schwierige Entscheidungen erfordern viel Mut

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Morgen war Freitag, sie könnte also das Wochenende nutzen, um... Nein, dazu konnte sie sich selbst nicht bringen, oder?

Am nächsten Tag, nach der Schule. Heutiges Programm: Basketball mit den anderen EAT-Schülern. Erst als es Abend wurde verabschiedeten sich alle und gingen nach Hause. Kim und Jackie begleiteten das Chaos-Zimmer ins Wohnheim, schließlich wohnten sie ja alle da.

Aori achtete zu diesem Zeitpunkt bereits auf nichts mehr. Sie war vollkommen abwesend und hatte einen schmerzlichen Blick aufgesetzt. Minai bemerkte dies, sprach sie allerdings nicht darauf an.

Als die sechs Mädchen am Wohnheim angekommen waren, schnappte sie sich Aoris Hand und sagte: ,,Geht ihr schon mal rein, Aori und ich wollen noch kurz draußen bleiben und über was reden."

,,Klar, aber kommt nicht zu spät, sonst sind die Türen alle zu!" rief Hanako ihnen über die Schulter zu, während sie schon fast drinnen war.

Leicht verwirrt folgte Aori Minai also. Sie setzten sich auf die übliche Mauer mit Ausblick über die Stadt, dieser war in dieser wolkenfreien Nacht besonders schön.

,,Dich bedrückt irgendwas, stimmts?" fragte Minai behutsam, während sie lächelnd über Death City blickte.

Aori antwortete erst mal nicht. 5 Minuten vergingen. 10 Minuten. 20... Bevor sie sich versahen, war bereits eine gesamte Stunde vergangen, in der Aori vollkommen abwesend in den Sternenhimmel gestarrt hatte.

,,Nein, ich kann das nicht! Wie könnte ich ihr das erzählen?! Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben richtige Freunde! ... Na gut, das war mir auch früher eigentlich immer egal, aber trotzdem! Ich... ich kann das nicht! Niemals!"

Nach diesem letzten Gedanken stand Aori auf, nahm Minai, die immer noch die nächtliche Stadt beobachtete, an die Hand und meinte schon im Laufen: ,,Wir kommen noch zu spät! Die Nachtruhe fängt gleich schon an!"

Allerdings waren alle Türen des Wohnheims bereits verriegelt, als die beiden dort ankamen, weshalb sie mit Hanakos und Fias Hilfe durch ihr Zimmerfenster rein mussten.

Neuer Tag, neues Glück.

Aori wollte sich am liebsten selbst dafür schlagen, dass sie am Abend zuvor so ein Weichei war und einfach gekniffen hatte, doch das würde heute nicht mehr passieren!

Wieder auf der Mauer angelangt, nur diesmal tagsüber, fasste Aori endlich den Mut, zumindest irgendwas zu sagen.

,,Tut mir leid, wegen gestern. Es ist nur... Ich weiß nicht, wie ich es dir sagen könnte. Wir sind Freundinnen und vertrauen einander, aber... Ich verdiene das alles nicht!"

Minai sah Aori nicht ganz verstehend an, gab ihr mit ihrem beruhigenden Blick aber auch Sicherheit.

Im gleichen Moment bog Kim um eine Ecke und hörte zufällig das Gespräch der beiden mit. Ohne entdeckt zu werden versteckte sie sich hinter einer Wand. Natürlich wusste sie, dass es falsch war, sie zu belauschen, aber Kim war neugierig und wollte auch nicht, dass sie sie bemerkten, wenn sie jetzt gehen würde.

Aori fuhr fort: ,,Ich... ich habe euch die ganze Zeit angelogen! Die Person, von der ihr glaubt, dass ich es bin, das bin ich nicht! Es tut mir so unendlich leid! Ich wollte es euch irgendwie auch erzählen, aber... Ich schätze, ich hatte Angst. Ja, Angst. Ich. Kannst du dir das vorstellen?"

Ihr entglitt ein nervöses Lachen.

,,Ich wollte euch auf keinen Fall als Freunde verlieren! Ich... hatte vorher noch nie Freunde, weil alle Angst vor mir hatten. Ich geb ja zu, das hab ich meistens absichtlich gemacht, weil ich alleine sein wollte, aber trotzdem hatten immer und überall sämtliche Leute Angst vor mir, sogar meine Eltern."

Als Aori ihre Eltern erwähnte, wurde Minai wieder sehr aufmerksam.

,,Ja, meine ,,Eltern" sind ja noch nicht mal meine Eltern! Ich bin adoptiert. Allerdings sehen mich diese zwei Missgeburten schon lange nicht mehr als ihre Tochter... Ich bin nur ein Monster."

,,Nein, das bist du nicht!"

Das ignorierte Aori und ergänzte: ,,Ich beneide Kim wirklich!"

Die Augen der soeben angesprochenen weiteten sich.

,,Kim?" fragte Minai verwirrt.

,,Ja. Ich bin ihr in vielen Dingen ähnlich, aber..."

,,Keine Sorge. Egal, was mit dir los ist, wir sind alle deine Freunde! Wir lieben dich alle und würden dich niemals hassen! Glaub mir, du kannst mir ruhig alles sagen."

Dieser unglaublich kotz-freundliche Blick Minais trieb Aori fast Tränen in die Augen. Sie holte einmal tief Luft, dann sagte sie mit zittrigen Händen: ,,Minai... Ich, ich bin..."

Aori's Partners [Soul Eater FF || German]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt