Kapitel 4

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Im Aufenthaltsraum sehe ich wie mir John zuwinkt. Nach nur wenigen Sekunden setzt er sich auf dem leerstehenden Stuhl gegenüber von mir und fängt mit mir ein Gespräch an. „Du strahlst so. Was ist los?", fragt er mit etwas Verzweiflung in seiner Stimme. Ich schaue mich im Raum nach Wärtern um, die uns möglicherweise beobachten können. Als ich mit Glück niemanden Verdächtigen erkennen kann deute ich mit meinen Fingern, dass er etwas näher kommen soll. Er tat dies und darauf flüstere ich in sein Ohr „Ich habe einen Plan. Einen Plan der uns von diesem Loch rausbringt." John sieht mich entgeistert an und schreit schon beinahe „Bist du verrückt?" Ich verdrehe darauf meine Augen. Als ob er noch nie daran gedacht hätte. „Ach komm schon, gib doch zu du hast selber mindestens schon einmal darüber nachgedacht. Ich brauche dich dafür. Komm um 8 Uhr hier in den Aufenthaltsraum und schau, dass dir niemand folgt.", zwinkere ich ihm zu. Er schüttelt aufgeregt den Kopf „Wenn das jemand herausfindet, ich meine, wenn uns jemand..." Ich falle ihm ins Wort „Es wird uns schon keiner sehen, vertrau mir." „Ich.. Ich weiß nicht ob ich das schaffe..", stottert er. Ich seufze und nehme seine Hände. Sie sind kalt und fühlen sich rau an. Was ihm wohl gerade durch den Kopf geht? Er denkt nach und sagt dann schließlich „Na gut, ich vertraue dir."

Ich umschlinge den Griff des Messer, welches ich in meiner rechten Hand halte. Ich gehe in den Aufenthaltsraum in der Hoffnung, dass John dort schon auf mich wartet. Und ich habe recht, er sitzt auf einem Stuhl und schaut wie immer aus dem Fenster. Was er wohl denkt? Ob er sich wohl freut, wenn er hier rauskommen würde? Was ist das für eine Frage? Ich glaube jeder würde sich freuen hier endlich rauszukommen. Ich verstecke das Messer in meiner Hose und setze mich gegenüber von ihm. Er begrüßt mich und ist sehr nervös. Als ob er noch nie etwas Verbotenes getan hätte. „Also was ist der Plan?", fragt er aufgeregt. Ich schaue mich hektisch um und flüstere „Ich glaube ich habe gerade Schritte gehört. Die foltern uns, wenn sie uns hier erwischen." Ich kann schwören, ich höre gerade sein Herz klopfen. Mit großen Augen steht er auf und geht Richtung Flur um nachzusehen ob uns jemand gesehen hat. In der Zwischenzeit zücke ich das Messer raus und sehe es mir an. Ob mein Plan wohl funktioniert? Ich bin etwas beunruhigt. Doch ich mache einen großen Atemzug und stich mir ohne nachzudenken in den Oberschenkel. Ich spüre wie es sticht. Zuerst nur in meinem Oberschenkel und dann auf meinem ganzen linken Bein. Ich schreie auf und sofort kommt John zu mir um mir zu helfen. Er zieht mir das Messer raus und ich sehe wie das Blut zuerst nur über meine Knie und dann auch auf den Boden läuft. Wie ein Schlauch aus dem Unmengen von Wasser strömt. Dagegen zu drücken wäre zwecklos. Meine Augen werden gläsern und ich keuche ihm in sein Ohr „Der Plan ist..." Er nickt und drückt mir einen Stofffetzen gegen die Stichwunde. „Der Plan ist dich loszuwerden.", grinse ich ihn hinterhältig an. Ich kann die Furcht in seinen Augen förmlich sehen. Wie sich sein besorgter Blick in reine Angst verwandelt. Als ob der Engel, von dem er dachte er wäre gut und würde ihm helfen in einen Teufel verwandeln. Als würde Luft plötzlich zu Feuer werden.

Er wendet sich von mir ab und lässt den bereits mit blutangesaugten Stofffetzen fallen. Doch es ist zu spät um wegzurennen, denn schon kommt Finn zu mir gelaufen. Völlig aufgelöst schaut er mich an. Er begutachtet zuerst meine Wunde und wendet sich dann zu John. Johns Augen wurden gläsern und rot. „Ich schwöre, ich war das nicht."

„Natürlich war es er. Wer hätte es sonst machen können?", weinte ich. Ich beobachte John wie sein Gesicht rot anläuft und seine Wut steigt. „Sie hat sich selbst ins Bein gestochen. Schon mal darauf gekommen?", brüllt er Finn an, der darauf zu ihn rennt und in einen Schlag auf sein Auge verpasst. John liegt wenige Sekunden danach bewusstlos auf dem kalten Gesteinsboden. „Tut es sehr weh?", kümmert Finn sich um mich.

Ich muss lächeln, aber nicht wegen Finn und auch nicht wegen John. Einfach weil mein Plan wie jedes Mal gelungen ist. Natürlich lasse ich Finn im Glauben ich lächle wegen ihm. „Jetzt wo du hier bist geht es mir besser. Wer weiß was er mir noch angetan hätte, wärst du nicht gekommen.", murmle ich. Ich habe unheimliche Schmerzen und beiße meine Zähne zusammen. Finn richtet sich auf, als wäre er stolz. Er fährt sich durch sein kastanienbraunes Haar und hebt mich hoch um in die Krankenstation zu bringen. Ich muss gestehen, dass mir meine Wunde sehr weh tut, doch ich hoffe das war sie wert.

Nummer 213Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt