(24) Kiss me or leave me

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* Felix *

»Felix«, hörte er Hyunjins melodische Stimme hinter sich rufen.

Felix' Herz machte einen Satz und er ließ die Hände an seine Seite sinken. Sein Blick war auf den grauen Linoleumboden gerichtet. Die Schritte wurden langsamer und Hyunjin blieb wenige Meter hinter ihm stehen. Felix konnte ihm unmöglich in die Augen sehen, schloss instinktiv die Lider.

»Verschwinde!«

»Felix, ich ...«

»Verschwinde, hab ich gesagt!«, schrie Felix.

Hinter ihm war es mucksmäuschenstill. Er hörte weder Worte noch Schritte, nur Hyunjins schweren Atem.

»Es tut mir leid.«

»Was?«

»Ich ... Weißt du ... Wir ...«, stotterte sein Bandkollege.

»Bist du jetzt mit ihr zusammen?«

»Wem? Lisa?«

Er konnte Hyunjin hinter sich glucksen hören. Felix ballte die Fäuste und schnaubte durch die Nase.

»Natürlich nicht.«

»Aber du stehst nicht auf Männer.«

Felix war selbst überrascht, wie direkt er war. Es war eigentlich nicht seine Art, so unverfroren seine Meinung bekannt zu geben.

»Das ist es nicht ... Ich wollte ...«

»Du liebst mich nicht«, unterbrach ihn Felix. »Schon okay. Ich kann das verstehen. Aber musst du so eine Scheiße abziehen?«

»Wer? Ich?«

Hyunjin klang verärgert.

»Tu uns beiden einen Gefallen, und geh wieder hoch auf die Bühne. Beende deinen Tanz mit Lisa! Sei professionell!«

»Ich denke, dafür ist es zu spät.«

In Hyunjins frustrierte Stimme mischte sich eine Spur Wehmut. Felix drehte den Kopf nach links. Einerseits weil er besser hören wollte, was Hyunjin hinter ihm zu flüstern hatte, andererseits weil er seinen Gesichtsausdruck dabei sehen wollte. Kam es ihm nur so vor, oder war er nähergetreten?

Tatsächlich stand Hyunjin nur noch gut zwei Meter von ihm entfernt. Felix konnte seine Nähe förmlich spüren. Im Augenwinkel konnte er jedoch keine genauen Gesichtszüge erkennen. Nur der Kontrast zwischen Hyunjins blonden Haaren und seinem schwarzen Outfit war deutlich.

»Die Show ist mir egal. Und wenn ich eines nicht bin, dann professionell.«

Felix hielt seine plötzliche Nähe nicht aus. Es schmerzte ihn, Hyunjin so nahe bei sich und emotional doch so fern zu wissen. Sein Herz fühlte sich wie in einem Gefrierschrank an. Als sei es nur ein totes Tier, das in einem Kühlhaus vor sich hin hing und darauf wartete, von wilden Bestien verspeist zu werden.

»Wir sind Idols«, sagte Felix, doch das Management sprach aus ihm. »Wir müssen professionell sein.«

»Dann bin ich kein Idol mehr - bin es vielleicht nie gewesen. Das zwischen uns war nie professionell, Felix. Diese Gefühle in mir sind nicht professionell. Und mein Verhalten in Bezug auf dich wird in keinem Fall professionell sein.«

Felix' Herzschlag beschleunigte sich wieder. Langsam wandte er sich um. Für ihn schien es wie in Zeitlupe, Frame für Frame abzulaufen. Zuerst sah er Hyunjin zu Boden blicken, dann seinen Wimpernaufschlag, seine braunen Augen, die ihn fokussierten. Er biss sich auf die Lippe, ging einen grazilen Schritt zurück, legte eine Hand vor seinen Mund, wandte den Blick wieder von Felix ab zur Seite, räusperte sich.

Dance the Night Away [Hyunlix]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt