*III*

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Zusammengekauert saß ich auf meinem Bett und lauschte den Stimmen vor meiner Tür. Sie dachten, ich könnte sie nicht hören.
„Sie ist seit fast einem Jahr hier und ihr Verhalten hat sich kein Stück gebessert. Sie streitet immer noch ab, dass sie Halluzinationen hat, obwohl es doch eindeutig ist! Sie redet mit der Luft!"
„Sollte man ihr dann nicht irgendwelche Tabletten verschreiben?"
„Sie lehnt ab und ich weiß nicht wie sie reagiert wenn man Druck damit macht"
„Dann wird es wohl höchste Zeit das zu testen."

Ja ich verweigerte die Einnahmen irgendwelcher Pillen und ich war nicht verrückt!

Der Abend war für mich immer die schönste Zeit, dann sah ich meine Mutter. Sie wünschte mir immer eine gute Nacht und blieb bis ich eingeschlafen war. Leider beging ich öfters den Fehler mit ihr zu reden.
Und nun steckte ich seit einem knappen Jahr in der Klapse. Und auch wenn es hier garnicht so übel war, zu mindest was das Essen betraf, wollte ich weg von den Leuten die immer sagten ich halluziniere.

Meine Zimmertür öffnete sich und Yasmin, meine Pflegerin und ein junger Typ den ich nicht kannte, betraten den Raum.
Beachtung schenkte ich ihnen aber keine. Ich Starte monoton gegen die weiße Zimmerwand, bis die beiden direkt vor mir zum stehen kamen.
„Guten Morgen Elaine, wie geht es dir heute?" fragte mich die blonde Pflegerin.
„Ganz gut, Tabletten werde ich aber trotzdem keine nehmen", spielte ich auf ihr Gespräch, welches sie eben vor der Tür geführt hatten, an.
Der Neuling sah mich forschend an, seine braungrünen durchbohrten mich regelrecht. Immer hin nicht diese blauen Augen, dachte ich und bei der Erinnerung an diese zog sich etwas Schmerzhaft in mir zusammen. Ich wollte sie wieder sehen...

„Hör zu, du willst doch hier raus oder?", probierte er mich zu ermutigen, wahrscheinlich um die Pillen endlich zu schlucken. „Die Tabletten helfen dir und sind dein Weg hier raus"
„Hör auf mit mir zu reden als wär ich blöd!", motzte ich ihn an. Ich war vielleicht ein Jahr jünger als er, wenn überhaupt.
„Hey, Hey alles cool", er hob abwehrend die Hände und setzte wieder zum sprechen an. Yasmin lies in gewähren. Ich hörte ihm nicht zu und musterte ihn gründlich. Auf seiner Brust prangte ein Schild mit der Aufschrift „Praktikant", jetzt wurde mir so einiges klar.

Ich bekam gerade eine ziemlich dumme Idee, die meinen Aufenthalt hier zwar nicht wirklich verkürzen würde, aber scheiß drauf. Ich verkniff mir ein grinsen und drehte meinen Kopf langsam zur Seite, bevor ich schrie: „ICH HAB GESAGT DU SOLLST MICH NICHT ANFASSEN HERBERT!"
Ich sprang von meinem Bett auf und „flüchtete" hinter den Praktikanten, in Deckung. Dann streckte ich meinen Arm aus und deutete in den Raum. „Er hat ein Messer! NEHMT IHM DAS SCHEIẞ MESSER WEG!"
Der Praktikant zuckte zusammen. Verständlich, ich hatte ihm gerade Ziegenmilch laut ins Ohr geschrien.
„Elaine alles ist gut, keiner hat ein Messer", sprach Yasmin beruhigend auf mich ein. Ich sah in ihre Richtung und nickte langsam, als hätte ich sie verstanden, für meine Glaubwürdigkeit wieder holte ich ihre Worte. „Ja... keiner hat ein Messer"
Yasmin sah mich noch einmal prüfend an und verließ mit dem ,leicht verstört aussehenden Praktikanten mein Zimmer. „Tut mir leid, sie ist eigentlich einer von den Harmlosen Patienten", hörte ich Yasmin noch durch die Tür.

Mit einem Fetten grinsen im Gesicht ließ ich mich auf mein Bett fallen und grinste (ich streckte der Überwachungskamera, an meiner Zimmerdecke, auch noch den Mittelfinger entgegen, aber das war unwichtig).
Mein grinsen hielt aber nicht sonderlich lange und wich wieder einer ausdruckslosen Mine.

Und als ich meine Augen schloss, sah ich wieder nur dieses stechende Blau.

Golden Hour || Pietro Maximoff Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt