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Tw: Autounfall und Tod.

Manu erinnert sich noch genau an den Tag. An den Tag als sein bester Freund Paluten starb. Dieser Schmerz, den Manu an diesem Tag verspürt hat, war kaum zu beschreiben. Sie waren beide in diesem Unfall verwickelt, aber nur einer von den beiden hat diesen Unfall überlebt. Die letzten Wörter, die Palutens Mund verließen, wird Manu niemals vergessen. ,,Hey Manu, ich liebe dich. Vergiss das bitte nicht, okay?'' Als hätte Paluten vorausgesehen, dass er diesen Unfall nicht überleben würde. Die beiden haben sich in diesem Moment zum letzten Mal in die Augen geschaut. Manu konnte zum letzten Mal Palutens unschuldiges Lächeln auf seinen Lippen sehen. Er konnte sich zum letzten Mal in Palutens Augen verlieren, bis dann alles schwarz um sich herum wurde. Ein tragischer Autounfall. Manu konnte sich nicht mehr wirklich an alles erinnern. Er wusste aber, dass die letzten Wörter von seinem besten Freund schlimmer waren, als seine Verletzungen an sich selber. Er hatte Glück. Als hätte ihn ein Schutzengel vor dem Tod bewahrt. Die Ärzte waren darüber selber überrascht, weil er genauso knapp vor dem Tod war. Vielleicht war auch sein bester Freund in diesem Moment sein Schutzengel. Es war schwer für ihn. Paluten hat ihn schon Jahre lang begleitet, hat ihn aus Situationen gerettet, wo er sich selber nicht einmal retten konnte. Manu saß wie jeden Tag vor Palutens Grab und verbrachte dort seine Zeit. Die Wohnung, die er mit Paluten hatte, fühlte sich plötzlich so leer an. Er konnte nicht mehr das tägliche laute Lachen aus Palutens Zimmer hören, was ihn jedes mal zum Schmunzeln brachte. Er konnte nicht mehr mit ihm zusammen seinen Geburtstag verbringen. Nicht einmal Weihnachten oder Neujahr. Schon seit Jahren haben die beiden diese besonderen Tage pro Jahr zusammen verbracht und es war jedes Mal das Schönste für die beiden. Er saß nicht mehr wie jeden Abend mit seinem besten Freund auf dem Sofa um einen Film anzuschauen, bis einer von beiden in den Armen des anderen einschliefen. Manu starrte die Schrift, die in den Grabstein eingeritzt wurde, mehrere Stunden an. Er hat schon lange nicht mehr  darum geweint. Er wollte weinen, doch seine Augen verließen nie irgendwelche Tränen. Er hat in den ersten Monaten mehrere Stunden geheult, bis er dann einschlief. Mehrmals ist er sogar vor Palutens Grab eingeschlafen. Ihm war es langsam egal was die Leute, die jeden Tag auf diesen Friedhof kamen, dachten. Mittlerweile kannte ihn dort sowieso schon jeder. Mal bekam er komische Blicke zugeworfen, mal bekam er diesen mitschuldigen Blick von seinen Mitmenschen. Er wollte kein Mitleid von denen, das brachte seinen besten Freund sowieso nicht zurück. „Hey Manu.'', tauchte plötzlich eine Frauenstimme neben sich auf, doch Manu wagte es nicht seinen Kopf zu der Person zu drehen. Er hatte nicht genug Energie dazu. Er wusste sowieso, wer das war. Es war die Mutter von seinem besten Freund Paluten. „Hey.'', kam nur leise von Manu als Antwort zurück. Er wollte nicht reden. Er hat schon lange nicht mehr mit irgendjemanden gesprochen, seit sein bester Freund verstorben ist. ,,Du kommst jeden Tag hierher, oder?'', fragte sie ihn langsam und Manu nickte daraufhin nur. Es tut zwar weh, jeden Tag vor dem Grab seines besten Freundes zu sitzen, doch es gab ihm zugleich auch ein kleines Gefühl der Sicherheit. Als wäre Palutens Geist einfach vor ihm, schweigend. ''Patrick hätte nicht gewollt, dass du traurig bist.'' Manus Bauch zog sich nach diesem einen Satz zusammen. Sie hatte recht. Paluten hätte nie gewollt, dass sein bester Freund jeden Tag in Schmerzen lebte, aber was sollte er denn sonst machen? Manu drehte langsam seinen Kopf zu ihr, und ein kleines Lächeln schlich sich nach so vielen Jahren wieder auf seine Lippen. „Das stimmt. Er hätte nie gewollt, dass ich Jahre lang um seinen Tod trauer und so ende wie jetzt. Aber.. bereuen tue ich es nicht. Ich mag es vor seinem Grab stundenlang zu sitzen, weil es mir das Gefühl gibt, als wäre Paluten noch hier, aber könnte nicht reden.'', daraufhin bekam dieser nur ein Nicken von seinem   Gegenüber. Stille herrschte für einen Moment, bis sie die Stille unterbrach. „Er hat dich wirklich geliebt.'', hauchte sie leise und Manu runzelte nur mit seiner Stirn, weil er diesen Satz nicht ganz verstand. Sie merkte dies schnell und fing an weiterzuerzählen. „Patrick. Er war in dich verknallt. Er hat mich oft um Rat gefragt, wie er seine Liebe zu dir gestehen könnte, hatte aber dann doch jedes Mal Angst. Angst, dass eure Freundschaft darunter leiden würde. Er wollte vor paar Jahren, als ihr den  Autounfall erlebt habt, mit dir zu einem wunderschönen Ort fahren. Ein Ort, wo ihr erst mal ein Picknick gemacht hättet und er dir dann am Abend bei dem schönen Ausblick seine Liebe für dich gestanden hätte. Ich weiß nicht, ob er dir von dem Picknick erzählt hat oder nicht.'', Manu schüttelte daraufhin nur mit dem Kopf. Er war verwirrt. Verwirrt von dem Geständnis, was er leider nie von Paluten hören würde. „Er hat sich richtig auf diesen Tag gefreut. Es tut mir leid, dass du es so erfahren musstest. Ich dachte, dass jetzt vielleicht der richtige Zeitpunkt wäre es dir zu sagen.'' Manu nickte. Er merkte jedoch, wie die Traurigkeit in seinem Körper zunahm und er dann schnell wieder zu dem Grab seines besten Freundes sah. „Ich habe Paluten geliebt. Nein, ich liebe ihn immer noch. Eine Person zu verlieren, mit der du am meisten Zeit verbracht hast, mit der du den größten Scheiß erlebt hast, mit der du jeden Tag wegen irgendetwas Dummes lachen konntest, mit der du über alles reden konntest, die dich dann in den Arm genommen hat, wenn du kurz vorm Ende warst, mit der weinen konntest, tut so unbeschreiblich weh zu verlieren. Ich kann den Schmerz nicht mehr beschreiben, aber es ist so, als würde ein Teil in dir fehlen. Als wäre irgendwas nicht mehr an seinem richtigen Platz. Wenn ich jeden Tag nach Hause komme, weiß ich, dass die Wohnung leer ist und bleibt. Es fühlt sich so an, als wäre sie von niemanden mehr belebt, nicht einmal mehr von mir selber. Niemand wird diese Lücke     jemals von Paluten füllen können und das weiß ich selber. Es wird niemals jemanden geben, der Palutens Platz einnehmen kann oder wird. Er hat die wichtigste Rolle in meinem Leben gespielt und ich werde ihm immer dankbar sein, für alles, was er je für mich getan hat. Er war wirklich immer für mich da. Er hat mich immer aufgemuntert und versucht abzulenken. Jeden Abend saßen wir auf dieser Couch, haben einen Film angeschaut bis einer von uns beiden in den Armen der anderen Person einschlief. Paluten hat mir ein Gefühl gegeben, was mir schon lange niemand mehr geben konnte oder wird. Ich will nicht mehr lange leben. Ich will nicht mehr lange ohne meinen besten Freund leben. Diese Leere in mir ist so unbeschreiblich schlimm. Ich will weinen, kann aber nicht. Das lässt mich wiederum unmenschlich wirken, weil ich nicht einmal mehr über diese Situation weinen kann. Ich vermisse ihn. Sehr sogar. Ich vermisse seine Augen, sein Lachen, sein Lächeln, seine Stimme – einfach alles. Ich weiß nicht, wie ich es Jahre lang ohne ihn geschafft habe, aber es wird von Tag zu Tag immer mehr. Der Schmerz und die Erinnerungen werden von Tag zu Tag immer mehr. Sie fressen mich innerlich komplett auf. Die Alpträume, die ich jede Nacht habe, verändern sich nicht. Es ist immer wieder der gleiche Traum vom selben Tag als Paluten starb. Ich hasse es. Ich hasse es so sehr. Ich will so nicht weiter leben, nicht in so einem Schmerz. Ich habe schon lange nicht mehr mit irgendjemanden geredet, weil ich Angst habe. Angst, mit irgendjemanden zu reden. Aber es ist auch nicht nur die Angst. Die Lust, mit irgendjemanden zu reden, ist mir schon lange vergangen. Dieses Mitleid von meinen Mitmenschen brauche ich nicht, weil es  Paluten eh nicht zurückbringen wird. Tut mir leid, ich wollte dir eigentlich nicht so viel erzählen..'', Tränen sammelten sich langsam in seine Augen und rollten seine Wange hinunter. Schon lange hat er keine Tränen mehr wegen dieser Situation vergossen. Er merkte, wie sich die Mutter von seinem besten Freund langsam neben sich setzte und ihn einfach in den Arm nahm. Sie sagte nichts. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie wusste, dass es für ihn unbeschreiblich schlimm war, genauso wie für sie selber. Beide haben einen Menschen verloren, den sie so sehr geliebt haben und dieser Mensch wird niemals wieder zurückkommen.

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Jo, hab die Oneshot geschrieben bevor Paluten das Bild mit seiner Verlobte (glaube ich) gepostet hat. Ich wünsche Paluten mit ihr ganz viel Glück und ich bin froh, dass er jemanden gefunden hat, mit der er eine Zukunft verbringen kann. Ganz viel Liebe an die beiden 🫶🏻

Wake up, Manu. - Kürbistumor OneshotWo Geschichten leben. Entdecke jetzt