Kapitel 16

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POV Izuku

Etwa eine halbe Stunde später standen sie zusammen im Aufzug. Katsuki hielt die Tragegriffe der beiden Reisetaschen in nur einer Hand und Izuku trug seinen Rucksack über einer Schulter.

Bevor sie die Wohnung verlassen hatten, hatte Katsuki dem Omega die Kapuze des Hoodies über die grünen Locken gezogen und ihm eine Sonnenbrille auf die Nase gesetzt, die der Alpha auf der Anrichte bei der Wohnungstür gefunden hatte.

In diesem Aufzug fühlte Izuku sich erst recht wie ein Promi auf der Flucht vor Paparazzi – was er genau genommen ja auch war, aber trotzdem ...

»S-Soll ich wirklich keine von den T-Taschen tragen?«

»Nein, schon okay. Sie sind nicht schwer«, antwortete Katsuki. »Außerdem möchte ich, dass du schnell zu meinem Auto gehen kannst. Diese scheiß Aasgeier belagern sogar die Tiefgarage und sie hatten sich bei meiner Ankunft schon an meine Fersen geheftet.«

Daraufhin wurde Izuku nervös. Was würde ihn gleich erwarten, sobald sich die Aufzugtüren öffneten?

Katsuki bemerkte seine Anspannung. »Ich verspreche dir, nicht von deiner Seite zu weichen, also mach dir keine Sorgen, okay?«

Izuku nickte zur Antwort.

Der Fahrstuhl kam zum Stehen und die Türen öffneten sich mit einem melodischen Ping. Als wäre das leise Geräusch ein Signal, kam Bewegung in das halbe Dutzend Menschen, das in der Tiefgarage auf der Lauer lag. Aufgeregte Rufe erklangen und schon versperrten die Reporter ihnen den Weg.

Sie hatten kaum einen Schritt aus dem Aufzug machen können, bevor beiden Männern ein Mikrofon ins Gesicht gedrückt wurde.

»Deku, wie geht es Ihnen?«

»In welcher Beziehung stehen Sie beide zueinander?«

»Wo waren Sie während der letzten zwei Jahre, Deku?«

»Dynamight, wo wollen Sie mit Deku hin?«

»Das sieht nach viel Gepäck aus.«

Katsuki stieß ein tiefes Grollen aus, bleckte seine Alpha-Fänge und wischte mit der freien Hand die Mikros beiseite. »Kein scheiß Kommentar! Jetzt macht Platz, bevor ihr mich wirklich angepisst erlebt!«

Der Alpha stieß aggressive Pheromone aus, die augenblicklich die kleine Fahrstuhlkabine fluteten. Seltsamerweise bekam Izuku dieses Mal keine Panikattacke, nicht mal Angst hatte er. Stattdessen fühlte er sich beschützt, als Kacchan jetzt einen Arm um seine Schultern legte, ihn fest an sich zog, und ihn aus dem Aufzug in Richtung seines Wagens schob.

Die Reporter wichen etwas zurück, trotzdem prasselten weitere Fragen oder Moderationsfetzen auf sie ein.

Einer der Männer lief zwischen den beiden Helden und seinem rückwärts gehenden Kameramann, der sie alle drei mit der dunklen Linse einfing, während er aufgeregt in sein Mikrofon sprach. »Die Sensation bewahrheitet sich. Deku ist wirklich zurückgekehrt und ich darf jetzt in diesem Augenblick neben ihm stehen.« Der Mann sah über seine Schulter.

Katsuki schürzte die Lippen. Seine Fänge hatten sich verlängert. Der Alpha war wirklich sauer. Entweder der Reporter war zu aufgeregt, um es zu bemerken, oder er ignorierte es bereitwillig für die Einschaltquote.

»Deku, ich bin ein großer Fan von Ihnen und wirklich erleichtert, dass Sie wieder da sind. Verraten Sie Ihren Fans und den Bürgern Japans, was wirklich hinter Ihrem mysteriösen Verschwinden steckt? Warum ist es so ein großes Geheimnis?«

Izuku war inzwischen mit den Nerven am Ende. Er überlegte fieberhaft, ob er den Mann mit irgendetwas abspeisen konnte, damit er sich zurückzog. Egal, was er sagen würde, der Omega würde dabei stottern. Das wollte er vor laufender Kamera zum jetzigen Zeitpunkt auf jeden Fall vermeiden.

Sie hatten den Wagen des Alphas jetzt fast erreicht. Izuku konnte es kaum erwarten, in seinem schutzbietenden Inneren zu sitzen.

Aus Katsukis beständigem Grollen, wurde ein gefährliches Knurren. »Kein! Beschissener! Kommentar!«

Der Reporter wirkte nun doch eingeschüchtert und suchte sichtlich nach den richtigen Worten.

»Jetzt verpisst euch von meinem Auto! Wenn der Lack auch nur einen Kratzer hat, schieße ich euch zum Mond!«

Die Drohung zeigte Wirkung und die Reporter wichen einen weiteren Schritt zurück. Katsuki schob den Omega auf der Beifahrerseite in die Lücke zwischen den beiden parkenden Autos. Dann öffnete er den Kofferraum und stellte die Reisetaschen hinein. Als Nächstes nahm er Izuku den Rucksack ab und stellte ihn dazu.

Sobald er den Kofferraum geschlossen hatte, eilte Kacchan an seine Seite, öffnete ihm die Beifahrertür und half ihm beim Einsteigen. Aus dem Augenwinkel bemerkte der Omega, wie weitere Reporter, angelockt von dem Geschrei, in der Einfahrt auftauchten.

Kaum saß Izuku auf dem weichen Ledersitz des Sportwagens und hatte sich angeschnallt, schloss Kacchan die Tür. Nur Sekunden später stieg der Alpha auf der anderen Seite selbst ein. Er nahm sich nicht die Zeit, sich anzuschnallen, sondern startete direkt den Motor.

Mit quietschenden Reifen setzte Katsuki seinen Wagen zurück und fuhr aus der Parklücke. Eilig sprangen die Paparazzi aus dem Weg, um nicht unter die Räder zu kommen. Der Alpha schaltete und hielt auf die Ausfahrt zu.

Ein besonders hartnäckiges Kamerateam blieb stehen und versperrte weiterhin den Weg. Katsuki trat ruckartig auf die Bremse und donnerte den Handballen auf die Hupe. Doch es reichte nicht, um ihnen genug Angst einzujagen.

Schließlich war Dynamight ein Held. Trotz seines aufbrausenden Temperaments würde er niemals Zivilisten wissentlich in Gefahr bringen. Das wussten auch die Reporter und nutzten es schamlos aus.

Statt weniger Menschen wurden es mehr, die sie belagerten.

Katsuki ließ das Fenster auf seiner Seite runter und steckte den Kopf und einen Arm heraus. »Mach dich vom Acker, Arschloch, oder ich überfahre dich!« Dazu trat er aufs Gaspedal und brachte die Reifen zum Durchdrehen. »Glaub ja nicht, dass ich es nicht tue. Ihr Wichser habt mich genug aufgeregt, um für einen Moment meinen Job zu vergessen!«

Endlich zeigten die Drohungen Wirkung. Die Männer und Frauen, die den Fahrtweg blockierten, zogen sich widerwillig zurück. Der Alpha nutzte die Chance und fuhr an ihnen vorbei, bevor sie es sich wieder anders überlegen konnten.

Sie verließen das Grundstück des Apartmentgebäudes und Katsuki fädelte sich in den Verkehr der Hauptstraße ein.

Izuku sah sich über die Schulter. Die Reporter blickten bzw. filmten ihnen noch hinterher. Sein Blick schwenkte nach oben zu dem Balkon, auf dem Kacchan vor gerade mal einer Stunde gelandet war.

Es beschlich Izuku das Gefühl, dass er nie wieder in dieser Wohnung leben würde. Mit jedem Meter, den sie zwischen sich und den Apartmentblock brachten, wurde das Gefühl stärker, bis es schon fast zu einer Gewissheit geworden war.

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Jetzt hat es mit dem Update doch ein paar Tage länger gedauert, als ursprünglich geplant. Sorry! >.< Zu Weihnachten war zu viel los bei mir und ich bin nicht zum Schreiben gekommen. Jetzt habe ich allerdings ein paar Tage Urlaub und hoffentlich etwas Schreibzeit. ;-)

Hijacked Hero - Verschleppter Held (abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt