Zeit alleine

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Chase beschloss mir alles genau zu zeigen, was die Einsatzzentrale zu bieten hatte, doch ich musste zugeben, ich war nicht ganz bei der Sache. Immer wieder wenn er mir etwas erklären wollte, driftete ich ab, mit den Gedanken bei dem, was wenige Minuten zuvor geschah.

Es ließ mich nicht mehr Locker. Ich hatte Kaz verärgert und wahrscheinlich auch die Freundschaft mit ihm zerstört. Auch wenn ich es nicht wollte. Und diese Freundschaft mit ihm hatte mir wirklich gut getan.

Ich war nicht der Mensch, der sich schnell Freunde zulegte, und meistens hatte ich keine mit denselben Interessen.

Ich war mir auch sicher, dass ich in irgendeiner Weiße mit Oliver, Skylar und Bree befreundet war, doch nicht so wie mit Kaz. Und es störte mich, dass er so für mich empfand. Das machte es alles nur noch schwieriger.


„Über was denkst du nach?"

Ich wurde von Chase aus meinen Gedanken gerissen und schaute ihn an.

Er stand mit fragendem Blick vor mir, den Ellenbogen auf den Tisch abgestützt, während ich dahinter auf einem Hocker saß.


„Ich denke, du weißt worüber", gab ich ihm als Antwort, was ihn seufzen ließ.

„Juna, er muss darüber hinwegkommen. Außerdem kann er nicht ewig sauer sein."

„Bist du dir da sicher? Ich will nicht, dass ihr euch streitet."

Und ich will nicht, dass wir uns streiten. Dafür habe ich Kaz einfach zu gerne.

„Mach dir darüber keine Sorgen, ich habe das alles im Griff."

„Wenn du meinst?"

Ich hatte da ehr weniger Hoffnung, doch wenn er dachte, er wüsste, wie er damit umgehen sollte, würde ich ihn nicht aufhalten.


Ich atmete einmal tief durch und schaute ihm in seine leuchtenden Augen.

„Vielleicht brauche ich nur etwas Ablenkung."

Ich stand auf, ohne den Blick von ihm zu lösen.

„Was hast du vor?"

Er richtete sich auf und kam einen Schritt auf mich zu.

„Nun, ich muss mir immer noch einen Job suchen."

„Soll ich helfen?"

Ich schüttelte lächelnd den Kopf.

„Danke, aber ich denke, das sollte ich dann doch alleine machen."


Chase und ich fuhren mit dem Hyperloop wieder nach oben in die Wohnung der Fünf, die verlassen schien. Ich konnte niemanden hören oder sehen.


Vor der Tür blieb ich mit ihm stehen. Ich drückte ihm schnell einen Kuss auf die Wange, doch er schien sich damit nicht zufrieden zu geben. Er packte mich an der Hüfte, presste mich gegen sich und drückte mir seine Lippen auf.

Erst nach wenigen Sekunden ließ er mich los.

Mit einem breiten Lächeln und einem „Wir sehen uns später" verschwand ich aus der Tür und ging los, mich um den Job zu kümmern.



-



Ich hatte bereits vier Cafés und eine Boutique durch, doch keines davon suchte Mitarbeiter. Ich gab beinahe die Hoffnung auf, überhaupt etwas zu finden. Eigentlich war es Schwachsinn, denn wir waren in einer riesigen Stadt. Irgendwo gab es immer etwas.

Somit schlenderte ich die Fußgängerzone entlang, um alles aufzuschnappen, was mir helfen konnte.

Jedes Mal, wenn ich etwas Nützliches sah, wurde ich abgewiesen.


Kurz dachte ich darüber nach, was Chase gestern gesagt hatte. Ich könnte in der Zentrale aushelfen. Ich meine, einen Job hatte ich dann zwar, aber ich kannte mich mit dieser Technik nicht aus. Ich denke nicht, dass es was für mich wäre.


Als es dämmerte und die Stadt einen dunklen Schein bekam, wurde ich etwas unsicher. Immer wieder schaute ich mich um, ob mich auch niemand verfolgte.

Auch wenn ich es mir nicht eingestehen wollte, nach der ganzen Sache mit Roman und Riker, hatte ich doch etwas Paranoia bekommen.

Ich redete mir einfach ein, dass das Dumm ist und dass da nichts wäre.


Als mein Handy einen Benachrichtigungssound machte, zuckte ich kurz zusammen, da ich mich erschreckt hatte.

Ich zog es aus meiner Jackentasche und schaute darauf.

Eine Nachricht von Kaz, in der stand, dass er nicht aufgeben würde.

Verzweifelt laß ich die Buchstaben auf dem Bildschirm. Ich wusste nicht, wie ich mit all dem umgehen sollte.

Deswegen entschied ich mich dazu, nicht zu antworten und steckte mein Handy einfach weg.


Ich setzte meinen Weg durch die Stadt fort.


Auch dem Weg zurück zum Tower lief ich an einem Kino vorbei, an dem ich stehen blieb.

Ein riesiges Poster mit einem neuen Superheldenfilm zierte den Eingang, des Gebäudes.

Ich musterte es eine Weile, aus mir unbekannten Gründen. Doch es war interessant. Vielleicht sollte ich mir den Film in den nächsten Tagen mal anschauen.


Nachdem ich das Poster fertig gemustert hatte, fiel mir ein kleineres daneben auf. Besser gesagt ein rotes Schild, auf dem mit weißer Schrift stand: „Wir suchen Aushilfe."


Mit einem breiten Grinsen stolzierte ich in das Gebäude und zum Ticketstand, um den Mitarbeiter anzusprechen.

Dieser sagte mir, man würde sich bei mir melden und einen Termin für ein Vorstellungsgespräch vereinbaren.


Mit einem breiten Lächeln verließ ich das große Kino und ging schnellen Schrittes nach Hause.

Als ich mich wieder in meinem Zimmer befand und den Fernseher anschaltete, versank ich wieder einmal in Gedanken. Doch dieses Mal waren diese nicht so anstrengend. Ich dachte darüber nach, wie entspannt der Tag war, nachdem ich das Haus verlassen hatte.

Auch wenn ich gerne Zeit mit den Nachbarn verbrachte, so tat mir diese Zeit alleine doch ganz gut. Ich konnte endlich mal den Kopf frei bekommen, von Chase und Kaz und von diesem bionischen Zeug, mit dem ich immer noch nicht sonderlich was anfangen konnte.

Vielleicht hatte ich einfach nur mal wieder Zeit für mich gebraucht, um über alles Nachdenken zu können.

Zwischen Bionic und SuperkräftenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt