l'art pour l'art: Die Kunst die mehr oder weniger geschickte Künstler herstellen, um dafür materiellen Lohn zu erhalten.
In letzter Zeit lief es wirklich gut zwischen ihr und Shuji. Jedoch gab es da eine Sache, die Momoka wirklich sehr störte. Auch wenn sie wusste, dass ihr Freund nichts dafür konnte, wurde er wirklich sehr auf der Arbeit eingespannt. Zu sehr, wenn man die Brünette fragte. Wer war denn bitte jeden Tag die ganze Woche auf Abruf und wurde dann andauernd mitten in der Nacht angerufen? Diese Tatsache belastete ihre Beziehung schon seit einiger Zeit. Was sollte man denn bitte eine Beziehung führen, wenn man sich kaum noch sah? So hatte es ihr zumindest Fumi gesagt, als die Künstlerin ihrer Freundin ihr Leid klagte. Zwar konnte Momo diesen Sachverhalt nachvollziehen, aber sie hing doch viel zu sehr an Shuji, um wegen etwas Stress bei der Arbeit mit ihm Schluss zu machen. Und weil ihr Fumikas Rat nicht unbedingt weiter geholfen hatte, wollte sie sich jemandem anderen ausschütten. Die Illustratorin hatte wirklich lange überlegt und es immer wieder vor sich her geschoben, aber jetzt kurz vor Weihnachten hatte sie eine Entscheidung getroffen. Sie würde die Person aufsuchen, von der sie wusste, dass diese ihren Freund schon jahrelang kannte. An würde ihr sicher einen Rat geben können, wie sie weiter verfahren sollte. Außerdem brauchte sie noch ein Geschenk für Hanma. Ihr war nämlich absolut nichts eingefallen, was er gebrauchen könnte. Was schenkte man schon jemandem, der alles hatte? Zudem meckerte er jedes Mal, dass sie ihm nichts schenken brauchte, es reiche ihm ja, dass sie es mit ihm aushielt. Aber das konnte die junge Frau doch nicht machen. Vor allem, weil sie ganz stark davon ausging, dass er ihr irgendwas schenken würde, dass wieder vollkommen fehl am Platz war. Das letzte Mal als sie dem Schwarzblonden etwas geschenkt hatte, war an seinem Geburtstag, den sie in einem wunderschönen Restaurant verbracht haben. Das einzige Manko an der Sache war, dass ihr Geschenk wohl kaum mit diesem Ort mithalten konnte. Sie hatte ihm einen schönen Ledergürtel und ein für sie schon wirklich hochpreisiges Parfum gekauft. Auch wenn er sich darüber aufrichtig gefreut hatte. Momoka wollte ihm wenigstens etwas schenken, dass ihm gerecht wurde.„Ich sollte wirklich heute nach der Arbeit zu An. Die hat sicher eine Idee, was ihm wirklich gefallen könnte", murmelte sie zu sich selbst und widmete sich wieder ihrer Arbeit. Heute Abend konnte sie genug Gedanken daran verschwenden, jetzt zählte das Buch, an dem sie gerade arbeitete. Das musste schließlich auch fertig werden.~Es war später geworden, als Momoka eigentlich gedacht hatte, aber das würde sie heute nicht davon abhalten zu An zugehen. Shuji würde heute sicher nicht mehr anrufen, so wie die letzten Tage auch, also hatte sie alle Zeit der Welt. Ihr Blick verschleierte sich leicht. Der Gedanke daran, heute schon wieder nicht die Stimme ihres Freundes zu hören, machte sie traurig. Er schrieb ihr zwar immer wieder Nachrichten, aber das war eben nicht das Gleiche, gerade wenn man bedachte, dass sich vor ungefähr drei Wochen beinahe jeden Tag gesehen hatten. Da konnte es schon Schmerzen, wenn man sich nur noch ein bis zweimal in der Woche sah. Tief atmete Momoka ein. Das dürfte sie nicht herunterziehen. Vielleicht würde es bei ihr auf der Arbeit auch mal so schlimm aussehen und dann musste eben Shuji das Verständnis dafür haben.Die Straßen hier in Roppongi waren wie immer an einem Freitag wirklich sehr überlaufen. Ein Haufen feierwütiger Menschen quetschten sich an ihr vorbei. Ein solcher Menschenauflauf war ihr immer noch viel zu unangenehm. Sie spürte jeden Blick, den man ihr zuwarf. Vielleicht war es doch keine so gute Idee, sich am Wochenende hier herzuwagen. Hastig ließ die Brünette den Blick durch die Menge schweifen. Hier befanden sich allerlei sonderbare Gestalten, vor denen sie normalerweise so schnell sie konnte, das Weite suchen würde. Leicht ballte sie ihre Hände zu Fäusten und bohrte somit ihre Fingernägel schmerzhaft in ihre Handfläche. Was hatte Shuji ihr gesagt? Die Leute auf der Straße interessieren sich einen scheiß für sie. Oder so ähnlich. Auf jeden Fall sollte sie sich seiner Meinung nach nicht immer so viele Gedanken darum machen, was die Leute über sie dachten. In seiner Gegenwart klappte das mittlerweile wirklich gut. Nur allein fiel sie gerade wieder in alte Muster zurück. Leicht zusammengesunkene Haltung, der Blick immer nach unten gerichtet. Sie brauchte immer noch die geistige Stütze Shujis, um das alles umzusetzen.Vor Ans Bar angekommen, lichtete sich die Menschenmenge kein Stück. Noch nie hatte sie so viele Menschen hier warten sehen, um hereinzukommen. Ihr Blick glitt immer wieder vom Ende der Schlange zur Tür und wieder zurück. Sollte die Künstlerin einfach hereingehen oder nicht? An kannte sie ja bereits und sie war auch schon mehrere Male mit ihrem Freund hier gewesen, aber ob ihr das Recht gab sich einfach vorzudrängeln. Die Barbesitzerin hatte ihr nicht ausdrücklich die Erlaubnis gegeben, einfach einzutreten. Aber, wenn sie sich jetzt anstellen würde, dann konnte Momoka erst in zwei, vielleicht auch erst in drei Stunden rein. Trotzdem konnte sie sich beim besten Willen nicht dazu durchringen, einfach die Bar zu betreten. Also ging sie ein Stück die Straße herunter und stellte sich ganz am Ende der Schlange an. Sicher würde sich das Warten lohen und An würde ihr sicher schnell auf alles, was sie wissen wollte, antworten können. Und dann wartete die Künstlerin eine Stunde, dann zwei Stunden und immer noch hatte sie es nicht geschafft reinzukommen. Zwar war sie dem Eingang schon ein ganzes Stück näher gekommen, aber vom Betreten der Bar, konnte die Künstlerin noch einige Zeit träumen.„Hey Kleine, was machst du hier allein? Ich kann dich ganz schnell reinbringen, wenn du mir einen kleinen Gefallen tun würdest", sagte ein Typ, der gerade an der Schlange vorbeiging. Momoka schätzte ihn auf um die vierzig und der Ausdruck in seinem Gesicht sagte ihr, dass er bei diesem verlangten Gefallen auf mehr hinaus wollte, als nur ein Getränk an der Bar. Sie legte aber trotzdem ein freundliches Lächeln auf und lehnte dankend ab. Jedoch ließ sich der Typ nicht davon abbringen und versuchte es gleich ein weiteres Mal.„Komm schon Süße. Ich bin allein hier. Du bist allein hier, dann können wir zusammen etwas an der Bar trinken und dann sehen, wohin der Abend noch führt", das anzügliche Lächeln, das sich in seinem Gesicht gebildet hatte, jagte der Künstlerin einen unangenehmen Schauer über den Rücken. Sie ärgerte sich gerade ungemein allein hier hergekommen zu sein. Mit Shuji hätte sich der Typ das nicht getraut, aber der war ja nicht hier.„Es tut mir leid, aber ich muss ihr Angebot leider ablehnen. Mein Freund wäre wirklich nicht begeistert davon, wenn ich mit einem anderen Mann etwas trinken würde", versuchte sie es noch einmal ruhig und sachlich. Der Mann aber drängte sich, ungeachtet der missbilligenden Blick der anderen Anstehenden, neben die Brünette und legte einen Arm um sie.„Ach, denk doch nicht an deinen Freund, der hat dich nicht verdient. Wer eine so schöne Frau allein trinken gehen lässt, muss damit rechnen, dass andere Männer mit ihr sprechen. Ich werde dich hier nicht allein lassen", den letzten Teil flüsterte er mit seiner feuchten Aussprache direkt in ihr Ohr. Die Übelkeit, die sich dann in ihr ausbreitete, hatte die Illustratorin in ihrem Leben noch nicht erlebt. Ihr war die Situation so dermaßen unangenehm, aber sie konnte diesen aufdringlichen Mann einfach nicht loswerden. Sie wusste nicht, wie sie diesem Kerl klarmachen konnte, dass er es bei jemandem anderen versuchen sollte. Nur nicht mehr bei ihr.„Er hat mich nicht allein gelassen und ich kann ihn gern hier herbestellen, dann kann er Sie vom Gegenteil überzeugen", probierte es die Kleine weiterhin verzweifelt, aber selbst das schien den Mann nicht davon abzubringen sie weiterhin zu bedrängen. Andere Frauen hätten diesem Mann einfach eine Ohrfeige gegeben, aber natürlich nicht Momoka. Sie würde wohl in jeder Situation ruhig und höflich bleiben.„Hat er nicht? Wenn er dich nicht allein lassen würde, dann wäre er auf jeden Fall hier", wollte der es nicht verstehen oder konnte der es nicht verstehen? Die Grafikerin wollte nichts von ihm und deutlicher konnte sie beim bestem Willen nicht werden.„Könnten Sie die Frau neben sich in Ruhe lassen, sie fühlt sich augenscheinlich nicht wohl in ihrer Gegenwart", erklang eine ihr bekannte Stimme. Die Brünette sah auf und blickte direkt in die blauen Augen von Herrn Inui. Damit hatte Momoka nun am wenigsten gerechnet.„Biste etwa der Freund von der Schnecke hier?", blaffte der alte Kerl Inui an und dieser verschränkte seine Arme vor der Brust.„Und wenn ich das wäre. Sie werden sich jetzt von dieser Frau entfernen! Ansonsten wird es wirklich unschön für sie", stellte der Blonde klar und endlich ließ ihr Peiniger den Arm um ihre Schulter sinken. Der Mann mit der Brandnarbe im Gesicht packte den Aufdringlichen am Kragen und zog ihn dann direkt aus der Schlange. Er besah ihn noch einmal mit einem warnenden Blick und sah dann wieder neutral zu Momoka.„Ich hoffe, dieser Typ hat sich nicht zu lange aufdringlich ihnen gegenüber verhalten", entkam es Herrn Inui professionell. Die Brünette war unglaublich froh, dass sie jemand gerettet hatte. Auch wenn er der Letzte war, von dem sie das erwartete hätte.„Ich danke ihnen. Ich hoffe, das hat ihnen nicht alt zu viele Umstände gemacht", tief verbeugte sich die Verlagsangestellte. Auch wenn der Mann seit einiger Zeit nur noch unregelmäßig im Verlag auftauchte, sah sie ihn immer noch als Respektsperson. Inui winkte nur ab und sah prüfen die Straße herunter: „Machen Sie sich keine Gedanken. So etwas gehört sich nicht. Ich hätte jeder anderen Frau auch geholfen. Aber ich muss jetzt weiter. Ich wünsche ihnen einen schönen Abend und ein erholsames Wochenende", auch Herr Inui verbeugte sich kurz vor ihr und lief dann ohne die Brünette weiter zu Wort kommen zu lassen die Straße herunter.Was der wohl hiervor hatte? Er war gar nicht der Typ dafür, an einem Freitagabend wegzugehen. Naja Momo würde sicher auch niemand so einschätzen. Trotzdem kam es ihr wirklich reichlich komisch vor. Vor allem, weil er auch jetzt seinen Anzug trug. Andererseits konnte es auch sein, dass er einfach genau wie Shuji auch nach der Arbeit gleich irgendwo hingeht.Nach weiteren dreißig Minuten des Wartens, stand Momoka endlich vor einem der Türsteher, die sonst auch immer da waren. Ehrfürchtig sah die Kleine an dem breit gebauten Mann nach oben. Dieser betrachtete die Künstlerin mit Argusaugen. Wie gerne würde sie wissen, was dieser Schrank von ihr dachte. Nicht nur, weil er sie im Gegensatz zu den anderen Gästen so genau betrachtete, nein, er schien irgendwas an ihr zu suchen.„Sag mal, ich kenn dich irgendwie, aber weiß nicht woher. Kanns sein, dass wir schon mal in der Kiste gelandet sind?", fragte dieser Bulle von einem Mann. Mit allem hatte Momoka gerechnet, aber nicht mit einer solchen Frage. Trotzdem war sie erleichtert, dass er sie nicht unbedingt sofort wegschicken wollte.Die Künstlerin schüttelte leicht den Kopf und murmelte dann leise: „Nein, das kann nicht sein. Ich bin seit einiger Zeit in einer Beziehung. Aber es kann sein, dass Sie mich kennen, weil ich öfter mit meinem Freund hier bin." Auf diese Erklärung hin sah der Türsteher sie nur noch kritischer an. Was war denn nun wieder falsch? Hätte sie behaupten sollen, sie hätte Sex mit diesem Mann gehabt, der nebenbei einfach mal nicht ihr Typ war.„Mit deinem Freund?", nachdenklich fuhr er sich über den dunklen Bartschatten und betrachtete sie weiter, „Wie heißt dein Freund, Kleines?" Sie wollte doch einfach nur mit An reden und würde wohl hier gleich weggeschickt werden.„Mein Freund ist Shuji Hanma", antwortete sie ihm kurz und knapp und der Mann vor ihr nickte verstehen. Im nächsten Moment wirkte er so, als würde ihm ein Licht aufgehen.„Ach, du bist die Süße! Ich hab dich in den Klamotten gar nicht erkannt! Rein mit dir! Und das nächste Mal kommst du zu mir oder meinem Kollegen. Geht ja gar nicht klar, dass Freunde der Chefin hier einfach anstehen!", irgendwie wirkte der Mann wie ausgewechselt, aber das sollte Momo jetzt egal sein. Sie hatte ihr Ziel erreicht. Sie musste sich jetzt nur noch bis an die Bar durchschlagen und dann konnte sie in einer ruhigen Minute mit ansprechen.„Danke, ich werde das beherzigen und dann einfach zu ihnen kommen", bedankte sich die Grafikerin bei dem Türsteher und betrat nun endlich die Bar.~Endlich im Inneren der Bar angekommen, musste sich Momoka zuerst in dem ganzen Durcheinander, das hier herrschte, orientieren. Die Menschen stapelten sich beinahe an den Tischen und auch das Personal, das ohne sie zu beachten an ihr vorbeilief wirkte alles andere als ruhig. Es war ja wirklich öfter voll hier, aber ein solches Gedränge hatte die Brünette schon gar nicht erwartet. War hier heute irgendeine Aktion oder so? Vielleicht Drinks zum halben Preis? Das würde zumindest die Massen an Menschen hier erklären. An würde ihr sicher sagen können, was hier los war. Sie drängte sich zwischen den Menschen hindurch in Richtung der Bar, vor der auch noch ein Haufen Menschen auf ihre Getränke zu warten schienen. Der Barkeeper hatte gerade alle Hände voll zu tun, also wollte sie diesen nicht unbedingt stören. Das hieß wohl, dass es an der Künstlerin lag, An selbst zu finden. Das wurde ihr jedoch abgenommen, als jemand eine Hand auf ihre zierliche Schulter legte. Erschrocken drehte sich Momoka um und sah direkt in An gestresstes Gesicht.„Momo, wo ist dein Nichtsnutz von Freund, wenn man ihn einmal braucht. Ich habe ihm schon geschrieben, dass er helfen kommen muss, aber der Herr kann ja erst in zwei Stunden. Was soll ich um zehn mit dem? Sag mir das?", meckerte An drauflos ohne die Brünette überhaupt zu begrüßen. Diese war wirklich vollkommen überrumpelt von dem, was die Barbesitzerin hier sagte. Konnte es sein, dass Shuji hier schon öfter geholfen hatte und deswegen für heute Abend abgesagt?„Ähm, also ich will dich dann nicht weiter stören. Ich glaube, ich sollte dich aufsuchen, wenn es etwas ruhiger ist", versuchte sie An etwas zu besänftigen. Gerade wollte die Brünette gehen, als sie von Shujis langjähriger Freundin am Oberarm gepackt wurde.„Kein Schritt weiter. Du wirst jetzt hier bleiben und helfen. Ich hol dir Klamotten und dann kannst du an den Tischen bedienen. Keine Widerrede. Ich brauche heute jede helfende Hand."Wie war die Künstlerin hier nochmal herein geraten? Normalerweise würden sie keine zehn Pferde dazu bringen, als Bedienung zu arbeiten. So wie andere im Studium in kleineren Läden, Restaurants oder Cafés gearbeitet haben, hatte die Künstlerin hinten in der Küche geholfen. Für mehr reichte es in diesem Punkt nie. Jetzt wurde sie einfach ins kalte Wasser geworfen. Sie musste von einem Tisch zum anderen rennen und die Bestellungen bringen, die Tische abräumen und abwischen. Zum Glück hatte An dahingehend bedacht, dass Momo wohl kaum imstande war, mit Fremden zu reden. Es reichte schon fragen zu müssen für wen welches Getränk oder welches Essen war und sich für die etwas längere Wartezeit zu entschuldigen. Sie hatte also ihre Standardtexte, die die Schüchterne herunterratterte. Diese saßen nach den ersten paar Malen, aber wenn dann jemand etwas außer der Reihe von ihr wollte, geriet die Brünette ins Stocken. Genau wie an diesem Tisch, an dem ein Mann doch kein Bier wollte, sondern lieber Sake.„Es tut mir leid, ich kann gerne einen Kollegen holen und der kann das gerne aufnehmen", versuchte Momoka sich aus der Verantwortung zuziehen. Der Mann mittleren Alters ließ aber nicht locker.„Sie arbeiten hier, also werden sie wohl das Bier wieder mitnehmen können und mir einen Sake bringen. Das ist kein Hexenwerk", man merkte sofort, dass dieser bereits leicht angetrunkene Typ auf Ärger aus war und Momo schien wohl ein willkommenes Opfer zu sein.„Es tut mir wirklich leid, ich werde versuchen, was ich kann", mit diesen Worten verbeugte sie sich mit dem Tablett vor dem Bauch. Das Grummeln dieses Mannes versuchte sie auszublenden und huschte so schnell sie kann mit dem Bier zu An.„Der Mann an Tisch elf möchte wohl doch kein Bier, sondern Sake. Soll ich ihm einen bringen?", fragte Momo die Besitzerin der Bar, die gerade dabei war, ein paar Bier zu zapfen. Die Schwarzhaarige sah auf und stöhnte genervt auf: „Brings ihm halt. Zahlen wird er beides. Ich gebs gleich in der Kasse ein." Damit reichte sie der Brünetten nebenbei eine kleine Keramikflasche und ein dazugehöriges Schälchen.Mit dem neuen Getränk ging Momo zurück an den Tisch und stellte den Sake direkt vor den Mann, der sie aber wieder skeptisch ansah.„Und wo ist jetzt mein Bier?", fragte er noch frech. Das konnte wirklich nicht wahr sein. Der wollte sie wirklich verunsichern und natürlich klappte es. Schützend hielt Momoka mal wieder das Tablett vor ihre Brust und begann leise zu stottern: „Also... Äh... Sie wollten ... also sie sagten...", sie konnte gar nicht aussprechen, da wurde die Aushilfskellnerin unterbrochen.„Jetzt höre auf hier so grenzdebil rumzustottern. Hol mir lieber mein Bier zurück", der Gast keifte Momoka im wahrsten Sinne des Wortes an. Sie sank immer weiter in sich zusammen, bis sie eigentlich nur noch ein Häufchen Elend war.„Würden Sie sich bitte zusammenreißen und die junge Frau zu Wort kommen lassen", eine Stimme, mit der Momoka nicht gerechnet hatte, erklang hinter ihr. Es handelte sich tatsächlich um Shuji, der sie hier verteidigte. Ein minimales Lächeln schlich sich auf ihre Züge. Dann konnte sie also wenigstens so etwas Zeit mit ihm verbringen.„Wenn diese Frau zu inkompetent ist, um ihre Arbeit zu machen, dann werde ich wohl das Recht haben mich zu beschweren", wieder ein Seitenhieb gegen die Künstlerin. Unsicher sah sie leicht seitlich zu Shuji, der nicht gerade erfreut aussah.„Ich kann sie auch gerne dieser Bar verweisen, wenn Sie weiterhin das Personal so behandeln", drohte der Schwarzblonde dem Gast. Dieser sah Hanma nur unbeeindruckt an und stand auf.„Sowas muss ich mir nicht geben. So ein unprofessioneller Service", mit diesen Worten drängte er sich durch die Menge und verließ ohne Umschweife den Laden.Die Anspannung fiel sofort von Momoka ab, auch wenn sie ein schlechtes Gewissen wegen diesem verlorenen Kunden hatte. Trotz allem lächelte sie Hanma an und umarmte ihn kurz. „Wie schön, dich wenigstens hier zu sehen", murmelte die Künstlerin leise und legte ihren Kopf für den Bruchteil einer Sekunde auf Shujis Brust. Dieser kam aber gar nicht zum Antworten, denn er wurde sofort von An unterbrochen: „Shuji du fauler Sack lenk Momo nicht ab und beweg deinen Arsch zu den Neuen an Tisch 14 und du Momo kommst mit, die Bestellungen stauen sich und müssen raus."So verlief der Abend, auch wenn Shuji half, relativ stressig. Zum Glück der Brünetten hatte sich kein Gast mehr daneben benommen und sie konnte so in Ruhe weiterarbeiten. Die Interaktion mit ihrem Freund hielt sich dabei in Grenzen. Hier und da gab es eine kleine Berührung zwischen ihnen oder ein kurzer Blick, aber für mehr reichte es wirklich nicht. Gerade waren die letzten Gäste gegangen und es war sage und schreibe vier Uhr morgens. Eine absolut ungewohnte Uhrzeit für Momoka.Geschafft, ließ sie sich auf einem Stuhl im Gastraum fallen und schaute an die Decke.„Ich bin fertig, ich kann nicht mehr", jammerte sie und jemand stellte sich hinter sie und blickte zu ihr hinab.„Danke Momo, es tut mir leid dich hier so überrumpelt zu haben, aber es war wirklich sehr wichtig", entschuldigte sich An bei ihr und setzte sich dann neben sie. Die Brünette setzte sich wieder anständig hin und lächelte An an.„Dir muss es nicht leidtun. Ich habe dir gern geholfen, nur lass mich doch das nächste Mal in die Küche, da kann ich wenigstens richtig helfen", erklärte die Künstlerin der Barbesitzerin. Sie hatte bei weitem nicht gelogen. Sie half An wirklich gern, wenn sie dann noch hinter den Kulissen helfen konnte, dann sollte das noch viel besser laufen.„Und warum bist du ohne deinen Lulatsch hergekommen? Du wolltest doch etwas von mir?", fragte An nach und sah Momo interessiert an. Natürlich wollte sie das wissen. Sie war ja das erste Mal allein hier aufgeschlagen.„Ich kann dich das jetzt nicht fragen, Shuji darf das nicht mitbekommen", erklärte die Künstlerin die Situation und sah sich nach ihrem Freund um, der gerade dabei war, die letzten Tische abzuwischen. Einen Moment blieb ihre Aufmerksamkeit bei ihm hängen. Sie merkte nun wirklich, wie sehr sie es doch vermisste, mehr Zeit mit ihm zu verbringen.