28. Kapitel

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„Tot?", fragte ich erneut, wobei ich kaum glauben konnte, dass mir das passierte. Klaus saß erneut vor mir, da er mir wieder Essen gebracht hatte, und versuchte, mit mir smalltalk zu führen. Vergeblich! Denn nur Sekunden, nachdem er mir die Nachricht überreichte, dass meine Oma gestern Abend starb, begann ich zu schweigen, und nur ungläubig etwas herum zu flüstern oder die gleiche Frage mehrfach zu stellen.

Klaus hatte gemeint, dass Fünf meine Familie und Freunde beobachten lassen würde, falls etwas passiert, sodass ich davon Bescheid wissen würde. Tja, genau das geschah.

„Aber lass uns über positivere Dinge reden", meinte Klaus gespielt motiviert und nahm mir das Tablett ab, welches ich leichter machte, indem ich das ganze Essen darauf vernichtete, „Weißt du was morgen für ein Tag ist?"

„Sonntag?", fragte ich verwirrt und drehte eine Strähne meiner Haare um meinen Zeigefinger, „Zumindest glaube ich das, denn seit ich hier drin bin habe ich jegliches Gefühl für Zeit verloren."

„Okay, ich hab's verstanden", seufzte Klaus augenverdrehend, „Wir sind der Feind, weil wir dich von zu Hause entführt haben, allerdings..."

„Allerdings was?", fragte ich ironisch lachend, „Wie willst du rechtfertigen, dass dein Bruder mich vergewaltigt hat und keine Schuld in sich sieht?"

„Er liebt dich?", fragte er Klaus eher, als zu kontern, „Fünf würde jeden Menschen der Welt umbringen, damit du ihm verzeihst. Jeden Tag sitzt er eingesperrt in seinem Zimmer, und kommt nur runter, wenn seine Kaffeekanne leer ist."

„Also ballert er sich die ganze Zeit mit Koffein zu, um die Nächte wach zu bleiben", seufzend stützte ich meine Ellenbogen auf meine nackten Knie, „Höchstwahrscheinlich, damit Fünf glücklich daran denken kann, wie er ein dreizehnjähriges Mädchen gegen ihren Willen flach gelegt hat."

„Milly", verdrehte Klaus seine Augen, „Er hat eure ganze Zukunft durchgeplant. Es würde mich nicht wundern, wenn mein Bruder bereits dein Hochzeitskleid gekauft hat."

Schnaufend versuchte ich das Hemd, welches ich noch immer anhatte, runterzuziehen, während Klaus das leere Tablett in die Hand nahm und aufstand.

„Bis morgen!", grinste er, „Bis spätestens morgen!"

Augenzwinkernd schlug er die Tür zu, wobei ich leicht zusammenzuckte.

Entführt von einem Hargreeves || Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt