Das Meer so Dunkel

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Dunkelheit umgab mich. Eigentlich wie immer, nur war diese Dunkelheit dem Meer zuzuschreiben. Die Dunkelheit war befriedigend, half mir dabei, meine Gefühle zu ordnen. Ein Blick auf meine Luftdruckanzeige ließ mich in Gedanken aufseufzen. Der Sauerstoff würde nur noch für eine halbe Stunde reichen und die brauchte ich noch zum auftauchen. Einen letzten, wehmütigen Blick zurückwerfend auf den schwarzen Abgrund vor mir drehte ich mich langsam um und begann, die vielen Meter nach oben zu schwimmen. Mit jedem Beinschlag und Armzug entfernte ich mich mehr vom Meeresgrund und ließ alle meine negativen Gedanken da unten. Alle Gedanken, die mit meiner Familien oder mit meinem Ex-Freund zu tun hatten. Alle blieben im dunkeln zurück, viele Meter unter dem Meeresspiegel, weit weg von mir. Nur mein Name blieb, und mein größter Wunsch.

Mein Name ist Akuya Aqua, Doktor der Archäologie und ich wollte Atlantis finden, die versunkene Stadt, die meine Eltern auf dem Gewissen hatte. Die Stadt, um die sich so viele Sagen drehten. Die Stadt, die bisher noch nie von einem Menschen gefunden worden ist. Und dies ist meine Geschichte.

Der Wellengang war stark, als ich auftauchte. Verwundert schaute ich mich um. Als ich vor einer Stunde hier abgetaucht war, war es noch Windstill und die Wellen waren eher klein und unbedeutend. Links von mir war zum Glück noch das Boot, mit dem ich hier hingekommen bin. Natürlich bin ich nicht alleine hierher gekommen, mein bester Kumpel Lucien hatte mich gefahren und dieser tiegerte an der Reling herum und schaute sich nach mir um. Sein brauner Haarschopf wackelte nach links und rechts, als würde er den Kopf schütteln. Dann entdeckte er mich und entspannte sich sichtlich.

,, Aky!", rief er mich mit meinem Spitznamen und ich schwamm gemütlich zu ihm hin.

,,Alles in Ordnung?", wollte ich wissen.

,,Jain. Eben waren Steuerbord einige Haie aufgetaucht. Aber anscheinend haben sie dich nicht bemerkt, sonst wärst du jetzt vermutlich Fischfutter", erklärte er mir und half mir aus der Halterung von den Sauerstoffflaschen. Erleichtert bewegte ich meine steifen Schultern. ,,Können wir nach Hause?", fragte ich und ließ mich auf eine Sitzbank des Motorbootes nieder.

,,Klar. Ich habe übrigens einen Anruf von unserem Team bekommen", sagte er nervös. Ich sprang wie von der Tarantel gestochen auf.

,,Haben sie was gefunden?", hackte ich aufgeregt nach. Er schluckte, dann antwortete er.

,,Ja. Auf den Sensoren haben sie Unebenheiten entdeckt. Könnten Tempelanlagen oder ähnliches sein."

Ich zappelte auf der Stelle herum.

,,Haben sie auch das U-Boot auf dem Radar?"

Dieses U-Boot war das wichtigste für mich, denn mit diesem waren meine Eltern versuchsweise getaucht, aber nie mehr nach oben gekommen. Lucien schüttelte den Kopf.

,,Noch nicht, tut mir leid." Er sagte es voller Mitgefühl, denn auch er wusste wie es war, geliebte Menschen zu verlieren, ohne zu wissen, warum. Bei ihm war es seine ältere Schwester gewesen, die auf einem Flug über das Bermudadreieck verschwand. Sie und das Flugzeug wurden noch nicht gefunden.

,,Können wir direkt dorthin fahren?", fragte ich nervös.

Er seufzte. ,,Aky, du bist eben erst wieder aufgetaucht. Nehme dir Mal bitte zwei Stunden Pause", bat er mich, aber davon wollte ich nichts hören.

,,Bitte!", bat ich noch einmal und dieses Mal nahm er Kurs auf unsere Team-Station, nahe des Condado Beach. Der weiße Sandstrand erstreckte sich Kilometer weit und einige glänzenden Hochhäuser ragten in den hellblauen Himmel.

Wir legen am Steg unseres Teamhauses an und würden direkt von Lizzy begrüßt, eine gelernte Archäologin, welche durch ihre roten Haare unverkennbar war.

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