Ich scrolle durch die sozialen Medien. Schaue Videos zwei mal, drei mal, vier mal. Beim fünften Mal werde ich wach und scrolle weiter. Ich bin nicht müde. Schlafen muss ich nicht. Es gibt nichts wozu ich Energie bräuchte. Ich liege in meinem Bett und scrolle. Irgendwas bereitet mir Sorgen, aber ich weiß nicht mehr was. Warum fühl ich mich schlecht? Ich scrolle und scrolle und scrolle und lege mein Handy weg. Nun weine ich. Warum fühle ich mich so schlecht? Ich weiß es nicht. Es ist Zwei Uhr nachts, und die Stille Welt wird plötzlich wieder laut. Ich höre meinen Hund leise unter der Decke atmen. Ich höre die Heizung. Mich stört das. Es ist nie wirklich still. Ich möchte mich jemanden öffnen. Meinen vielen Freunden, mit denen ich am Wochenende feiern gehe, oder mit denen ich immer Witze reißen kann. Es sind doch so viele, aber plötzlich ist niemand mehr da mit den ich reden kann. Ich kann niemanden anrufen. Es schlafen ja alle. Ich kann niemanden eine Nachricht schreiben, was ist wenn ich mich nur anstelle? Wieder nehme ich mein Handy und scrolle. Weiter und weiter, so in Gedanken versunken, dass ich gar nicht mitbekomme, was das für Videos sind. Ich scrolle durch, damit ich die Macht über die nicht vorhandene Stille habe. Weder mein Hund noch die Heizung. Mein Zimmer wirkt dunkel, trotz des grellen Fernsehers. Meine Konzentration widme ich einzig und allein dem Bildschirm meines Handys und dennoch, sind meine Gedanken woanders. Ich existiere in diesem Moment nur digital. Ich habe die Kontrolle über mein Ich. Ist das nun gut? Nein. Denn nun bin ich Schuld daran, dass es mir so schlecht geht. Wenn ich nur wüsste ob ich wütend, traurig oder gestresst bin. Nicht mal das weiß ich. Wieder schalte ich mein Handy aus und starre auf den jetzt schwarzen Bildschirm. Es wird wieder laut und ich bin immer noch nicht müde. Ich möchte mich ablenken. Sei es jetzt mit der Serie, welche im Hintergrund pausiert und mein Zimmer Licht spendet. Die Serie, die ich innerhalb von zwei Wochen zum dritten Mal schaue. Staffel sechs Folge drei. Ist das nur wieder ein nächtlicher deprimierender Gedanke, fühle ich mich morgen wieder gut? Oder besser gesagt normal? Trotz der Tatsache, dass ich nun unter Tränen versuche herauszufinden, warum es mir jetzt in diesem Moment so Scheiße geht. Ich verstehe das nicht. Ich schaue auf mein Handy. Fast vier Uhr. Wo ist die Zeit hin? Dinge wie, du hast heute nichts geschafft, oder, sicher dass du das noch essen möchtest, gehen mir durch den Kopf. Schon beinahe lustig. Im Internet, in der digitalen Welt, schreibe ich und stehe dazu, dass egal welcher Körper schön ist. Jeder sollte sein individuelles Ich lieben, so wie es ist, und selbst mache ich mich, seitdem ich nur denken kann, ständig selbst fertig. Verstecke mich lieber unter groß-geschnittenen T-Shirts oder Pullis, am Liebsten aber immer noch unter meiner Decke in meinem Bett. Und immer noch liege ich hier, in dieser unerträglichen lauten Stille.
G.W
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Die Nacht mit mir selbst
Teen FictionEinige Gedanken die ich mit mir selbst schreibe