Bitte bleib

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Ein paar Stunden später erwachte Taiga. Sein Kopf fühlte sich schwer an und er hatte furchtbaren Durst. Zudem war er desorientiert. Wo war er nur? Sein Bett und seine Wohnung waren es nicht. Wie spät war es wohl? Er hörte eine Uhr ticken, doch aus seinem Winkel konnte er nichts erkennen. Er erkannte langsam die Umgebung. Stimmte ja, sie hatten alle bei Tetsuya seinen Geburtstag gefeiert. Doch warum lag er hier auf dem Boden?

Mit einem Mal bemerkte er, dass etwas in seinen Armen lag und ein Teil seines Oberkörpers wärmte. Er erkannte Tetsuyas blau-silberne Haare, die auf seiner Brust lagen. "T-Tetsu?", erschrak Taiga und fragte sich, wie es zu dieser Situation gekommen war. Er war nun hellwach. Schnell entließ er seinen Freund aus der Umarmung. Durch die Bewegung und plötzliche Ansprache wachte Tetsuya auf. Verschlafen stützte er sich auf Taigas Brust ab und rieb sich die Augen.

"Hmm, was ist los?"

Taiga sah Tetsuyas verschlafenen Blick. Er wusste nur zu gut durch die Trainingscamps, wie niedlich sein Freund im verschlafenen Zustand aussah. Taiga wurde rot um die Nase und Wangen. Doch Tetsuya war noch zu benommen, um es zu bemerken.

"S-Sorry, ich wollte dich nicht wecken, aber kannst du mir sagen, warum ich auf deinem Fußboden liege und du auf mir liegst?" Tetsu setzte sich nach hinten auf. Mit einer Hand rieb er sich über die Augen.

"Du hast dich vorhin mit Daiki und Ryota betrunken und wir haben dich nicht wach bekommen. Daher wollten wir dich hier deinen Rausch ausschlafen lassen. Als ich versucht habe, dir ein Kopfkissen unter deinen Kopf zu schieben, hast du mich so fest umklammert, dass ich nicht von dir wegkam. Ich muss dann wohl eingeschlafen sein", erklärte der Jüngere.

"Oh man, das tut mir leid." Taiga war hörbar beschämt. Während seines Satzes hatte er begonnen, sich hinter seinem Ohr zu kratzen und den Blick zur entgegengesetzten Seite gelenkt. Das machte er immer, wenn er verlegen war. Tetsu lächelte besänftigend, was Taiga allerdings durch den abgewandten Blick nicht sehen konnte.

"Schon okay. Möchtest du etwas trinken?" sagte er deshalb.

"Ja, bitte." Tetsuya stand auf und holte aus der Küche ein Glas kaltes Wasser.

"Hier."

"Danke." Taiga nahm das Glas entgegen.

"Das tat gut. Ich finde es erstaunlich, dass du anscheinend immer genau weißt, was jemand möchte", sagte Taiga, nachdem er das Glas in einem Zug ausgetrunken hatte.

"Das finde ich nicht. Schließlich spielen wir jetzt fast seit einem Jahr täglich gemeinsam Basketball und verstehen uns auch im Team blind. Der beste Beweis dafür ist das Finale des Winter Cup. Außerdem beobachte ich andere sehr genau."

"Stimmt" gab Taiga ihm recht.

"Möchtest du noch etwas trinken?"

"Nein, danke. Das eine Glas genügt."

Danach schwiegen beide eine Weile. Die Stille zwischen ihnen wurde Taiga etwas unangenehm. Er war nicht gut darin, ruhig zu sein.

"Es ist sicher spät. Ich gehe dann am Besten auch mal nach Hause", brach Taiga die Stille.

"Du kannst gerne hier übernachten. Die Decke und das Kopfkissen liegen bereits hier."

"Das ist sehr nett, aber ich denke, es ist besser, ich gehe nach Hause." In Tetsuyas Brust krampfte sich etwas zusammen. Als Taiga gerade im Begriff war aufzustehen, hielt ihn Tetsuya am Ärmel fest. Warum wusste er allerdings selbst nicht.

"Tetsuya?" fragte Taiga.

"Bleib hier." Tetsuya klang verunsichert und bittend. Dies war für den Jüngeren unüblich.

"Warum denn?" Taiga wunderte sich.

"Tut mir leid", nuschelte Tetsuya.

"Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist. Mein Herz rast und mir ist schwindelig." Sanft legte Taiga seinen linken Arm um den schmalen Körper von Tetsuya und strich ihm leicht über den Rücken. Durch die unerwartete Berührung keuchte Tetsuya leicht auf. Mit seiner linken Hand strich er Tetsuyas Pony nach oben und drückte seine Stirn gegen die von Tetsuya.

"Fieber hast du jedenfalls nicht", stellte er fest. Taigas Herz pochte laut in seiner Brust. Auf diese Aussage hin klammerte sich Tetsuya an Taiga, indem er seine Arme über dessen Schultern legte. Sein Kopf vergrub er in Taigas Halsbeuge. Dieser konnte Tetsuyas Atem spüren. Es kitzelte leicht und jagte einen wohligen Schauer durch Taigas Körper.

"Was...? Tetsu?" Doch dieser reagierte nicht. Behutsam schob er den schmalen Körper etwas von sich, sodass er wieder Tetsuyas Gesicht sehen konnte. Über seinen Wangen war ein kräftiges Rot sichtbar. Aus einem Impuls heraus nutzte er die Nähe, schloss seine Augen und küsste Tetsuya auf die Lippen. Erschrocken riss Tetsuya seine Augen auf. Was passierte hier? Passierte das gerade wirklich? Obwohl er Taigas Lippen ganz deutlich auf seinen spürte, konnte er es nicht glauben. Sein Herz begann zu rasen und unweigerlich wurde ihm heiß und schwindelig. Er ließ sich auf das Gefühl ein und schloss seine Augen. Als Taiga den Kuss löste, öffneten beide ihre Augen wieder. Tetsuya konnte nicht mehr klar denken. Taiga wartete auf irgendeine Reaktion von Tetsuya, doch es passierte nichts.

"Tut mir leid, das hätte ich nicht tun dürfen. Ich weiß auch nicht, was in mich gefahren ist." Da er merkte, wie sich sein Blut in anderen Regionen gesammelt hatte, während er seinem Freund so nahe war, zog er lieber die Notbremse.

"Ich gehe jetzt lieber", sagte er mit sanfter Stimme und stand auf. Die Worte lösten in Tetsuya ein unerwartetes Gefühlschaos aus und setzten seinen Kopf wieder in Gang. Auf der einen Seite war er geschockt durch den unerwarteten Kuss. Schließlich waren sie beste Freunde und Teamkameraden. Auf der anderen Seite hatte der Kuss in ihm ein Gefühl des Glücks ausgelöst und er fühlte sich Taiga so nahe wie noch nie jemanden zuvor.

"Bitte geh nicht", bat Tatsuya.

"Glaube mir, es ist besser, wenn wir uns beim nächsten Mal in Ruhe unterhalten."

"Aber..." Tetsuya biss sich auf seine Unterlippe. Wie konnte er Taiga nur aufhalten? Er hatte das Gefühl, wenn Taiga nun ginge, würde die Verbindung, die sie beide gerade besaßen, abbrechen. Das wollte Tetsuya nicht. Auf gar keinen Fall. Taiga war bereits an der Tür und wollte sich seine Schuhe anziehen, als er Tetsuya hörte. Dieser war ebenfalls aufgestanden und ihm in den Flur gefolgt.

"Ich will nicht, dass du gehst", versuchte es Tetsuya noch einmal.

"Warum nicht?"

"Du bist für mich wichtiger als jeder andere", sagte Tetsuya ruhig und im ernsten Ton. Taiga hielt inne.

"Wirklich?" fragte er. Taiga wandte sich wieder Tetsuya zu und machte ein paar Schritte in seine Richtung.

"Bist du dir da auch ganz sicher?" Tetsuya überlegte eine Sekunde. Taiga sah ein leichtes, zustimmendes Nicken. Langsam schritt Taiga auf Tetsuya zu. Taiga trat an Tetsu heran, zwang ihn ein paar Schritte rückwärts bis zur nächsten Wand zu gehen und stützte seine Handflächen links und rechts von Tetsuyas Kopf an der Wand ab.

"Wenn ich dir so wichtig bin und ich bleiben soll, dann hast du sicher nichts hiergegen?" fragte er und küsste Tetsuya erneut. Wieder schlug Tetsuyas Herz wild in seiner Brust. Taiga unterbrach für einen Augenblick den Kuss. Doch sofort fanden ihre Lippen erneut aufeinander und Taigas Zunge umspielte Tetsus Lippen, bevor sie sich sanft einen Weg in dessen Mund bahnten. Tetsuya war überwältigt von den Gefühlen, die er in diesem Moment empfand. Dieses Mal krallten sich Tetsuyas Hände in das Hemd von Taiga. Dieser legte hingegen seine Arme um Tetsuya. Aus Versehen betätigte er dabei den Lichtschalter und sie standen im Dunkeln. Tetsuyas Beine begannen leicht zu zittern und gaben schlussendlich nach. Doch Taiga fing ihn mit Leichtigkeit auf und hob ihn etwas an. Durch den leichten Schreck, dass seine Beine nachgegeben hatten und dass Taiga ihn ohne weiteres anhob, unterbrach Tetsuya den Kuss. "Was machst du?", fragte er ihn.

"Ich werde uns zu einem bequemeren Ort bringen", flüsterte Taiga dem Jüngeren ins Ohr.

Kapitel 1: Happy Birthday, Tetsuya!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt