Taddl os ~ No feelings

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Taddl os ~ No feelings
Ich bin Thaddeus Tjarks. Ich habe mich umgebracht. Ja. Ich hatte meine Gründe. Die erzähle ich euch jetzt.
Ich lag in meinem Bett, wie jeden Abend. Immer das gleiche. Der gleiche Tagesaublauf, immer mit den selben Personen, immer mit der gleichen Umgebung, immer mit der gleichen Arbeit. Immer erinnert man sich an die gleiche Vergangenheit, immer denkt man gleich über das Jetzt, immer macht man sich die gleichen Gedanken über die Zukunft. Ich habe keine Lust mehr. Ich könnte alles ändern, doch es würde sie verwundern. Ich könnte alles verlassen und neu anfangen, doch es würde sie enttäuschen. Ich könnte alles aus einem anderen Blickwinkel sehen, doch es würde nichts ändern. Ich sehe keinen Sinn mehr. Sie fragen mich, doch es bringt nichts. Sie reden mir Dinge ein, doch es bringt nichts. Sie bringen nichts. Wieso nehme ich rücksicht auf sie? Wieso tue ich es nicht einfach? Wieso achte ich auf ihre Meinung. Wieso? Ich erwachte aus meinen Gedanken und steuerte auf das Bad zu. "Taddl?", hörte ich Ardy aus dem Wohnzimmer. Ich antwortete nicht. Ich will nicht. Ich hörte Schritte auf mich zu kommen. "Ich rede mit dir." "Ich will aber nicht mit dir reden." "Was ist los mit dir? Du hast zu nichts mehr Lust, machst nichts mehr mit deinen Freunden, nichts mehr mit mir." "Das ist es. Wieso soll ich rücksicht auf euch nehmen, wenn es mir nichtmal gut geht?" Er sah mich entgeistert an. "Wieso geht es dir nicht gut?" "Ich habe keine Lust mehr." "Wieso? Du hast ein beinahe perfektes leben. Freunde, die immer zu dir halten. Ein Hobby, mit dem du Geld verdienst. Eine Community, die immer zu dir steht." "Alles ist immer gleich. Immer. Ich habe keine Lust mehr darauf. Dieses Leben scheint fast perfekt, aber das ist es nicht, glaub mir." Und mit diesen Worten lief ich an ihm vorbei. Geradeaus ging ich aus der Wohnung. Es stürmte Draußen und es war kalt. Ich hatte keine Jacke an, doch es störte mich nicht. Alle sahen mich an, doch es stört mich nicht. Ich lief bestimmt auf eine Brücke hinzu. Meine Freunde werden traurig sein, aber ich nicht. Sie werden mich auf dieser Welt vermissen, aber ich nicht. Sie werden sich fragen, warum? Aber ich nicht. Ich sollte mich bedanken, immerhin wünschen sich viele so ein Leben, wie ich es hab. "Danke. Danke an das Wesen, das mich schuf. Danke. Danke an die, mit denen ich mein Leben von Anfang an teile. Danke. Danke an die, die mich immer unterstützen. Danke. Danke an Ardy, der meine bessere Hälfte ist. Danke. Danke an alles und jeden.", flüsterte ich leise vor mich hin. Ich machte einen Schritt näher an das Geländer der Brücke und lehnte mich an es. Ich schnappte nach der kalten, verbrauchten, dreckigen aber doch süßen Erdenluft, die ein wohliges und eisiges Gefühl in meiner Kehle da ließ. Ich lehnte mich an das Geländer und sah nach oben in die Luft und nach unten aufs Wasser. Nach oben, zu der reinen Luft werde ich kommen, wenn ich gut war. Nach unten, zum Wasser jedoch, wenn ich schlecht war. Eins. Ich wage mich auf die andere Seite des Geländers. Zwei. Ich sog noch einmal die kalte und klare Luft ein. Drei. Mein Blick fokussiert sich auf das wildumherschlagende Wasser. Vier. Ich spreche meine letzten Worte aus: "Auf Wiedersehen." Fünf. Ich lasse los und falle. Die Erde hat nun einen Bewohner weniger.

Natürlich musste Wattpad zuerst die Hälfte löschen und ich konnte es nur halb so gut, wie es vorher war nachschreiben ._.

tardy oneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt