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Doch diese scheinbar unbezahlbaren Momente sollten nur die Ruhe vor dem Sturm bedeuten.

Ein neuer Morgen brach an. Deine Schlafposition änderte sich während der Nacht und Katsuki fand dich am anderen Ende der Bettkante mit dem Rücken zu ihm gedreht wieder.
Vorsichtig zog er dich, immer darauf bedacht dich dabei nicht versehentlich aufzuwecken, an seinen warmen Körper heran und hielt dich fest im Arm. Als du dich jedoch im Schlaf unbewusst umdrehtest und dich näher an deine Wärmequelle kuscheltest, fiel deinem Freund dein Äußeres erst richtig ins Auge. Trugst du diese Klamotten schon die ganze Zeit? Das war doch sein Shirt, oder träumte er das alles nur?
Nein, er war sich noch nie sicherer: du stahlst ihm tatsächlich die Klamotten!
Gähnend riebst du dir einmal über die Augen, bevor du diese verschlafen öffnetest und ein breites Grinsen dich begrüßte. Verwirrt mustertest du den Blondschopf. ,,Was ist denn-" Ohne dir die Chance auf Aussprache auch nur ansatzweise zu lassen, zog der Oberschüler dein Gesicht mit zwei Fingern an deinem Kinn näher an sein eigenes. ,,Wer hat dir erlaubt mein Shirt zu klauen, huh?~" Seine Stimme klang am Morgen so viel heißer als sowieso schon, sein warmer Atem hinterließ ein angenehmes Kribbeln auf deinen Lippen und seine tiefroten Augen glänzten getrübt. Auf deinen Wangen zierte sich ein leichter Rotschleier und dein Puls stieg. Du würdest dich vermutlich niemals richtig an diese Nähe gewöhnen können. ,,I-Ich... uhm... s-selber Schuld, wenn du es bei mir vergisst!" Den tiefen Augenkontakt nicht für eine Sekunde unterbrechend, trennten euch nun nur noch wenige Zentimeter voneinander. ,,Du hättest es mir sowieso nicht zurückgegeben, richtig?~" Gespielt überlegend grinstest du auf seine Aussage hin nur. ,,Hmm... schon möglich?" Du bemerktest wie sein Blick plötzlich stetig zwischen deinen Augen und deinen Lippen wechselte.
,,Hol's dir doch, wenn du es unbedingt zurück willst." Früher hättest du solche Sätze vermutlich niemals verwendet, dafür fehlte dir das nötige Selbstvertrauen. Und obwohl du auch jetzt noch die größte Niete in Sachen 'soziale Kontakte pflegen' und 'dich selbst zeigen' warst, lebtest du deine provokative Ader bei Katsuki umso mehr aus. Immerhin gab er dir ständig die schönsten Vorlagen und seine aufbrausende, erdrückende, dominante Art färbte in gewissen Mengen auch auf dich ab. Nicht so stark ausgeprägt wie bei ihm, aber dennoch sichtbar. ,,Das wirst du noch sowas von bereuen, Dumbass!" Mit einem Mal landeten seine Lippen auf deinen und verwickelten dich in einen zärtlichen, dennoch leidenschaftlichen und bestimmten Kuss. Genießend wanderten seine Finger jeden einzelnen Zentimeter deines Körpers hinab zu deiner Taille, um dich schlussendlich noch näher heranzuziehen.
Alles hätte perfekt sein können, doch Katsuki ließ mit einem extrem genervten Seufzen von dir ab, als es aus dem Nichts an der Tür klopfte.
,,Wer ist das jetzt schon wieder??" Grummelnd murmelte der Blondschopf willkürliche Morddrohungen vor sich hin. ,,Sollen wir nachsehen?", haktest du nach und hobst fragend deinen Kopf.
Bestätigend nickte dein Gegenüber und kurz darauf zogst du ihn hinter dir her.

