Müsste da nicht Musik sein

Kapitel 95

Wincent

Es sind mittlerweile einige Wochen vergangen. In diesen Wochen sind wir noch enger zusammengeschweißt. Wir haben unser Versprechen gehalten und uns sehr oft Zeit füreinander genommen. Die Arbeit hat aber auch nicht darunter gelitten. Ellis Album wird in ein paar Wochen wie geplant erscheinen und auch bei mir geht es immer mehr voran. Letzte Woche hatten Kevin und ich ein Treffen mit Universal, bei dem wir schon die groben Entwürfe vorgespielt haben. Wir haben geplant, dass im Januar die erste Single erscheinen wird. Gerade befinde ich mich in Scharbeutz. Wir sind gestern hoch gefahren, denn Elli hat endlich einen Termin in der Klinik bekommen. Ihr Gesundheitszustand war in den letzten Wochen ein auf und ab, deswegen mache ich mir recht viele Gedanken. Im Moment sitze ich im Wartebereich, denn Elli befindet sich gerade im MRT. Ich bete einfach nur inständig das es ihr soweit gut geht und das es nicht noch schlimmer geworden ist. 20 Minuten später kommt sie wieder zu mir uns lässt sich neben mich auf den Stuhl sinken. ,,Ich hasse es so sehr", seufzt sie. ,,Jetzt hast du es ja hinter dir", flüstere ich und nehme ihre Hand in meine. Nach weiteren unzähligen Untersuchungen, wird sie nach Stunden endlich zum Arztgespräch aufgerufen.

,,So Frau Kerper. Wir haben uns ihre Ergebnisse sehr sorgfältig angeschaut. Im großen und ganzen, hat sich ihre Zustand nicht drastisch verschlechtert. Das einzige was passiert ist, ihre Lungenfunktion hat sich um weitere 3% verschlechtert.", erklärt der Arzt ganz genau. ,,Und was bedeutet das jetzt genau?", fragt Elli vorsichtig. ,,Das bedeutet das sich ihre Lungenfunktion in den letzten fünf Jahren nur 3% verschlechtert hat. Bei ihrer Diagnose ist das ein guter Wert. Wer werden das jetzt im Augen behalten und ich werde ihnen noch ein Medikament verschreiben, welches sie bitte einnehmen." ,,Und warum hatte ich in den letzten Wochen/Monaten öfters schwere Anfälle?", fragt Elli nochmal nach. ,,Frau Kerper, ich habe ihnen damals schon gesagt, dass sie ruhiger machen müssen. Sie müssen auf ihren Körper hören und auch mal langsamer machen. Wir können froh sein, dass es ihnen heutzutage so verhältnismäßig gut geht", spricht der Arzt und schaut Elli eindringlich an. Nachdem wir noch ein paar Einzelheiten besprochen haben, verabschieden wir uns und machen uns auf den Weg zu meiner Mum. Dort werden wir gleich begrüßt und sie möchte gleich wissen, was los ist.

Den restlichen Abend hang ich mit Mum über meiner Buchhaltung, bis wir später recht früh schlafen gegangen sind. Gerade liege ich noch im Bett und werde erstmal wach. Seufzend drehe ich mich auf die andere Seite und stelle fest, dass Elli noch tief und fest schläft. Ich beobachte sie noch ein bisschen wie sie da so friedlich liegt. Nach einer Zeit stehe ich auf und gehe nach vorne in die Küche, schon von weitem höre ich Mum mit jemanden reden. Als ich um die Ecke biege, sehe ich Dina bei Mum am Tisch sitzen. ,,Was machst du denn hier?", frage ich überrascht. Erschrocken schaut sie mich an. ,,Du bist hier? Ist Elli auch hier?", fragt sie unsicher. Ich nicke einfach nur und laufe in die Küche um mir einen Kaffee zu machen. ,,Ich wollte es dir gleich sagen, sonst wärst du doch nicht reingekommen", höre ich Mum sagen. ,,Vielleicht ist es ja auch gut wenn Elli hier ist. Ich muss eh mit ihr reden", erwidert Dina als ich mich zu ihnen an den Tisch setze. ,,Mama", höre ich plötzlich Ellis leise Stimme hinter uns. Unsicher schaut sie zwischen uns hin und her. ,,Elli, ich muss mit dir reden", antwortet Dina. Elli kommt zu mir und setzt sich neben mich auf den Stuhl.

,,Als allererstes, es tut mir wahnsinnig. Ich hätte niemals dabei zusehen dürfen, wie dich dein Vater zerstört hat. Ich hätte dich beschützen müssen", sagt sie leise. ,,Vor ein paar Tagen ist es nochmal eskaliert. Mit Angelas Hilfe habe ich die Polizei gerufen und ihn rausgeschmissen", erwidert sie. ,,Oh Mama", haucht Elli und fällt ihrer Mum um den Hals. ,,Wie geht es jetzt weiter", frage ich nachdem wir geredet haben. ,,Ich habe mir die letzten Tage viele Gedanken gemacht. Mir wurde eine Stelle angeboten. Eine Schule hat mich als stellvertretende Schulleitung angefragt. Aber das wäre nicht hier im Norden", spricht sie und schaut uns lächelnd an. ,,Und wo wäre das?", fragt Elli unsicher. Mum schaut uns schon grinsend an. ,,Die Stelle wäre an einem Gymnasium in München. Ich habe schon mit Tommy und Leo geredet, sie damit einverstanden", erklärt sie. ,,Bei uns in München? Wie klasse wäre das denn", grinst Elli. ,,Und du wärst auch bereit nach München zu ziehen?", frage ich nochmal nach. ,,Ich glaube so ein kompletter Neuanfang würde uns allen gut tun", lächelt sie mich an. ,,Mama, wir würde das auch hinbekommen. Ich kann ja dann auch wieder öfters auf die Kleinen aufpassen", antwortet Elli.

Den restlichen Nachmittag haben wir damit verbracht schon einmal nach Wohnungen zu schauen. Wir haben sogar schon zwei Besichtigungstermine ausmachen können. Gerade sitze ich mit Tommy an den Hausaufgaben und Elli kümmert sich um Leos Aufgaben. Aber um ehrlich zu sein, könnte mir Tommy mehr beibringen als ich helfen könnte. Eine dreiviertel Stunde später räumen wir die Sachen ab und spielen erstmal eine Runde. Später am Abend kochen wir alle gemeinsam zu Abend und zwischendurch war ich mit Dina noch zu Hause und dort haben wir noch ein paar Sachen geholt, da wir ausgemacht haben, dass sie erstmal bei meiner Mum bleiben. Zu groß ist die Angst, dass Michael wieder auftaucht. Pünktlich liegen alle Kinder im Bett und wir großen lassen uns nochmal alle zusammen aufs Sofa sinken. Wir bereden nochmal einiges und so fallen wir zwei Stunden später müde ins Bett. ,,Ich bin so müde" seufzt Elli als ich mich neben ihr unter die Decke kuschle. ,,Dann schlaf" flüstere ich und hole mir nochmal einen Kuss ab. Kaum liegt sie angekuschelt an meiner Brust, ist sie schon eingeschlafen.