The Gang - Weihnachtsspecial

Das erste Weihnachten

Ellie

Dicke Schneeflocken rieseln vom Himmel, zerplatzen nass auf meinem Gesicht und trüben mir die ohnehin schon trübe Sicht in den Dezemberhimmel.

Fröstelnd ziehe ich meine Jacke fester und bin froh, die große Schiebetür des Terminals zu erreichen.

Im Inneren des Flughafens erwartet mich eine warme Wand - geschwängert von allerlei weihnachtlichen Gerüchen, Geräuschen und Bildern, die da nicht hingehören. Ungläubig unterstehe ich der Versuchung, meine Augen zu reiben, stattdessen lege ich den Kopf in den Nacken, um die riesige Tanne in all ihrer Pracht zu bewundern.

Hier steht wirklich ein Weihnachtsbaum.

Mitten in der riesigen umfunktionierten Flughafenhalle.

Auf zwei Leitern links und rechts entdecke ich zwei mir sehr bekannte Gesichter. Blake (auf der linken Seite des Baumes) hält das eine Ende der überdimensionalen Lichterkette, Spencer (dementsprechend auf der rechten Seite beschäftigt) das andere. Beide balancieren auf den Leitern, während sie sich gegenseitig anschnauzen, dieses und jenes nicht richtig zu machen. Ich sehe schon beide mit der Tanne zu Boden gehen.

»Hey«, mache ich mich noch immer mit zurückgelegtem Kopf bemerkbar. »Was genau wird das hier?«

Spencer schwankt, als er bei meiner Stimme beinahe das Gleichgewicht verliert. »Boah, Prinzessin. Ich dachte, du bist ein bisschen gewiefter, was deine Auffassungsgabe angeht.« Mit zusammengekniffenen Augenbrauen wirft mein manchmal sehr genervter Freund mir einen Blick zu. »Heute ist Weihnachten.« Diese Worte kommen schon wesentlich weicher.

»Ja ... ich weiß«, murmle ich amüsiert und mein Blick zuckt zu Blake, der so aussieht, als hätte ich ihn beim Fremdgehen erwischt. Unbehaglich streicht er sich durch die schwarzen Haare und wirft seinen Rest der Lichterkette einfach auf die Tanne. Er mag es nicht, bei derart normalen Tätigkeiten beobachtet zu werden.

»Ey Mann, so nicht«, blafft Spencer ihn an. »Mach das ordentlich!« Ein weiterer Blick zu mir folgt: »Baby, was machst du schon hier? Wir wollten dich überraschen.«

Grinsend sehe ich mich um. »Indem ihr den ganzen Flughafen dekoriert?« Ich kann mir das Lachen nicht mehr verkneifen, als ich die ganz in Schwarz gekleideten Mitglieder der Gang sehe, die ein gigantisches Lebkuchenhaus aus dem Küchenbereich tragen. Auf ihren Köpfen sitzen Weihnachtsmannmützen. Sie nicken mir freundlich zu und manövrieren ihre Fracht zu viert auf die Rolltreppe.

Was ist hier los?

Mein Blick schweift nach rechts, wo ich einen silbernen Haarschopf entdecke. Zac sitzt auf dem Boden und schnitzt. Trotz der Entfernung brennt mir sein lodernder Blick auf der Haut. Rasch setze ich mich in Bewegung und gehe dicht neben ihm in die Knie. Langsam dreht er den Kopf und schenkt mir ein schiefes Grinsen. Seine tätowierten Arme bewegen sich weiter. Ich sehe auf seine Finger, die das Messer schnell und akribisch über das kleine Holzteil fliegen lassen. »Und du ...«

»Ich schnitze die Deko für den da«, er hält in seinem Tun inne und deutet geschmeidig mit der Messerspitze in Richtung der Tanne, an der Spencer und Blake den Kampf mit der Lichterkette wieder aufgenommen haben.

»Für den Baum?«, hake ich amüsiert nach und betrachte den kleinen Engel in seiner Hand. »Oh wow«, stoße ich aus. »Der ist wunderschön, Zac!«

Sein wie immer leicht psychotisches Grinsen lässt meinen Magen kribbeln, und gleich darauf rauscht eine Gänsehaut über meinen Rücken, als er die Messerklinge in einer schwungvollen Handbewegung unter mein Kinn bringt.