Tag 138 und ich liebe ihn immer noch. Meinen besten Freund. Meinen Brudi. Seit dem ersten Tag zähle ich jeden weiteren, schmerzvollen Tag mit. Es tut weh. Es tut so verdammt weh. Jeden Tag sehe ich ihn glücklich mit ihr. Jeden Tag wünsche ich mir, ich wäre sie, aber ich bin es nicht. Ich werde es nie sein. Ich meine, wie oft hat er in seinen Videos gesagt, wir sind nur Freunde und werden nie mehr sein? Mindestens 126 mal. Ich gebe es zu, auch das habe ich gezählt. Ich bin krank, besessen und am ende. Ich kann nicht mehr. Jedes Video von ihm kenne ich auswendig. Jedes. Er macht Videos auf YouTube. Ich habe mir überlegt auch anzufangen, aber ich habe einfach zu viele Probleme und zu wenig Zeit. "BRUDI!", rief er plötzlich aus seinem Zimmer. Ich lief zu diesem und ging hinein. "Die Leute wollen, dass wir uns umarmen", sagte er und lächelte. Gott, dieses Lächeln. Es bringt mich um. Seine Augen funkeln so schön. Ein wenig nervös sagte ich: "Okay, wieso nicht?" Warum nervös? Er könnte bestimmt hören, wie sehr mein Herz klopft. Er stand auf und kam auf mich zu. "Hier habt ihr es", sagte er und umarmte mich. Jetzt bloß nichts falsch machen, er streamt. Da lässt sich nichts mehr rückgängig machen oder raus schneiden. Mein ganzer Körper kribbelte. Alles. Überall, wo er mich berührte, wurde es so heiß wie Feuer. Wie ich diesen Jungen liebe. Der ganze Chat rastete aus. Wenn die nur wüssten, wie sehr ich gerade ausraste. Schnell verabschiedete er sich und machte den Stream aus. "Brudi, alles okay? Du zitterst ziemlich stark." Fuck. Nein. Nichts ist okay, ich liebe dich verdammt, aber du bist da mit deiner Tusse glücklich. Es macht mich kaputt, wie glücklich ihr seid. Das hätte ich sagen sollen. Stattdessen sagte ich: "Ja, was sollte denn sein?" "Keine Ahnung, vielleicht hätte es auch sein können, dass du krank bist", meinte er. Ja, ich bin krank. Ich bin krank im Sinne von verrückt. Ich bin verrückt im Sinne von verrückt nach dir. "Ne, alles gut", meinte ich und wollte gehen, doch er hielt mich fest. "Ardy, du kannst mit mir über alles reden, wirklich. Ich bin immer für dich da, egal was es ist.", meinte er. Klar. Wenn du wüsstest, was los ist, dann würde sich diese Meinung ganz schnell ändern. "Danke, Toddler.", sagte ich und ging so schnell wie möglich in mein Zimmer.