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Am nächsten Morgen machte Aberforth sich für die Abreise bereit. Er würde nicht lange weg sein, spätestens Mitternacht wäre er wieder da. Er stellte sich in den Kamin und nahm etwas Flohpulver aus dem Krug darüber, dann sagte er die Adresse seines Freundes laut und deutlich, bevor er in einem grünen Feuer verschwand.

„Ich will das auch einmal machen", murmelte Ariana einige Stunden später, die sich im Schneidersitz vor den Kamin setzte, nachdem sie erfahren hatte, was Aberforth getan hatte.

„Das ist viel zu gefährlich", entgegnete Albus und stellte einen Messingtopf auf den Herd, dann flüsterte er leise: „Aguamento." Der Topf füllte sich augenblicklich mit Wasser, bis Albus es mit Finite zum Stoppen brachte.

Als Ariana sah, dass er dabei war, Mittag zu machen, erhob sie sich. „Ich will helfen."

In den letzten Tagen war Ariana viel aufgeweckter geworden, das gefiel Albus. Also überlegte er, was sie am besten tun könnte. Er wollte ihr kein scharfes Besteck geben, aus Angst, sie würde sich verletzen. „Du kannst mir ein paar Möhren, Kartoffeln und Kohl aus der Vorratskammer holen und dann die geschnittenen Zutaten in den Topf tun."

Wie ein kleiner Windstoß flitzte sie los. Währenddessen erhitzte Albus den Topf. „Incendio."

Als sie wieder da war, schnitt Albus die Zutaten mithilfe eines Zauberspruchs, dann sah er Ariana dabei zu, wie sie die kleingeschnittenen Karottenstücke langsam in den Topf fallen ließ, wo bereits das Wasser brodelte.

In diesem Moment klopfte es. Ein Gedanke traf Albus wie ein Blitz. Er hatte vergessen, Gellert abzusagen.

„Warte kurz und pass auf die Suppe auf", wies Albus seine Schwester an und ging aus der Küche, deren Tür er leicht anlehnte. Dann öffnete er die Haustür.

„Hallo Albus." Gellert blickte ihn erwartungsvoll, wenn auch fragend an. „Du hast mich heute Morgen nicht abgeholt, da dachte ich, ich komm vorbei und sehe nach, ob alles in Ordnung ist."

„Oh, ja...", meinte Albus verlegen und wippte nervös auf seinen Zehenspitzen hin und her. Wie konnte er Gellert am besten sagen, dass er jetzt lieber gehen sollte, ohne ihn zu verärgern und glauben zu lassen, dass er ein Geheimnis hätte, von dem er nichts wissen sollte? „Das ist so... Aberforth besucht einen Freund in Liverpool, weshalb wir das Flohpulver vorbereiten mussten und-"

„Au!", drang ein schriller Schrei aus der Küche. „Albus!"

Ariana.

Albus ließ Gellert draußen stehen, ignorierte dessen verwirrte Rufe und eilte sofort zurück in die Küche, aber nicht, ohne die Tür vorher zu schließen. Drinnen saß Ariana auf dem Boden und hatte den Zeigefinger im Mund; in ihren haselnussfarbenen Augen glitzerte es.

„Albus", wimmerte sie mit weiblicher Stimme. Dieser zählte eins und eins zusammen: sie musste sich verbrannt haben.

„Alles gut, alles gut...", murmelte Albus. „Zeig mal her."

Zögerlich streckte sie ihm den Finger entgegen. Zum Glück nichts ernstes, nur die Fingerkuppe war verbrannt. „Accio Wundsalbe", sagte Albus also und trug sie ihr behutsam auf, obwohl sie leicht zuckte. „Und? Kühlt sie?"

Unter Tränen nickte Ariana. „Es geht. Danke. Wer ist das vor der Haustür?"

Auf diesen Themenwechsel war Albus nicht vorbereitet. Verlegen schaute er sich um. Stand Gellert immer noch draußen? Es war mehr als unhöflich gewesen, einfach so wegzurennen, sogleich hatte er ein schlechtes Gewissen deshalb.

„Gellert Grindelwald", sagte er also.

„Der Junge, den du triffst?"

Albus schmunzelte über die Wortwahl seiner Schwester. „Ja. Ich werde mich gleich bei ihm entschuldigen."

Dunkelste Kunst (Albus Dumbledore und Gellert Grindelwald)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt