Gestern war es echt schön. Den ganzen Tag denke ich schon an gestern und kann mit meinen Gedanken daran nicht aufhören.
"Er ist wirklich zu dir gefahren und hat dir Essen gebracht? Und er hat dich ins Bett getragen?!", schreit Emma schon fast durch das gesamte Café.
"Psssst, sei leise. Das soll nicht jeder mitbekommen! Vor allem arbeitet er auch hier!"
"Ups" Emma schlägt sich erschrocken die Hand vor den Mund.
"Ja und ja. Er macht total süße Dinge und ist auch aufmerksam. Er hat mir ja auch was zum essen mitgebracht, als wir in der Bibliothek waren, aber ich glaube nicht, dass das was zu bedeuten hat. Er ist wohl einfach nur ein netter Kerl. Wenn wir an der Präsentation arbeiten, macht sich Hannah immer an ihn ran und er scheint nicht gerade abgeneigt dem gegenüber zu sein. Wahrscheinlich sind wir in den letzten Wochen einfach gute Freunde geworden." Ich schaue von meinem Teller mit einem Blaubermuffin auf und schaue Emma, die mich mit offen stehendem Mund anschaut, mit einem traurigen Lächeln an.
"Das kann doch wohl nicht dein Ernst sein!", ruft sie aus und lacht ironisch. "Er bringt dir Essen mit zu den Treffen! Macht er das mit dieser Anna auch?", fragt sie.
"Hannah. Sie heißt Hannah."
"Mir doch egal, wie die heißt. Und? Macht er das mit dieser Anna?"
"Nein"
"Hat er dich von der Arbeit mit Burgern und Pommes abgeholt oder Anna?"
"Mich"
"Wen hat er dafür bei Mecces sitzen lassen?"
"Hannah"
"Wer hat mit dir einen Film geschaut und dich ins Bett gebracht?"
"Mich", sage ich nun mit einem ehrlichen Lächeln im Gesicht.
"Soll ich weitermachen?"
"Nein" Nun breche ich in Gelächter aus. Emma stimmt mit ein.
"Du hast recht, danke. Aber wenn, will ich es langsam angehen lassen. Wenn es überhaupt was wird."
"Das ist in Ordnung und hab mehr Vertrauen. In ihn und in dich. Und denk daran: Er ist ein Mann. Natürlich mag er die Aufmerksamkeit von Frauen. Er ist halt dumm, aber schlaue Männer gibt es nur wenige bis gar keine. Aber ich glaube, dass du ganz nah an einem schlauen bist. Es kommt nur darauf an, dass er, wenn es darauf ankommt, ihr den Rücken zukehrt und zu dir steht. Ich wünsche es dir."
Sie rührt mich damit zu Tränen und gleichzeitig zum Lachen.
"Danke, Emma. Du bist die Beste." Ich stehe auf, umarme sie und verabschiede mich. Ich muss jetzt in die Bibliothek.
"Hey, Clara, warte auf mich"
Ich drehe mich um und sehe Alessandro auf mich zurennen. Außer Atem bleibt er neben mir stehen und stützt sich auf seinen Knien ab.
"Sport scheint nicht so deine Lieblingsbeschäftigung zu sein", lache ich.
"Nein, wirklich nicht", stimmt Alessandro mir lächelnd zu.
Gemeinsam machen wir uns auf den Weg zur Bibliothek.
"Wie war es gestern bei deinem Freund?", frage ich ihn interessiert. Er guckt immer noch etwas verunsichert, wenn ich es so ausspreche. Aber egal, ob es nur ein Freund ist oder sein Freund, ich habe ihn dennoch gern.
"Ganz gut. Wir haben beim Asiaten bestellt und Star wars geguckt."
"Uh, nice."
"Ja, wie war es bei dir?"
"Ach, ganz normal und langweilig. Ich bin nach Feierabend nach Hause gefahren und habe einen Film geschaut."
"Klingt entspannend"
"Ja" Entspannend. Trifft es nicht wirklich. Eher aufregend und wunderschön.
Den restlichen Weg reden wir über unsere Präsentation.Als wir in der Bibliothek ankommen, ist noch niemand anderes da. Wir setzen uns an den gleichen Tisch, wie beim letzten Mal, und packen schon unsere Sachen aus. Dabei unterhalten wir uns über unsere Schulzeit und unsere Hobbies. Ich erfahre, dass Alessandro es nicht ganz einfach in der Schule hatte. Grund dafür waren seine ausgefalleneren Hobbies. Während die anderen Jungs alle im Fußballverein waren, war er und ist noch heute in der Tanzschule und tanzt Standard Latein und Contemporary. So erfahre ich auch, dass er dort seinen Freund kennengelernt hat. Ich kann mir so auch zusammenreimen, dass es sein fester Freund ist, aber ich will ihn nicht drängen darüber zu reden, wenn er es nicht erzählen möchte. Er macht jedoch schon eindeutige Andeutungen. Sind seine Worte nicht so eindeutig, desto mehr sprechen seine Augen. Es ist echt süß.
Ich erzähle Alessandro, dass ich früher gerne Fußball gespielt habe, aber mein Interesse mit der Zeit vergangen ist und ich durch das viele Lernen für das Abitur auch immer weniger Zeit dafür hatte. Auch sage ich ihm, dass ich ebenfalls schon mit dem Gedanken gespielt habe, mich bei einem Standard Latein Tanzkurs anzumelden.
