der Straße zum Haus führte, verlief in die andere Richtung weiter. Wenn Yeonjun den Plan noch richtig im Kopf hatte, ging es dort zu einem kleinen See. Während er durch den Schnee stapfte, hing er seinen Gedanken nach. Natürlich drehten sie sich immer wieder um Dean. Er vermisste ihn immer noch - oder viel mehr vermisste er das Gefühl, dass da jemand für ihn da war... jemand, mit dem er Momente, Erlebnisse und auch Gefühle teilen konnte. Wenn er ehrlich war, war das zwischen ihnen beiden schon länger nicht mehr der Fall gewesen. Dean hatte zwar Zeit mit ihm verbracht, aber meist hatte er sich dann mit seinem Handy, einem Computerspiel oder sonst etwas beschäftigt.... Das hatte Yeonjun aber nicht sehen wollen. Er seufzte. Als er aufsah, merkte er, dass es plötzlich stockdunkel geworden war. Nur der volle Mond und seine Stirnlampe, die er in weiser Voraussicht umgebunden hatte, spendeten ihm noch genug Licht, damit er sich in der eingeschneiten Umgebung zurecht fand. Das Mondlicht spiegelte sich auf den schneefreien Stellen des zugefrorenen Sees. Es war so wunderschön. Wie gerne hätte er diesen Anblick, diesen Moment mit jemandem geteilt. Eine Träne löste sich aus seinem Augenwinkel. Er wischte sie weg und sah zum Himmel. So viele Sterne. Plötzlich sauste ein strahlendes Licht vom Himmel herunter und erlosch. Eine Sternschnuppe... 'Ich wünsche mir jemanden, der mich ehrlich lieben kann', schoss es ihm durch seinen Kopf ...
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Der geheime Weihnachtswunsch
FanfictionOne-Shot - Fantasy - TXT - AU - Choi Yeonjun - Choi Soobin 🤗Achtung, es wird kitschig und zuckerstangensüß Der 23-Jährige Yeonjun verbringt ein einsames Weihnachtsfest in einer Berghütte in Schweden. Es war eigentlich anders geplant, aber sein...