Chapter Eighteen

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Georges PoV

Ich spürte Nicks starrenden Blick auf mir, während wir am Abend auf seiner Couch lagen und seine Serie weiter schauten. Ich trank einen Schluck aus meiner Bierflasche, die wahrscheinlich schon meine dritte hintereinander war und schaute ihn an.

,,Was?'' entfuhr es mir.
Er starrte mich mit diesem bemitleidenden Gesichtsausdruck an.
,,Wie lange hast du vor, das noch durchzuziehen?'' fragte er.
,,Keine Ahnung wovon du redest'' murmelte ich und richtete den Blick wieder zum Fernseher.

,,Seit zwei Tagen verkriechst du dich bei mir und gehst ihm völlig aus dem Weg'' fing er an.
,,Wie lange hast du vor, das noch durchzuziehen?'' fragte er erneut.
Ich schaute ihn wieder an.
,,Wie lange hatte er vor seine Lügen noch durchzuziehen?'' fragte ich ihn nun.

Nick seufzte.
,,Er hat sie im Stich gelassen und uns alle belogen, ja. Aber letztendlich war er für sie da und hat es zugegeben'' sprach er weiter.
,,Nachdem sie fast gestorben wäre'' fügte ich hinzu.

,,George...'' sagte er meinen Namen.
,,Er ist nicht dein Vater.''
Als er das sagte, weiteten sich meine Augen.
,,Du darfst deinen Hass und dein Leid wegen deines Vaters nicht auf Clay übertragen...'' sagte er.

Ich war sprachlos. Warum glaubte er, dass ich meine Gefühle auf Clay übertrug? Hier ging es weder um mich, noch meinen Vater. Hier ging es um Clay und was er getan hatte. Je mehr ich über diese Worte nachdachte, desto mehr fiel mir auf, dass ich meine Gefühle wirklich auf ihn übertrug.

Nun seufzte ich.
,,Was er getan hat, war trotzdem falsch...'' murmelte ich.
,,Das weiß er.''
,,Und warum hat er dann nichts getan? Weiterhin alle belogen?'' fragte ich.
,,Weil er Angst hatte.''
,,Ach bitte'' zischte ich.

,,Hör zu...'' fing er erneut an.
,,Ich weiß, dass das fast unmöglich ist nachzuvollziehen oder zu ignorieren, wie falsch es von ihm war, aber er ist dein Freund, dein bester Freund - ''
,, - er braucht dich jetzt am meisten.''
,,Hilf und zeig ihm ein guter Vater zu sein. Einen den weder du noch Josy bisher hatte.''
Was er sagte, berührte wirklich mein Herz. So gefühlvoll kannte ich diesen Idioten gar nicht.

Ich schloss meine Augen und atmete einmal tief ein und aus.
Das letzte Mal hatte ich Clay vor zwei Tagen im Krankenhaus gesehen.
Das letzte Mal als wir miteinander gesprochen hatten ging es nicht wirklich gut aus.

Von Kim wusste ich, dass Josy heute Morgen wieder entlassen wurde und nach Hause konnte. Ich fühlte mich schuldig für das, was passiert war und gab Clay gleichzeitig die meiste Schuld, dabei konnte weder er dementsprechend noch ich wissen, dass sie eine Allergie hatte.

Zugegeben, vermisste ich Clay. Ihn so zu behandeln tat mir genauso weh wie vermutlich ihm. Ich tat es nicht mit Absicht, ich konnte ihm einfach vorerst nicht mehr in die Augen schauen. Es war schwer zu akzeptieren, dass er so etwas getan hatte.

Ich dachte, ihn kennen zu würden. Nun fragte ich mich jedoch, wer er eigentlich war oder ob er wirklich der war, für den ich ihn die ganze Zeit über gehalten hatte. Wie konnte jemand so vertrautes einem so verfremdet plötzlich vorkommen?

Alles worum ich ihn immer gebeten hatte, war keine Geheimnisse vor mir zu haben oder mir vor allem ins Gesicht zu lügen. So oft hatte ihn gefragt, ob alles in Ordnung wäre. Ob er etwas über den Vater von Josy wüsste. Selbst da hatte er noch gelogen.

Vertraute er mir wirklich so wenig?
Gut, ich hatte nicht die beste Reaktion, doch konnte man mir das wirklich übel nehmen?
Er hatte es nur vor mir zugegeben, da Josys Leben davon abhing. Wäre das nicht passiert, würde ich noch immer nichts davon wissen.

Was mich vermutlich wirklich am meisten einfach frustrierte war der Gedanke oder die Tatsache, dass er mir nicht genug vertraute. Ich dachte immer, dass er sich mir mit allem anvertrauen würde, da ich schließlich auch dafür da war, doch das tat er nicht.
Wie sollte ich ihm jedoch nach dem ganzen noch wirklich vertrauen können?

Ich öffnete meine Augen wieder und schaute Nick an.
,,Ich gehe hoch'' sagte ich. Er schaute mich erleichtert und zufrieden an, während er stumpf nickte. Ich stellte die Flasche auf den Couchtisch und stand auf.

,,Danke, dass ich bei dir bleiben durfte'' entgegnete ich ihm mit einem sanften Lächeln, bevor ich die Treppen im Treppenhaus hinauflief und die Wohnungstüre leise aufschloss. Sofort bemerkte ich, dass in der gesamten Wohnung Licht aus war.

Ich vermutete, dass Clay schlafen würde, daher versuchte ich noch leiser zu sein. Im Dunkeln schlich ich zum Schlafzimmer und stieß mir am Bett den Zeh, wodurch ich mir ein Fluchen unterdrücken musste.

Als mein Handybildschirm aufleuchtete, da mir jemand geschrieben hatte, füllte sich der Raum mit etwas Licht, wodurch ich realisierte, dass Clay gar nicht hier war.


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Where could he be?

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