11

6 3 0
                                    

Den Überraschungsmoment nutzend, griff ich Elena ohne Vorwarnung mit meiner roten Magie an. Dabei ging ich das Risiko einer atomaren Katastrophe ein, aber das juckte mich zu diesem Zeitpunkt wenig. Ich war blind vor Wut. Elena hatte nicht gedacht, dass ich dieses Risiko eingehen würde, weshalb ihre Gegenwehr nicht sehr ausgefeilt war. Ich hatte sie schon nach wenigen Sekunden voll im Griff. Im Schwitzkasten meiner Magie japste sie schweratmend: „Ebony, du wolltest doch wissen, wo dein Vater ist, stimmt's?" Obwohl ich nicht antwortete, fuhr sie fort. „Die Leiche deines Vaters ist im Kühlturm und kurz davor zwischen den Brennstäben zu verglühen. Ich muss nur auf diesen süßen roten Knopf hier drücken und es ist vorbei mit ihm. Und du wirst die nächste Person sein die dort ladet!", drohte sie mir und fing schlagartig an zu singen. Mit ihrer Auto-Tune verzerren Stimme krächzte sie die schlimmste Remix Version von Bonfire Heart und Wellerman. Ich musste sogar meine Magie von ihr zurückziehen, um mir meine Ohren zuhalten zu können. Ihr „Gesang" verursachte bei mir physischen Schmerz. Auf einmal stoppte sie den Gesang und schaute geschockt in Richtung Tür.

Auch ich drehte mich um und was ich dort sah, hätte mir Satan selbst nicht geglaubt. Dort stand... EINE GRUPPE ALTER KNACKER?????? Die Kinder Dumbledors traten ein und schauten sich erstmal genausten um, bis sie sich meiner Wenigkeit zuwandten. „Blieeee blab blubblub!", erklärte sie mir verwirrt. „Ihr habt euch allen Ernstes hierher gelangt, weil ihr einem Nacktmull hinterher-gelaufen seid?", wiederholte ich ungläubig seine Worte. Die schrumpeligen Knacker schauten schuldbewusst zu Boden und nickten. Genervt stöhnte ich. Wieder eine Sorge mehr! Wie konnte man bloß so hirnlos sein?! „Na gut, jetzt seid ihr da. Setzt euch einfach in die Ecke und schämt euch, bis ich dieses Miststück hier besiegt habe.", beendete ich das Thema. „Okay, wo waren wir stehen geblieben?", fragte ich Elena, doch die hatte schon wieder angefangen zu „singen." Ach ja. Um uns vor ihren tödlichen Gesang zu schützen, baute ich mit meiner Magie zunächst eine Schallschutzwand um mich und die Knacker. Was nun? Ich brauche einen Plan. Blöderweise fand ich auf der schnelle keinen, weshalb ich einfach das sagte, was mir gerade in Sinn kam: „Weißt du was Elena, du kannst nicht Singen. Du ruinierst nur die schönen Lieder." Alle Anwesenden zogen scharf die Luft ein. Diesen Moment der allgemeinen Unachtsamkeit nutzte ich und griff ein weiters Mal Elena an. Diesmal legte ich ihr meiner Magie wie ein Knebel in den Mund, so dass sie keinen Laut mehr von sich geben konnte. Unerfreulicherweise griffen nun die fünf One Direction Anführer ins Geschehen ein und versuchten meine Schallschutzwand mit ihrer Magie zu durchbrechen. Mist. Wenigstens braucht ich mir um ihre Sky-Kinder erstmal keine Gedanken zu machen, denn um die kümmerten sich schon die alten Knacker. Mit Pappschildern und Gabeln gingen sie auf die Mädels los, die sich mit Kung Fu verteidigten. Meine Augen wanderten wieder zurück zu Elena, die inzwischen durch meine Magie an die Wand gepresst wurde. Sie zappelte vor sich hin wie ein Fisch auf dem Land, bis sie halbtot zu Boden glitt. Mit meiner Magie begann ich die Luft um uns zu verdünnen. Sie sollte mit ihrem Atem keinen weiteren Sauerstoff mehr verschwenden. Blöderweise bekam ich dadurch genauso wenig Luft. Ich musste mir daher auf die Zunge beißen, um nicht ohnmächtig zu werden. „Durchhalten Ebony!", motivierte ich mich selbst, da ich kurz davor war durch meine eigene Magie draufgehen. Das war mir immer noch lieber als Elena am Leben zu lassen. Ich musste nur noch einen Ticken warten... Noch ein paar Sekunden und dann würde ich meine Magie zurückziehen... Elena lächelte nur amüsiert. Sie fand es scheinbar sehr lustig, dass ich zusammen mit ihr sterben würde, weil ich unfähig bin meine Magie richtig zu kontrollieren. Das war aber nicht das Einzige, was ihr Freude bereitete. Blos was? „Scheiße...Der Knopf!", fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Wie hatte ich den nur vergessen können? In genau diesem Moment der Realisation drückte Elena mit letzter Kraft den roten Punkt und ein lauter Knall ertönte im Kühlturm. Daddys Leiche! Erst jetzt, wo er im Reaktor verglühte, fühlte es sich wirklich so an als sei er tot. Ich fiel auf die Knie. „NEINNNNNNNNNNN!", brüllte ich meinen Schmerz hinaus und ließ den Sauerstoff sich wieder in der Luft anreichern. Für Elena kam dies aber zu spät. Sie fiel tot um und die Krone erhob sie magischerweise von ihrem Kopf und flog zu mir rüber. Als sie sich auf meinen Kopf setzte, brach eine Welle Magie aus mir hervor, die das Gebäude samt des Kühlturmes in die Luft sprengte. Die Atomexplosion war gewaltig. Eine riesige Pilzwolke bildete sich über dem AKW. Dann war's still. Komischerweise lebte ich noch. Wie konnte das sein? „Egal, das hatte jetzt eh keine Bedeutung mehr", dachte ich paralysiert. Ich hatte alle die ich liebte getötet. Daddy, Wyllei, mein Volk... alle. Scheiße. Ich legte meinen Kopf auf den kalten Steinboden und heulte herzzerreißend. Mir liefen dabei wie immer blutige Tränen die Wangen hinunter. „Ebony?", hörte ich plötzlich eine altbekannte Stimme fragen. War das Wyllei? Nein, das konnte nicht sein. Sie war doch ein Nacktmull und spätestens jetzt tot. Wie alle anderen auch. Ich wagte trotzdem einen kurzen Blick in Richtung der Stimme zu werfen. Es war... Wyllei? „Ich dachte du bist tot!", gestand ich ihr aufgelöst. Das entlockte ihr eines ihrer seltenen Lächeln. „Nein Ebony. Du hast mit deiner Magie gerade nicht nur ganz Twilight-Hausen vor der Atomexplosion geschützt, sondern auch uns Toten wieder auferstehen lassen", verkündete sie mir stolz. „Auch Daddy?", fragte ich entkräftet und ungläubig. Wylleis Lächeln verschwand wieder. Sie schüttelte ihren Kopf. „Nein. Alle, die heute gestorben sind, sind immer noch tot.", erklärte sie gewohnt emotionslos. Ich nickte traurig. Wenigstens war der Kampf gegen Elena nicht nutzlos gewesen. Sie war tot und das war gut so. Ich ließ mir von Wyllei auf die Beine helfen und erkannte erst dann das wahre Ausmaß der Zerstörung. Von dem AKW war nichts übrig geblieben, außer schwarze Asche. Echt funky. Hier konnte man sicher bald gute Partys feiern.

Ich wandte mich wieder Wyllei zu und flüsterte „Es tut mir leid..." Sie wusste, dass sich diese Entschuldigung auf mein Verhalten während unser Freundschaft bezog, und nicht auf das hässliche Tüllkleid, welches ich immer noch trug. Wyllei hatte mir gerade eine zweite Chance gegeben und diese würde ich nicht einfach wegwerfen. „Hey, alles okay", flüsterte sie nur. „Du bist eben du, dafür kannst du nichts." Dabei schaute sie mir tief in die Augen und küssten mich. Ihre Lippen waren nasskalt und doch fühlte sich der Kuss wunderbar an. Vielleicht waren Wyllei und ich schon immer mehr gewesen als beste Freundin. Als wir uns voneinander lösten, erkannte ich, dass sich hier noch weitere bekannte Gesichter befanden. Kalus, Edwardi... all diejenigen, die ich in der letzten Zeit so sehr vermisst hatte. Sie waren wieder da. „Vielleicht würde mein Leben jetzt besser werden als je zuvor, obwohl Daddy nicht mehr da war", dachte ich zuversichtlich. „Lass uns nach Hause gehen", riss mich Wyllei aus meinen Gedanken. „Ja, ab nach Hause", wiederholte ich ihre Worte. 

Ebony 2  - Im Schatten der KroneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt