Kapitel 30

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Ich riss das Shirt an meine Brust und drehte mich in seine Richtung. Ein Schrei wäre beinahe über meine Lippen gekommen, da Tyrone mich derart überrascht hatte. Ihn nun im Türrahmen gelehnt zu sehen war der pure Schock. Ich hatte ihn absolut nicht gehört, obwohl er erst die Zimmertür hatte aufsperren müssen, was ich bemerken hätte sollen. Ich war offensichtlich viel zu abgelenkt gewesen.

Seine bedrohliche Aura umgab ihn und dieser Blick könnte tödlich sein. Schlimmer wurde es durch seine eiskalte Tonlage, als er fragte: "Und hast du genug durch meine Sachen gewühlt?"

Heilige Mondgöttin.

Er hatte es kapiert oder mich dabei erwischt. Egal was davon, ich hatte schlechte Karten. Vermutlich konnte ich dankbar sein, wenn ich das überlebte.

Die Schublade mit der Unterwäsche genauer anzusehen war eine dumme Idee gewesen und das Fotoalbum erst recht.

Aurore rief aufgebracht: "Ich habe es dir ja gesagt! Jetzt kommt die Strafe! Und die hast du sogar noch verdient!"

Naja, noch war nicht gesagt, ob Tyrone uns wirklich erwischt hatte oder gerade erst in den Raum gekommen war. Eventuell war das nur geraten.

Deshalb fragte ich mit einer erstaunlich festen Stimme: "Wie kommst du darauf? Warum sollte ich das tun?" Ich versuchte mich an einem unschuldigen Blick, der hoffentlich funktionierte.

Tyrone hob eine Augenbraue und musterte mich. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, weil ich mich ertappt fühlte. Allerdings musste ich seine nächsten Worte abwarten, um zu wissen, ob er lediglich spekulierte.

"An deiner Stelle würde ich mich niemals anlügen. Das endet nämlich nie gut."

Meine Gedanken fingen zu rasen an, denn ich fragte mich, wie genau ich darauf reagieren sollte. Falls Tyrone absolut nichts gesehen hatte, würde ich mich selbst verraten, wenn ich es ansprach. Nur könnte dieses Verhör ein Test sein, ob ich ihn anlügen würde. Ich musste mir meine nächsten Worte gut überlegen. 

In der nächsten Sekunde stand er direkt vor mir und diesmal schrie ich laut auf. Ich wollte einen Schritt zurückweichen, allerdings hielt mein Mate mich an meiner Hüfte fest. Die Funken waren sofort zu spüren, da seine Finger dank meiner knappen Kleiderwahl direkt auf meiner Haut zu spüren waren. 

Diese Empfindung war unbeschreiblich und fühlte sich unfassbar gut an. Etwas, dass ich niemals hatte in seiner Nähe spüren wollen.

Langsam wanderte mein Blick hoch zu ihm, bis unsere Augen aufeinander trafen. Dieses emotionslose Gesicht war schwer zu deuten. Ich hatte null Ahnung, was in diesem Mann vorging. 

In einer rauen Stimme und leise sagte er: "Das nächste Mal solltest du die Tür absperren, wenn du dich ungestört umziehen willst. Das gerade war praktisch eine Einladung an mich."

Scheinbar war das vorherige Thema vergessen, wenn er darauf zu sprechen kam. Einerseits war das eine Erleichterung andererseits sehr unangenehm.

Ich öffnete meinen Mund, um etwas zu erwidern, aber es folgte kein Ton über meine Lippen. Dieses männliche Wesen war mir viel zu nahe und die Funken waren ein wahrer Fluch. Meine Konzentration ließ zu wünschen übrig.

Sein Griff wurde fester, als er anmerkte: "Du machst mich wahnsinnig, Mate." Wer weiß, ob das positiv oder negativ war, vermutlich zweiteres.  

Seltsamerweise brachte ich hervor: "Könntest du mich bitte loslassen und einen Schritt zurücktreten?" Meine Stimme hatte es gerade noch geschafft diese Worte verständlich hervorzubringen.

Tyrone beugte sich zu mir und flüsterte in mein Ohr: "Wenn du das wirklich willst, kann ich das machen. Jedoch glaube ich nicht, dass du das tust." 

Nein, ich wollte auch, dass er blieb und diese Funken wollte ich weiterhin spüren. Sie waren viel zu herrlich und es sollte niemals enden. 

Als er mir einen sanften, kurzen Kuss in meine Halsbeuge gab, biss ich mir auf die Unterlippe, um keinen Ton von mir zu geben. Das war wie eine kleine Explosion gewesen, die mich fast vor Herrlichkeit umgebracht hätte.

Göttin, meine Selbstbeherrschung wurde soeben hart auf die Probe gestellt. 

Danach fragte Tyrone: "Soll ich dich immer noch loslassen und Abstand halten?" Mittlerweile tat es weh so sehr biss ich mir auf die Unterlippe, damit ich still blieb. Es wäre ein fataler Fehler ihm die Wahrheit mitzuteilen.

Um es mir schwerer zu machen, küsste er sich seinen Weg über meinen Hals nach oben. Es zog mir die Gänsehaut dabei auf, da es mir derart gefiel. Mit jedem einzelnen Kuss wurde mir heißer und ich wollte, dass er mir endlich einen richtigen auf die Lippen gab. 

Neben meinem Mundwinkel hörte mein Mate auf und blieb mit seinen Lippen kurz vor den meinen stehen. Es war wie eine grausame Qual und das innere Verlangen meine auf die seinen zu drücken war gigantisch. Vor allem da nur dieser minimale Abstand zwischen uns war. Es wäre so einfach ihn endlich richtig zu küssen. Ich müsste mich nur leicht vorbeugen.

Tyrone meinte in seiner unglaublich männlichen Stimme: "Du hast Glück, dass ich meinen Wolf unter Kontrolle habe. Er hätte längst ganz andere Dinge mit dir angestellt." 

Aurore sagte leicht benommen: "Ich wäre voll dabei. Aurela, gib dir einen Ruck. Du willst es doch auch." Ich ignorierte sie vollkommen, eher erreichte mich ihre Aussage kaum. Mein Hirn setzte diese nicht um und ihre Stimme war mehr ein Hintergrundgeräusch. 

Ich war ganz gefangen von diesen dunkelgrünen Augen und diesem Moment. Es fühlte sich magisch an und mittlerweile war die Kälte aus seinen Zügen verschwunden. Das war ganz ein anderer Mann, wie ich ihn bis jetzt kennengelernt hatte. 

Genau dieser Gedanke holte mich in die Realität. 

Was tat ich da?

Der Typ war eigentlich keiner von der freundlichen Sorte. Ich sollte ihm fernbleiben und niemals auf ihn hereinfallen. Alleine wegen dieser wahnsinnigen Familie, die mich mit hoher Wahrscheinlichkeit umbringen wollte. Von seinem bisherigen Verhalten schon mal abgesehen. Es war dringend notwendig, dass ich dieser Situation entfloh.

Ich wollte mein Gesicht abwenden, aber kaum wollte ich das tun, nahm Tyrone seine Hände von meiner Hüfte und nahm mein Gesicht in seine Hände. Dadurch war ich schnell wieder ihm zugewandt. Ich bekam keine Chance zu reagieren, denn seine Lippen trafen sofort auf die meinen. 

My heartless Mate | ✔️ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt