"Polizeinotrufzentrale, wie können wir Ihnen helfen?", meldete sich eine weibliche Stimme bei mir.
"Bitte... Jemand versucht meine Tür aufzubrechen. Ich habe eine solche Angst... Bitte... er darf nicht wieder... Oh Gott", presste ich zwischen Schluchzern heraus. Ich zog meine Beine an meinen Körper und versuchte irgendwie Luft in meine Lungen zu kriegen.
"Okay, können Sie uns die Adresse nennen, bei der Sie sich gerade befinden, damit wir jemanden hinschicken können?". Ein lautes Geräusch ertönte von meiner Haustür und ich zuckte zusammen und machte mich noch kleiner. Ich schloss meine Augen und atmete bebend ein und aus, doch es half nicht gegen die Angst, die von mir Besitz ergriffen hatte.Das Geräusch versetzte mich in die Situation zurück, als Logan herausgefunden hatte, dass auf einem Mädelsabend mit ein paar Freunden Olives Bruder uns für eine kurze Zeit Gesellschaft geleistet hatte. Er hatte den Stuhl umgestoßen auf dem ich saß und ich war so hart mit dem Kopf auf dem Boden aufgekommen, dass ich kurzzeitige Sterne gesehen hatte. Schmerz explodierte in meinem Kopf. "Du miese Schlampe. Du hast mich angelogen. Hast du ihm schöne Augen gemacht, huh? Wolltest du deshalb unbedingt dahin gehen? Antworte mir gefälligst, wenn ich mit dir rede!".
"Miss, sind Sie noch da?", ertönte die Stimme der Frau erneut und ich ballte meine Hände zu Fäusten, um das Zittern in den Griff zu kriegen und schaffte es endlich ihr meine Adresse mitzuteilen. "Gut, es ist jemand unterwegs zu Ihnen. Können Sie bitte in der Leitung bleiben, bis der Wagen ankommt?". Ich nickte, nur um zu bemerken, dass Sie das ja nicht sehen konnte. "Ja", krächzte ich. "Okay, können Sie mir ihren Namen sagen?", fragte sie und ihre ruhige Stimme trug dazu bei, dass ich selbst ein wenig. "Mein Name ist Gillian Roberts", sagte ich. Das Geräusch von einer Computertastatur erklang. "Das machen Sie gut, Miss Roberts", lobte sie mich. "Es ist gleich jemand bei Ihnen".
Ein Schauder rann über meinen Körper und erneut ließ ein lautes Geräusch mich zusammenzucken. Oh Gott, war dass das Splittern von Holz? Mein Atem verschnellerte sich wieder und ein leises Wimmern entfuhr mir.
"Hey, bleiben Sie bei mir. Atmen Sie mit mir gemeinsam ein und aus". Sie holte hörbar Luft und ich schloss erneut die Augen und konzentrierte mich auf ihre Stimme und versuchte mit ihr gemeinsam zu atmen. Es half tatsächlich ein bisschen. "Gut machen Sie das". Erneut ertönte das Klackern einer Tastatur. Es beruhigte mich irgendwie. "Ist es okay, wenn ich Ihnen ein paar weitere Fragen stelle?", fragte sie.
"Ja", wisperte ich.
"Okay, wo genau in ihrer Wohnung befinden Sie sich gerade?".
"Im Badezimmer".
Erneutes Tastaturklackern.
"Kennen Sie denjenigen, der versucht einzubrechen?".Mein Herz setzte einen Schlag lang aus. Hier war der Moment, in dem ich eine Entscheidung treffen musste. Wenn ich Logan verriet, dann gab ich auf. Ich riskierte, dass meine Halbschwester ebenfalls durch die Hölle gehen musste, etwas was ich mir geschworen hatte zu verhindern. Aber wie weit konnte ich mein eigenes Leben in Gefahr bringen, um sie zu schützen? Logan war nicht nur gewalttätig, sondern schien mittlerweile auch bereit zu sein in meine Wohnung einzubrechen. Und unter dem Einfluss von so viel Alkohol, hatte ich mittlerweile keine Ahnung mehr, was er tun würde. Logan schien in der Zeit, in der ich ihn nicht mehr gesehen hatte, noch unberechenbarer geworden zu sein.
"Ja", wisperte ich nach einer gefühlten Ewigkeit und die Tränen begannen wieder zu laufen.Ein lauter Knall ertönte und ich hörte das Splittern und Knacken von Holz. Mein Herz sank zu meinen Knien. Ich hatte keinen Zweifel daran, dass Logan es geschafft hatte meine Tür endgültig aus den Angeln zu reißen. Panisch robbte ich von der Tür weg. "Er ist hier. Er ist hier. Er ist hier", wimmerte ich. Die Frau sagte noch irgendwas, doch durch das Rauschen meines Blutes konnte ich sie nicht verstehen. Das Einzige was ich hörte, waren Schritte, die sich der Tür näherten. Ich schüttelte den Kopf und kniff die Augen zusammen, machte mich so klein wie möglich. Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Nur noch zusammenhangslose Fetzen erreichten tatsächlich mein Bewusstsein. Jede Zelle meines Körpers hatte nun in den Überlebensmodus geschaltet.

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The Chaos I fell for
ContoDie Weihnachtszeit steht bevor - eine der schönsten Zeiten im Jahr findet Gillian. Nachdem sie im letzten Jahr eine hässliche Trennung durchgemacht hat, ist sie entschlossen sich in diesem Jahr völlig auf sich selbst zu konzentrieren. Außerdem hat...