,,Ich wollte eigentlich gerade fragen, ob du (Y/N) gesehen hast, da sie nicht in ihrem Zimmer war, aber das scheint sich jetzt wohl geklärt zu haben."
Es war Denki, welcher dümmlich vor sich hin grinsend im Türrahmen stand und euch soeben aus eurem Moment der Zweisamkeit riss.
,,Schön, jetzt verpiss dich!", brummte Katsuki gereizt, mit verschränkten Armen an der Tür lehnend und nun kurz davor die blonde Steckdose mit einem Knall auszusperren.
,,Hey hey, jetzt warte doch!", unterbrach Denki den Hitzkopf neben dir und hielt die Tür mit seinem Fuß offen, was Katsuki natürlich absolut nicht gefiel. Doch er hörte dennoch zu und ließ Pikachu ausreden.
,,Da will jemand mit dir sprechen, (Y/N)!" Untermalend zeigte er in Richtung des Gemeinschaftsraumes, in welchem sich der bisher noch unbekannte Besuch befinden würde. Ungläubig deutetest du mit dem Finger auf dich, während dein Freund skeptisch für dich antwortete. ,,Wer denn??" Denki zuckte mit den Schultern. Tatsächlich wusste er es auch nicht genau, es sei denn, er würde den Worten dieser Person Glauben schenken.
,,Er sagte, er sei ihr Vater."
Du wolltest deinen Ohren nicht trauen. Dabei warst du dir so sicher, du hättest noch Zeit für dieses beschissene Gespräch!
,,A-Aber ich dachte...- er wollte doch erst nächste Woche...-"
Katsuki konnte dich, besorgt wie er nunmal auftrat, nicht einfach so hängen lassen, weshalb er dir anbot mit dir zu gehen. Du sagtest ihm zwar, es sei nicht nötig und würde vermutlich auch nichts an der Situation wie sie war ändern oder bessern, dennoch bestand er auf seine Anwesenheit bei der Sache.
Seufzend liefst du Kaminari mit klopfendem Herzen und unregelmäßigem Atem hinterher, dicht gefolgt von deinem innerlich extrem aufgebrachten Freund. Und ohh, war es untertrieben zu sagen, er sei bereit für diese Diskussion. Nein, er würde deinem Vater definitiv eine reinhauen, sollte es den dringenden Grund dafür geben!
Verdutzte Blicke bohrten sich in deinen Rücken, als du in deiner Bewegung zu stoppen begannst.
Dir brannte dieser eine Punkt noch so sehr auf dem Herzen, bevor du hättest die Schwelle zum Gemeinschaftsraum überschreiten können. ,,Kats...? Bitte versprich mir, dass du nicht sofort beim ersten Blickkontakt ausrastest!"
Ein unwohles Gefühl plagte den Blondschopf nun. Er wollte dich nicht anlügen, das konnte er nicht fertigbringen. Doch, würde er auf dieses Versprechen nicht eingehen, wärst du noch mehr belastet, was ihm ebenso nicht gefiel. Mehr als seine ehrliche, für dich vermutlich nicht völlig zufriedenstellende Antwort preiszugeben lag nicht im Bereich seiner Möglichkeiten. ,,'Nicht sofort' kann ich dir versprechen. Für alles Weitere garantiere ich nicht...!" Dieser Blick, seine stechend roten Iriden strahlten Zorn und Durst nach Gerechtigkeit aus. Jedoch nicht auf sich selbst bezogen. Nein, er empfand diese Gefühle für dich! Sein Ziel sollte es sein, dass du in Sicherheit gerietst, dein Leiden und deine Angst ein Ende fanden, sowie Rache für alles, was dieser Mann dir in der Vergangenheit antat. Solange Katsuki für diese Punkte keine Garantie bekam, konnte er keine Ruhe finden!
Und dennoch, obwohl du eigentlich genau wusstest, dass dir dieses halbe Versprechen nicht gefiel, gabst du klein bei. ,,Das muss wohl für's Erste reichen."
Tief durchatmend schobst du die Tür auf und betratst den Raum. Einige deiner Freunde erblicktest du fröhlich plaudernd auf der Couch oder am Tisch sitzend. Nicht viele, dennoch sollten es genug Zeugen für den Notfall sein. Es war nicht so, als würdest du dich nach diesem "Notfall" sehnen, doch die Sicherheitsmaßnahmen durftest du dir trotzdem offenhalten, oder?
Zwischen all den Schülern fiel dir eine Person ganz besonders stark ins Auge. Dein "Vater". Allein vom Ansehen blieb dir schon die Stimme im Hals stecken. Doch, als er sich auch noch ekelhaft grinsend zu dir umdrehte und dich belächelnd anstarrte, war es für dich vollkommen vorbei. Deine Hände zitterten, deine Beine ließen an Widerstand nach und auch dein Puls schien zu steigen. Wurde es hier drin wärmer? Kleine kalte Schweißtropfen passierten vereinzelt deine Schläfe. Das hier war zu viel für dich! Dabei gewöhntest du dich gerade erst so schön an den Alltag an der UA. Die gemeinsamen Abende hier im Gemeinschaftszimmer, jeden Morgen mit den belanglosesten und lustigsten Gesprächen starten. Er konnte doch nicht einfach hier her kommen und all die unbezahlbaren Momente mit nur einem Blickkontakt wieder zerstören! Nein, das durftest du auch im Sinne deiner Freunde nicht zulassen!

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Wörter: 1198

Strengh, No Quirk Can Give You | Katsuki Bakugou x fem! ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt