Kapitel 1

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„Willst du denn, dass ich mitkomme?", fragte Mave ihren Freund vorsichtig. Er schaute sie mit einem leeren Blick an, aber sie wusste genau, dass das ein "Ja." ist. Mika sagt kein Wort und starrte einfach nur an die Decke seines kleinen Zimmers. Mave nahm seine Hand, ohne ihn dabei anzusehen und gab ebenfalls keinen Ton von sich. Sie wusste wie schwer die Situation für ihren 3 Jahre älteren Freund ist. "Danke.", war das einzige was er rausbrachte. Die beiden lagen einfach nur da, es war alles leise um sie herum. Keiner wusste, was zu sagen wäre in dem Moment. Plötzlich klingelte Mave ihr Handy. "Ja?", meldete sie sich. Am anderen Ende der Leitung war kein Ton. "Hallo? Wer ist da?" Es kam nichts zurück. "Hm, wer weiß.", meinte die 17-jährige und legte auf. "Was war denn das?", wollte Mika wissen. Mave packte ihr Handy wieder auf den Nachtschrank und legte sich zurück zu ihrem Freund ins Bett. "Ich habe echt keine Ahnung. Es war niemand dran, also zumindest hat sich niemand gemeldet. Die Nummer kannte ich auch nicht."  Mika überlegte kurz. "Wahrscheinlich hat sich nur jemand einen Spaß gemacht.", äußerte er. Von Mave kam nur ein kurzes "Hm.". "Ich denke, ich würde jetzt gerne gehen. Mit dir." Mika stand auf und zog sich eine dünne Jacke über. "Ja, okay." Auch Mave nahm sich ihr Handy und ihre Jacke und die beiden verließen das Zimmer des Jungen.
"Wo wollt ihr denn hin?" Die Stimme kam aus der Küche. "Ich mache grade Abendessen. Wann kommt ihr zurück?" Es war Mika seine Mutter. "Ich melde mich bei dir nochmal, Mum. Ich weiß es noch nicht." Er zog seine Schuhe an, nahm den Schlüssel vom Haken und hielt Mave die Tür auf. Schweigend lief das junge Paar die Straße entlang. Es war ein kühler Sommertag. Die Sonne hat sich hinter ein paar Wolken verzogen und die Stimmung war eher düster, als sommerlich. Man konnte auch nur ein, zwei Vögel vernehmen, die ihren abendlichen Gesang vollführten.
Die Straßen waren leer. An trüben Sommertagen verließ in Colsey Keiner freiwillig sein warmes und gemütliches Haus. Im Park waren  Eltern mit ihren Kindern unterwegs und ein paar Leute führten ihre Hunde aus.
Mave hatte ein mulmiges Gefühl in sich. Sie wusste nicht, was in den nächsten 20 Minuten genau passieren würde. Mika und sie waren zwar schon 3 Jahre zusammen, aber sie war nie dabei, wenn er Blumen für das Grab seines Vaters und Opas holen wollte. Es war für ihn jedes Jahr eine wahnsinnig emotionale Zeit. Die beiden bedeuteten ihm alles, vor allem als er noch sehr klein war. Seine Mutter war als Flugbegleiterin oft unterwegs, weshalb Mika fast seine ganze Kindheit ausschließlich mit seinem Vater und Opa verbrachte. Sie erlebten seine ersten Schritte mit, brachten ihm das Fahrradfahren bei und kauften ihm immer neue Modelsammelautos, aber eher zum Spielen, als zum Sammeln. Als Mika 10 Jahre alt war, starb sein Opa bei einem Verkehrsunfall. Der Verursacher wurde nie gefunden. Das selbe geschah seinem Vater vor 5 Jahren. Er war auch Teil eines Unfalls mit dem Auto. Es gab keine Hinweise auf einen Verursacher. In beiden Fällen fanden die Polizisten nur einen demolierten Wagen, ohne Fahrer.
"Wenn du möchtest, warte ich hier und lasse dich alleine aussuchen.", sagte Mave und brach die Stille zwischen den beiden. Mika, der schon ein paar Schritte weitergelaufen war, drehte sich zu seiner Freundin um, lächelte gezwungen und lief dann weiter. Mave setzte sich auf eine Bank und scrollte durch ihr Handy. Auf einmal rief sie wieder eine unbekannte Nummer an. Kurz überlegte sie, ob sie überhaupt noch einmal drangehen sollte, entschied sich aber dann doch dazu. "Egal, wer dort ist: es nervt und ist wirklich nicht witzig. Es wäre schön, wenn du jemand anderen damit belasten würdest. Vielen Dank." In dem Moment, als sie gerade auflegen wollte kam eine düstere Männerstimme durch den Hörer. "5 Jahre sind um, Mave. Bald stehst du hier an einem Grab." Die fremde Stimme legte auf. Mave war sich nicht sicher, was der Unbekannte meinte. Sie entschied sich, nicht weiter darüber nachzudenken und stempelte das Telefonat als Streich ab. Wenige Minuten nach dem kleinen Zwischenfall, kam Mika aus dem Laden mit einer großen Tüte. Die beiden liefen ohne Worte zurück zu Mika seinem Haus. Seine Mutter hatte das Abendessen bereits aufgetischt.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 03, 2023 ⏰

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