Türchen 15

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PoV. Namjoon

Mit einem Grinsen ziehe ich den hölzernen Schlitten hinter mir her, auf welchen Jin und ich gleich fahren wollen.

Naja, bisher weiß nur ich von der Idee, denn ich bin gerade auf den Weg zum eben genannten und möchte so unbedingt gemeinsam mit ihm rodeln. Vor allem, wenn es bereits so dunkel ist und uns keine Menschenseele mehr stören kann. Wir wären nur zu zweit und dies macht die Sache nur noch besser. Außerdem gibt uns der Sternenhimmel eine noch schönere Atmosphäre und dies möchte ich auf keinen Fall verpassen.

Immer wieder ertönt ein knarschendes Geräusch, während ich einen Schritt nach dem anderen tue und kurz strecke ich meine Hand heraus, worauf sich langsam immer mehr Schneeflocken sammeln. Diese schmelzen nach kurzer Zeit und hinterlassen eine winzige, nasse Pfütze.

Die Lichter in den meisten Häusern ist schon erloschen, was symbolisiert, dass die Menschen schon am schlafen sind, doch erhellen die Straßenlaternen mir den Weg und ich kann so erkennen, wo ich mich gerade befinde.

Da mein Weg nicht mehr weit ist, setze ich mich schneller in Bewegung und kann die Vorfreude kaum noch unterdrücken, da mir die Idee schon den ganzen Tag über im Kopf herumgeschwirrt ist und mir kaum Ruhe gelassen hatte.

Als ich das allzu bekannte Haus meines besten Freundes erblicken kann, renne ich fast schon auf die Haustür zu, was darauf zuführt, dass ich ins Rutschen komme und beinahe zu Boden falle. Zum Glück kann ich gerade noch mein Gleichgewicht halten und komme kurz vor der Haustür zum stehen. Peinlich berührt streiche ich eine Strähne unter meine Mütze und hebe meine Hand an, um zu klopfen.

Doch dann fällt mir ein, dass seine Eltern da sind und hole hastig mein Handy heraus, suche Jins Kontakt und drücke auf den grünen Hörer.

Einige Minuten lang klingelt es nur und ich will schon auflegen, als Jin plötzlich abnimmt und er sich leise räuspert. "Joon? Was ist los?" Fragt er leise und an seiner rauen Stimme kann ich erkennen, dass er gerade erst aufgewacht ist.

Kurz fühle ich mich schlecht, da er seinen Schlaf braucht und verdient und am liebsten würde ich wieder auflegen, doch tue ich dies nicht. "Hey. Es tut mir leid, dass ich mich nicht gemeldet habe. Aber...Uh...ich stehe hier vor deiner Haustür...und...ich uhm...würde gerne mit dir rodeln gehen. Ich weiß, es hört sich komisch an, vor allem, da es so spät ist. Aber glaub mir...sobald wir das erste Mal die Strecke gerodelt sind ...dann sind die Nebengedanken vergessen. Also ..es wird sich lohnen" Murmel ich verlegen und meine Wangen erhitzen sich, was zum Glück  von meiner vorherige Röte, welche durch die Kälte entstanden ist, überdeckt wird.

Für eine kurze Zeit ist Stille, ein wenig habe ich sorge, dass er wieder eingeschlafen ist, doch dann höre ich das Rascheln der Bettdecke und ein leises Grummeln von Jin. "Okay. Okay. Gib mir zehn Minuten. Dann bin ich unten bei dir" teilt er mir mit und ich nicke erfreut. "Alles klar! Lass dir ruhig Zeit!" Sage ich noch und lege dann auf.

Freudig warte ich dann hier auf Jin, während die Schneeflocken immer dichter werden und die Kälte immer mehr.

Nach circa fünfzehn Minuten öffnet sich leise die Haustür und Jin schlüpft heraus, umhüllt von einer warmen Winterjacke, einem Schal, einer Mütze und dicken Handschuhen. "Da bin ich!" Flüstert er lächelnd und ich ziehe ihn sogleich in meine Arme. "Tut mir wie gesagt leid. Aber ich wollte dies unbedingt mit dir tun" erwidere ich genauso leise und schaue für einige Sekunden in seine schönen Augen, ehe ich mich verlegen löse und den Schlitten, welchen ich vorhin losgelassen habe, in die Hand und schaue ihn erwartungsvoll an.

Schmunzelnd nickt er kurz und gemeinsam machen wir uns auf den Weg, eine Wiese mit einer Steigung zu finden. Denn dort kann man besonders gut rodeln. Hin und wieder sprechen wir über ein belangloses Thema aber ansonsten herrscht eine angenehme Stille zwischen uns.

Hin und wieder bekomme ich den Drang seine Hand zu berühren, doch widerstehe ich dem Drang so gut wie möglich. Oft schaue ich vom Augenwinkel zum älteren hinüber und kann das schnelle Herzklopfen einfach nicht verhindern.

Aber wie denn auch? Er ist der schönste Mensch, den ich je gesehen habe, sowohl innerlich als auch äußerlich.

"Ich glaube, dort ist eine gute Wiese" meint Jin plötzlich und deutet auf eine große Wiese mit einem kleinen Berg.

Perfekt zum Rodeln.

"Dann auf geht's!"

Vorfreudig gehen wir auf diese Wiese zu und steigen den kleinen Berg hinauf, bevor ich den Schlitten dann platziere. "Wer zuerst?" Frage ich und blicke ein wenig den Berg hinunter. "Ist mir relativ. Du kannst ruhig zuerst, wenn du möchtest" erwidert er und ich zucke mit den Schultern. "Mir ist es auch egal."

So fuhren wir eine kleine Diskussion, wer denn zuerst rodeln solle und irgendwann einigen wir uns darauf, dass wir dies gemeinsam tun werden. Zuerst setzt sich Jin auf den Schlitten und nimmt das Band, womit ich den Schlitten gezogen habe, in seine Hände. Danach setze ich mich, hinter ihn, hin und lege meine Füße auf die obere Seite des Schlittens.

Zögerlich schlinge ich meine Arme um seine Taille, um mich so gut festhalten zu können. Scharf zieht Jin die Luft ein, doch dann entspannt er sich und lehnt sich sogar etwas an mich heran. Wir schieben mit unseren Füßen den Schlitten an und so beginnt eine wunderschöne Fahrt, die ich definitiv nie mehr vergessen werde.

Laut lachen wir, während wir herunter segeln und mein Druck um seine Taille wird unbewusst stärker. Als wir unten angekommen sind, sieht mich Jin aus großen Augen an, welche vor Freude funkeln. "Du hattest Recht! Es macht so viel Spaß! Und wir sind alleine hier, was bedeutet, dass wir freie Bahn haben! Danke Joonie!" Glücklich umarmt er mich und schmunzelnd erwidere ich die Geste. "Kein Problem Jinie. Und nun lass uns noch eine Runde!" Rufe ich, steige ab und renne hoch. "Dieses Mal nimmst du den Schlitten!"

"Man, Namjoon!" Jammert Jin, doch kommt er schnell hinterher und die lustige und erinnerungsreiche Fahrt beginnt von vorne.

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