"Dann komm doch einfach mal mit zu meiner Tanzschule. Das wird dir bestimmt Spaß machen. Ich bin jetzt natürlich viel weiter als du, aber du kannst ja einfach mal reinschnuppern.", bietet Alessandro mir begeistert an.
"Oh ja, das würde ich gerne mal machen. Aber dafür bräuchte ich einen Partner."
"Ich könnte erstmal dein Partner sein und dann finden wir schon einen Partner für-", fängt Alessandro an zu reden, wird jedoch unterbrochen.
"Ich kann dein Partner sein!", fällt eine Stimme mit enegischem Tonfall Alessandro ins Wort.
Pauls Stimme. Sein Gesicht sieht irgendwie verzerrt aus. Eine Mischung aus Entschlossenheit und versteckter Wut. Oder auch ein bisschen Eifersucht? Aber worauf? Nein, er ist doch nicht eifersüchtig. Er kann nichtmal das ganze Gespräch mitbekommen haben.
Alessandro schaut Paul mit einem amüsierten Lächeln an. Ich drehe mich zu Paul um und schaue ihn gespielt skeptisch an und ziehe meine Augenbrauen nach oben. Ich kann nämlich nur beide zusammen heben, auch wenn es jetzt viel besser aussehen würde, wenn ich nur eine Augenbraue heben würde. Egal, darüber kann ich mich auch später ärgern.
"Du weißt doch nichtmal worüber wir reden.", behaupte ich und scheine damit genau ins Schwarze zu treffen, denn Pauls entschlossener Gesichtsausdruck verliert für den Bruchteil einer Sekunde an Stärke. Doch er fängt sich schnell.
"Ich habe so viel mitbekommen, dass ich weiß, dass du einen Partner brauchst."
"Das ist richtig. Aber du weißt dich nicht wofür", führe ich aus.
"Das stimmt, aber ich biete mich trotzdem an.", gibt Paul mit einem von sich überzeugten Lächeln ab. Innerlich verdrehe ich lachend die Augen. Äußerlich schaue ich ihn mit einem fiesen Grinsen an.
"Und was ist, wenn ich einen Partner für einen Schuhe- und Klanotten-Shoppingmarathon benötige? Der mir die ganzen Tadchen hinterherträgt und mir sagt, ob das Kleid mit meinem Hautton übereinstimmt und ich nicht zu blass wirke?", versuche ich ihn herauszufordern. Kurz denke ich, dass ich gewinne, doch dann fällt mir alles aus dem Gesicht und nicht Paul.
"Dann komme ich eben mit und bin dein Packesel, trage deine Taschen, werde dir sagen, dass dir das Kleid perfekt steht, da egal welche Farbe, welches Kleidungsstück hat, es lässt dich strahlen und werde dich zum Abschluss zu Starbucks einladen und dir noch was zu essen besorgen." Dabei liegt ein sanftes und gutmütiges Lächeln auf seinem Gesicht. Ich könnte schwören, dass meine Knochen sich aufgelöst haben und ich wie eine Pfütze Wasser auf den Teppich der Bibliothek sinke. So gerührt bin ich von seinen aufrichtigen Worten.
"Du bist arrangiert", gebe ich nach einigen langen Sekunden von mir.
"Als was genau jetzt?", fragt Paul vorsichtig.
"Erstmal als mein Tanzpartner. Ich hoffe du magst Standard Latein."
"Ehm, ja, natürlich. Ich habe es noch nie gemacht und eigentlich nie vorgehabt zu machen."
"Versuchst du jetzt doch noch einen Rückzieher zu machen?!", frage ich ihn verblüfft und wende mich Alessandro zu. "Dann muss ich wohl auf dein Angebot zurückkommen."
"Nein nein", Paul hebt beschwichtigend die Hände. "Ich bin gerne dein Tanzpartner." Ich drehe mich zu ihm um.
"Gut. Aber denk bloß nicht, dass ich dein Angebot als Shoppingpartner vergessen habe oder werde.", zwinkere ich ihm zu.
Daraufhin lässt Paul gespielt geknickt seinen Kopf hängen, woraufhin ich lachen muss. Paul und auch Alessandro stimmen mit ein.Kurze Zeit später waren auch die anderen gekommen und wir haben es tatsächlich geschafft die Präsentation fertig zu bekommen. Aber nur weil wir uns das Thema von Hannah nochmal aufgeteilt hatten, da sie alleine nichts hinbekommen hat.
Paul hat mich danach nach Hause gefahren und auf dem Rückweg waren wir noch kurz bei Mecces und haben was gegessen.
Jetzt bin ich Zuhause und möchte gerade meine Serie weiterschauen, als mein Handy klingelt und somit ankündigt, dass ich eine Nachricht erhalten habe.
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Erkämpfte Liebe
Teen FictionPaul mag Clara schon seit Jahren, doch hat sich nie getraut sie anzusprechen. Jetzt schöpft er Mut und traut sich sie zu anzusprechen. Endlich hat er es geschafft und die beiden verstehen sich. Doch ihnen scheint ihr Glück nicht gegönnt zu sein, den...