(Johns POV)Ich weiß nicht, wann Sherlock mich bemerkt hat. Ob es Zufall war oder ob er die ganze Zeit wusste, dass ich dort stand. Oder ob er einfach hochgesehen und dann eben mich entdeckt hat, nicht absichtlich, nicht bewusst, einfach, weil er dort hingeschaut hat, und ich weiß nicht, was ich mir wünschen soll. Dass es Zufall war oder dass er es wusste.
Denn wenn er gewusst hat, dass ich dort stand, dann würde das bedeuten, dass er auch wusste, dass ich höre was er sagt. Alles, jedes einzelne Wort. Er hat Greg gegenüber nicht seine Liebe zu mir gestanden oder so etwas, aber er hat geschwiegen - und das hat mehr gesagt als tausend Worte es je könnten.Ich wünschte, dass, was Greg sagt, wäre wahr. Dass Sherlock eifersüchtig gewesen ist, dass er Angst vor seinen Gefühlen bekommen hat, dass er mich deshalb weggestoßen hat, dass er mich vielleicht, nur ganz vielleicht, sogar ein bisschen mag. So, wie ich ihn mag. Auf diese Art, wie ich noch nie jemanden gemocht habe, mit Kribbeln im Bauch und Herzrasen und schwitzigen Handflächen. Ein bisschen so, wie man sich als Teenager gefühlt hat, wenn man für seinen Schwarm einmal nicht unsichtbar gewesen ist - bloß, dass Sherlock weit mehr ist als das.
Sherlock ist der schönste Mann der Welt. Ich liebe seine tiefschwarzen Locken und seine Wangenknochen und die funkelnden, blauen Augen, seinen Mund und die herzförmige Oberlippe, seine tiefe Stimme, sein Lachen, die feinen Grübchen, die er dabei bekommt. Ich liebe, wie er aussieht, aber ich liebe ihn nicht deshalb. Deshalb auch, definitiv, aber verliebt habe ich mich zuerst in die Art, wie er mich fühlen lässt.
Er war der Erste, der mich ernstgenommen hat, ohne sich um mich zu sorgen. Allen anderen habe ich immer nur leidgetan. Sie haben mich bemitleidet, mich behandelt, als wäre ich aus Porzellan, als müsse man mich mit Samthandschuhen anfassen. Er war im Krieg, vergiss das nicht. Er hat Menschen - seine Freunde - sterben sehen, direkt vor seinen Augen. Sei vorsichtig mit ihm.
Es ist nicht so, dass ich es nicht zu schätzen gewusst habe, wann immer Menschen Rücksicht auf mich und meine Vergangenheit genommen haben. Denn natürlich habe ich das. Aber irgendwann war es nur noch eine Last. Es hat mich gestört, dass ich niemand anderes mehr sein konnte. Ich war nur noch Der aus dem Krieg.Bei Sherlock war ich das nicht, bin es nicht einmal gewesen. Er hat gewusst, was mir passiert ist - und hat es dabei belassen. Er hat mich nicht bemitleidet oder blöde Fragen gestellt, er hat es gewusst und so hingenommen, wie es ist. Nicht einmal zu den Alpträumen hat er etwas gesagt, nicht in all den Nächten, die wir gemeinsam im Wohnzimmer und mit einer Tasse Tee verbracht haben. Er hat geschwiegen und ich war ihm unendlich dankbar dafür, ohne es ihm je gesagt zu haben.
Das Taxi hält plötzlich und abrupt und der Ruck reißt mich aus meinen Gedanken. Ich höre, wie Sherlock etwas zu dem Fahrer sagt, aber nicht, was. Meine Sinne sind benebelt, mein Verstand nicht mehr fähig, auch nur einen Satz zu Stande zu bringen. Ich steige aus und schließe die Tür auf, gehe die Treppe hoch und in unsere Wohnung. Ich fühle mich wie ein Roboter, der Befehlen folgt. Jacke ausziehen. Über den Sessel legen. Tee kochen. Hinsetzen. Irgendwo hinter mir höre ich Sherlock und wie er Platz auf seiner Arbeitsfläche schafft. Es klirrt und raschelt und die Geräusche sind so vertraut, dass es mich zerreißt. Und dann, plötzlich, sage ich es:
„Ich werde ausziehen."
Auf einmal ist es ganz still, so still, dass ich das Blut in meinen Ohren rauschen hören kann. Meine Hände zittern, aber dieses Mal mache ich mir keine Mühe, das vor Sherlock zu verstecken. Ich drehe mich langsam zu ihm um, traue mich erst nicht, ihn anzuschauen, und tue es doch. Und dann sehe sein Gesicht. Der Ausdruck darauf ist alles, was er mir nie gezeigt hat. Angst, Bedauern, Reue, die schockierende Erkenntnis. Es ist, als wäre er eingefroren. Er rührt sich nicht, starrt mich nur an, überrascht, aber auch irgendwie resigniert, so als hätte er es schon geahnt.
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Johnlock Adventskalender || Lemonleli
Fanfiction24 Tage, 24 Kurzgeschichten, 24 Mal Johnlock! Ein Adventskalender mit 24 meist nicht zusammenhängenden Oneshots über eines der besten Pairings der Welt: Johnlock. Ein bisschen Fluff, ein bisschen Smut, ein bisschen Lemon ... es ist alles dabei. Viel...