„Verstehe, am besten, ich geb dir meine Nummer. Du kannst dann fragen wie viel los ist und ich kann dich anrufen, wenn ich eine Küchenhilfe brauche", machte die Schwarzhaarige der Kleineren den Vorschlag, den sie auch danken annahm. Jedoch war keine weitere Zeit mehr für Besprechungen, denn Shuji gesellte sich auch schon zu ihnen. Er legte seinen Arm um Momoka und bettete seinen Kopf auf ihrer Schulter.„Das nächste Mal, wenn es so voll ist und du zu wenig Personal hast, dann schmeiß verdammt nochmal Leute raus. Ich bin zu alt für so einen Scheiß", entkam es Hanma, der sich nicht mehr bewegte. Er nahm nur Momos Hand und legte diese auf seinen Kopf. Mit ihren Fingerspitzen kraulte die Künstlerin dem Brillenträger durch die Haare.„Ja natürlich und das an einem Freitag. Du kannst mir ja den Umsatz bezahlen, der mir hier durch die Lappen geht", meckerte An, aber lächelte trotzdem noch und stand dann auf. „Ihr zwei geht mal nach Hause. Wie ich sehe, gehört ihr beide ins Bett. Verpisst euch also."„Jaja wir gehen ja schon. Momo-tan, komm ich will schlafen. Wir fahren zu mir, das ist wenigstens nicht so weit weg", stellte Shuji einfach klar uns zog die Kleinere mit sich hoch. Unsicher sah die Brünette zur Barbesitzerin, die selbst schon aufgestanden und nach hinten gegangen war.„Vorher muss ich mich aber umziehen!", stellte die Illustratorin fest. Hanma nickte ihr nur zu und sagte ihr, er würde draußen vor der Tür auf sie warten. Schnell huschte sie also nach hinten n den Personalbereich und traf dort auch gleich wieder auf An, die auf die Künstlerin zu warten schien.„So und jetzt mal raus mit der Sprache, warum warst du hier?", fragte An sie ernst und beobachtete dabei jede Bewegung der kleineren Frau ganz genau. Momo biss sich leicht auf die Lippe. Sollte sie jetzt noch was sagen? Aber so wie sie die Schwarzhaarige mittlerweile kannte würde sie wohl nicht locker lassen, bis man mit der Sprache rausgerückt war.„Ich bin hier, weil ich mit dir über Shuji reden wollte, aber das können wir auch ein anderes Mal. Du willst sicher auch ins Bett", versuchte die Illustratorin so kurz und knapp wie möglich zu erklären. Ein nachdenkliches Nicken folgte und die ältere Frau ging zur Tür.„Komm heute oder morgen Nachmittag. Auch wenn zu ist, da können wir dann reden!", mit diesen Worten verschwand An aus der Umkleide und ließ Momo allein zurück.Keine zehn Minuten später verließ die junge Frau dick eingepackt die Bar und atmete tief die nächtliche, kalte Tokioter Luft ein. Kurz sah sie nach links und rechts und fand ihren Freund mit hochgezogenen Schultern an seiner Zigarette ziehen.„Fuck, das ist arsch kalt hier, Momo, lass uns nach Hause fahren. Da ist es wenigstens warm", meckerte Hanma. Belustigt betrachtete Momoka den Größeren. Dass er so empfindlich gegenüber Kälte war, hatte sie gemerkt, als die ersten kalten Nächte angebrochen waren und es bei ihm in der Wohnung unglaublich warm geworden war.„Dann lass uns fahren. Ich freue mich, dass wir mal wieder in einem Bett schlafen können", flüsterte die Grafikerin leise und lehnte sich an ihn.„Ich auch Kleines. Ich auch", murmelte Shuji genauso leise und sie ging zusammen zu seinem Auto. Das Vorhaben des heutigen Tages konnte Momo zwar nicht umsetzen, aber wenigstens konnte sie etwas Zeit mit ihm verbringen.
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Sketches (Hanma x Oc) (Tokyo Revengers)
FanficAls der Verlag, in dem Momoka arbeitete, an einen unbekannten Investor verkauft wurde, ahnte sie nicht, dass sie in Dinge involviert werden würde, die sie eigentlich nur aus Filmen kannte. So muss die junge Frau es am eigenen Leib erleben, wie aus e...