•Prolog•

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Die Stadt Sokovia schwebte bereits hunderte von Metern über ihrem eigentlichen Standort und ein Großteil der vielen Gebäude wahren bereits eingestürzt. Zwischen den ganzen Trümmern konnte man ab und zu hektisch umher laufende Menschen sehen.
Und hier beginnt unsere Geschichte, denn zwischen dem ganzen Schutt befand sich auch auch ein etwa 15 Jähriges Mädchen. Ihr Gesicht war dreckverschmiert und Tränen der Trauer rannen über ihr hübsches Gesicht.

P.o.V. Elaine

Alles war zerstört, mein Zuhause und somit auch alle Erinnerungen meiner Kindheit. Das war der Gedanke, der die letzten Minuten mein ganze Sicht auf die Welt vernebelte.

Alles war gut gewesen und dann, ein Ruck und ein ohrenbetäubendes rumsen und meine Welt, die ich kannte war in Stücke gerissen.

Ich probierte die schrecklichen Bilder zu verdrängen. Das dreckige Gesicht meiner Mutter und die Panik in ihren Augen. Sie hatte geschrieen, dass ich verschwinden sollte, denn ihr Körper von der Hüfte abwärts war unter einem Riesen Beton Pfeiler eingeklemmt gewesen. Erneut brannten mir Tränen in den Augen und liefen über meine Wangen.

Entkräftet kauerte ich mich noch enger zusammen und hoffte inständig nicht, von wen auch immer, gefunden zu werden. Ich wollte meine Ruhe. Ich wollte Weinen. Ich wollte meine Mutter zurück und ich wollte, dass alles so wie noch vor einigen Stunden war.

Von überall dröhnte der Kampflärm und so absurd es auch klang, hatte es in diesem Moment eine beruhigende Wirkung auf mich. Mit der Zeit, ich konnte nicht sagen wie lange es war, versiegten meine Tränen und ich spürte nur noch, die Spuren die sie hinterlassen hatten.
Ich fühlte mich ausgelaugt und meine Augenlieder  wurden immer und immer schwerer.
Nur einen kleinen Moment..., dachte ich erschöpft und schloss meine Augen.

>>Steh auf Schätzchen, na los. Du bist stark<<

Erschrocken riss ich meine Augen wieder auf, das war die Stimme meiner Mutter gewesen! Ich hatte sie ganz deutlich gehört!

Ich rappelte mich hektisch auf und bemerkte den tiefen Schnitt, den ich mir bei dieser Aktion zu zog, in meiner Handinnenfläche garnicht. Voller Hoffnung sah ich mich um, vielleicht hatte sie geschafft sich zu befreien!

>>Du bist stark<<

Da war sie wieder, die Stimme meiner Mom, doch sehen tat ich sie nicht. Verwirrt musterte ich erneut die Umgebung. Nichts.
Nichts, außer einer federleichten Berührung auf meiner Schulter...
Moment, eine Berührung?!

Ich fuhr herum und da stand sie, meine Mom. Doch irgendwas war anders. Sie trug saubere Kleidung, ein knielanges, blaues, luftiges Sommerkleid und einen überdimensionalen Hut, der meine Mundwinkel zum Zucken brachte. Sie war schon immer etwas extravagant.
Sie hatte auch keinerlei Anzeichen einer Verletzung und bei genauerem hinsehen bemerkte ich, dass ich durch sie hindurch sehen konnte. Wie ein Schatten, nah aber auch gleichzeitig fern.

>>Du musst hier weg Schatz, für mich ist es zu spät, aber du kannst es noch schaffen<<

„Wie meinst du, für dich ist es zu spät? Du bist doch hier", eifrig stolperte ich einige Schritte in ihre Richtung.

>>Ich bin tot süße, siehst du es denn nicht?<<

Wie von Schlag getroffen blieb ich stehen, meine Mom sollte tot sein? Wieso sah ich sie dann keine fünf Schritte von mir entfernt stehen?!
„Nein Mom, du bist nicht Tot! Du bist doch hier!", stieß ich verzweifelt hervor. Erneut rollten Tränen über mein Gesicht.

>>Es tut mir so unendlich leid süße, aber du musst jetzt gehen<<

Sie warf mir einen Luftkuss zu, was mich erneut zum aufschluchzen brachte. Diese Geste hatten wir als ich klein war immer zum Abschied gemacht.
Ich wischte meine Tränen weg und erstarrte kurz darauf. Sie war weg! Einfach verschwunden!

Nun fühlte ich mich wieder unendlich alleine, doch statt mich wieder im Dreck einzurollen, entschied ich mich für den Schritt nach vorn.
Wenn das, dass letzte Gespräch mit meiner Mutter gewesen sein sollte, dann würde ich ihre Worte in die Tat umsetzen. Sie wollte, dass ich hier wegkam und das wollte ich jetzt auch.

Ich kämpfe mir meinen Weg durch die eingestürzten Trümmer. Ich wollte an die frische Luft. Diese war inzwischen schon merklich dünner geworden.

Ein Loch durch das helles Sonnen Licht drang, machte mir neue Hoffnung und ich begann schneller auf das Tageslicht zu zu rennen.

Ein spitzer Schrei entwich meiner Kehle als ich gerade noch rechtzeitig vor dem Abgrund zum stehen kam. Mit weit aufgerissenen Augen betrachtete ich die kleinen Wölkchen, die sich genau auf meiner Augenhöhe befanden. Mit so einer Höhe hatte ich nicht gerechnet.

Vorsichtig begann ich den schmalen Rand, zwischen Trümmern und Abgrund, entlang zu joggen. Ich wollte endlich hier weg!

Nach einer Viertelstunde begannen meine Lungen immer heftiger, auf Grund der dünnen Luft, zu stechen, doch gewillt stehen zu bleiben war ich nicht, zumal ich auch schon eine der größeren Straßen sah. Zwar lagen auch auf dieser einige Trümmer verteilt, doch ich näherte mich dem zentralen Gebiet.

Zum zweiten Mal heute entwich mir ein schriller Schrei. Ich war gerade an der Straße angelangt, als ich von irgend etwas umgerissen wurde. Etwas verdammt schnellem.
Ich kam hart auf dem Boden auf und der Mann , der mich im vollspeed umgerissen hatte  wurde ebenfalls von den Füßen gerissen.

Als ich zu ihm überblickte, wurde ich von zwei intensiv blauen Augen durchbohrt. Dann, ohne den Blick von mir zu nehmen hob er seine Hand in Richtung Ohr und sagte dann mit einem russischen Akzent: „Ich hab noch jemanden, wir kommen zum Schiff."

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Wörter 883

Golden Hour || Pietro Maximoff Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt