Meine Mutter starb vor knapp einem Jahr, ihr Tod löste etwas in mir aus und ich fühlte, wie
ich es schon lange nicht mehr tat. Schlussendlich war das der Startschuss, für etwas was ich
schon längst hätte tun sollen. All die Gefühle, von denen ich dachte, dass sie längst den
vergangenen Tagen angehörten, waren wieder da und diesmal stärker als zuvor.
Seit meiner jüngsten Kindheit sehnte ich mich danach, mein Verlangen wurde immer größer.
Ich plante alles mental seit Jahren genaustens durch und dann kam mein großer Moment, aber
fangen wir von vorne an.
Alles begann ein paar Tage nach meinem sechsten Geburtstag, genauer gesagt fünf, es war
der Tag als meine Mutter ihr zweites Kind, mit ihrem neuen Partner Karsten, bekam.
Damals wusste ich nicht was mich noch erwarten und welch düstere Gedanken ich hegen
würde. Selbst ich hätte nie gedacht das dieser kleine und unschuldig aussehende Bengel daran
schuld sein würde, dass ich mit den kommenden Jahren immer mehr leide und mich
zurückziehe. Er hat mir alles genommen was mir lieb war. Von Zeit zu Zeit war ich immer
mehr auf mich allein gestellt, meine Eltern sind nie für mich da gewesen und trotzdem liebte
ich sie. Als ich zehn Jahre alt war bekam meine Mutter noch ein Kind, diesmal war es ein
Mädchen. Sie und dieser dreckige Mistkerl von Ehemann wollten sie sogar anfangs Olivia
nennen, wie als hätten sie mich ersetzen wollen. Meine Jugend verlief nicht anders, hier und
da hatte ich Probleme und meine Eltern gaben mir die Schuld an ihren gescheiterten Ehen. Sie
alle machten mir mein Leben zur Hölle.
Ich verlor all meine Freunde, ich zog mich anders an, verhielt mich anders und war nur noch
allein. Ich wollte niemanden sehen geschweige denn mit jemanden reden. Ich wurde schnell
zum Außenseiter. Dann hatte ich mit vierzehn Jahren meine ersten Erfahrungen mit Alkohol
und Drogen gemacht und mein erster Absturz ließ nicht lange auf sich warten. Da ich meine
Freunde verlor, suchte ich mir etwas anderes. Ich begann haufenweise Bücher zu lesen, ich
verlor mich regelrecht in ihnen. Von morgens bis abends habe ich nichts anderes gemach,
jede freie Sekunde investierte ich in meine Bücher. Es waren ausschließlich Bücher mit den
grauenvollsten und psychotischsten Morden, die man sich je vorstellen könne, aber genau das
liebte ich so sehr, die Brutalität.
Als ich begann von Toten und Mord zu sprechen hat man mich schon nicht mehr
wahrgenommen. Ich überlege oft ob es was geändert hätte, wenn man mir damals zugehört
und sich mit mir befasst hätte, aber das werden wir wohl nie erfahren.
In den kommenden Jahren wurde mein Hass gegen die beiden Kinder immer größer und auch
meiner Bücher wegen dachte ich so oft darüber nach sie einfach zu töten. Wie schön es wäre
ein Leben ohne sie zu haben, ohne diese völlig Respektlosen und verzogenen Kinder. Immer
öfter träumte ich auch von Morden, ohne das diese Kinder darin vorkamen.
Heute bin ich 25, habe Psychologie studiert und mache gerade meinen Doktor in Kriminal-
und Biopsychologie. Ich habe drei Selbstmordversuche hinter mir und war zwei Jahre in
Therapie - ohne Erfolg.
Bei den Gedanken sie zu töten dachte ich auch an meine Mutter, ich sah mit eigenen Augen
wie sie unter den Kindern litt und letztendlich auch starb. Sie war völlig am Ende mit ihren
Kräften, sie haben meine Mutter krank gemacht. Man sah ihr an das sie bald sterben würde.
Als sie ihren letzten Atemzug nahm und ihr Herz aufhörte zu schlagen war ich bei ihr und ich
bin so froh, dass die Kinder, die mittlerweile 15 und 19 sind, nicht dabei waren.
Das einzige was ich dann noch wollte war sie zu töten, ich wollte das sie leiden genauso wie
ich es musste.
Ab da habe ich alles, was sich die letzten Jahre in meinem Kopf gestaut hatte, aufgeschrieben
und habe einen Plan daraus gemacht. Als er fertig war bin ich alles durch gegangen Tag für Tag, Woche für Woche, auf jede auch noch so kleine und unwahrscheinliche Situation hatte
ich mich vorbereitet. Es musste einfach alles Stimmen und das tat es auch, es war perfekt!
Ich habe das große Glück, dass sie niemand vermissen würde, Freunde oder Arbeitskollegen
gab es nicht. Der einzige Verwandte, zu dem sie noch Kontakt hatten, war ihr Vater Karsten.
Für ihren Tod habe ich mir einen festen Tag ausgesucht, meinen Geburtstag. Es wird ein
wunderbarer Geburtstag und auch die tagelange „Party“ danach wird traumhaft.
Es war so weit, ich saß in meinem Auto auf dem Weg zu ihrer Wohnung, um sie abzuholen.
Wir wollten meinen Geburtstag bei mir feiern, obwohl es ungewöhnlich ist seinen Geburtstag
an einem Montag zu feiern und nicht am Wochenende, aber das wir niemals dort ankommen
werden wussten sie nicht. Jetzt werden sie die Konsequenzen zu spüren bekommen, für all die
Jahre in denen sie mich terrorisiert hatten.
Mit voller Vorfreude, doch nicht etwa auf die beiden, klingelte ich and ihrer Tür. Laurin
machte die Tür auf und begrüßte mich mit einer langen und innigen Umarmung, mein Magen
drehte sich um. Ich hasste es, jede Form von Liebe, die sie für mich empfanden und mir
zeigten finde ich abstoßen, jedes Mal musste ich meinen Würgereiz unterdrücken, aber ich
spielte mit. Die ganzen letzten Jahre machte ich ihnen etwas vor, es sollte so wirken als wäre
ich die perfekte große Schwester, umso geschockter werden sie sein, wenn ihnen klar wird
was ich mit ihnen vorhabe.
Ich fragte ihn, wo Laura sei und ging zu ihr. Sie machte sich gerade fertig, ich sollte ihr das
Kleid zu machen. Es ist ein schönes rotes Kleid, das ihr geradeso bis über die Knie reichte,
ihre hellbraunen Haare hat sie sich hochgesteckt. Ich trat hinter sie, um ihr das Kleid
zuzumachen, in diesem Moment zog ich ein Tuch aus meiner Tasche und presste es ihr auf
Mund und Nase. Das Tuch war mit Chloroform getränkt und binnen Sekunden wurde sie
ohnmächtig. Laurin saß auf dem Sofa, das war die perfekte Gelegenheit, um mich an ihn
heranzuschleichen, das tat ich auch. Ich sagte noch zu ihm, dass wir drei viel Spaß
miteinander haben würden. Und bevor er etwas sagen oder sich umdrehen konnte drückte ich
auch ihm das Tuch ins Gesicht.
Anschließend zerrte ich beide in meinen blau-weißen 1970´ Ford Galaxy Adel IA und
säuberte sämtliche Türgriffe, die ich berührt hatte, sowie das Laminat.
Noch während der Fahrt, über etliche Landstraßen, merkte ich wie beide langsam zu sich
kamen, doch sie konnten sich weder bewegen noch etwas sagen, denn ich hatte sie gefesselt.
Sie versuchten sich aus den Fesseln zu befreien – vergebens. Umso mehr sie sich zu bewegten
versuchen desto fester zogen sich die Seile. Jeder Versuch sich zu bewegen rief starke
Schmerzen hervor.
Mein Wissen hatte ich aus den Shibari und Bondage Büchern, die ich in den letzten Monaten
studierte.
Wir sind angekommen, an einem kleinen Ferienhaus, das seit Generationen der Familie
gehörte. Es stand am Rande eines Waldes, mitten im nirgendwo, es gab keine Nachbarn und
das nächste Dorf war 15 Kilometer entfernt. Niemand würde sie schreien hören, denn das
werden sie. In dem Haus gab es einen Keller, nur wenige der Familie wussten von ihm, zumal
er auf keinem der Baupläne verzeichnet war. Der Kellereingang lag unter dem Kamin im
Wohnzimmer. Über dem Kamin ist ein Löwenkopf, an dessen rechten Ohr befand sich ein
winziger, kaum sichtbarer, Knopf. Ein leises Klicken des Schlosses gab die Bestätigung, dass
das Schloss der Falltür sich öffnete. Die Treppe, die zum Keller führte, ist eng, die Wände
kalt und die Luft feucht. Die einzige Lampe gab das Licht nur spärlich ab und in den Ecken
hingen Spinnenweben. Am Ende der Treppe offenbarte sich ein etwa 40 Quadratmeter großer
Raum, die Betonwände sowie der Boden und die Decke waren mit einer hellen, milchigen
Folie bedeckt, sodass nur noch die Neonrohrlampe und sechs massive Ringschrauben sichtbar
waren. Vier davon an der Wand gegenüber des Treppenaufganges und zwei an der Decke
Die Treppenlampe sowie die Neonrohrlampe waren nicht mit der Stromleitung des Hauses
verbunden, sondern laufen via Batterie, somit könnte man nicht zurückverfolgen das ich da war. Ich ging zurück zum Auto, die Dämmerung setzte bereits ein. Es zogen sich ein paar
Wolken am Himmel zusammen und ein leichter Wind wehte an diesem wohlig warmen
Septemberabend. Im hohen Gras rund um das Haus hörte ich die Grillen zirpen und in der
Entfernung das leise Heulen einer Eule. Die Atmosphäre war nahezu gespenstisch, ich merkte
wie ich eine leichte Gänsehaut bekam. Am Auto angekommen machte ich die Hintertür auf,
sie hatten sich ein wenig beruhigt und die verzweifelten Versuche sich zu befreien
aufgegeben. Trotzdem sah ich vor allem Laura an, dass sie den Tränen nahe war, doch sie
wusste das es ihr nicht bringen würde. Erst brachte ich Laurin, dann Laura in den Keller.
Ich verband ihnen zur Sicherheit die Augen, damit sie nicht sahen, wie wir in den Keller
gelangten. Schließlich sollte das Familiengeheimnis noch eine Weile bewahrt werden.
Auch ohne Fessel hätte ich sie problemlos überwältigt, selbst Laurin. Er war schon immer
feige und setzte sich nie zur Wehr. Aber wie man so schön sagt, die Sicherheit geht vor.
Außerdem sah ich gerne dabei zu wie sie sich unter Schmerzen zu befreien versuchten. Als
ich sie beide in den Keller gebracht hatte und ihre Handgelenke mit Ketten an die
Ringschrauben gebunden hatte, entfernte ich die Seile. Die groben Seile schnitten ihnen tief
ins Fleisch, sodass es an einigen Stellen blutete. Es herrschte für einen Moment stille, ich
nahm ihnen die Augenbinde ab und sie sahen mich voller Schrecken an. In ihren Augen
funkelte die Angst, vor allem in Laurins. Ich bin mir sicher sie wollten irgendetwas sagen,
aber sie konnten nicht.
Nach dieser Aufregung hätte es mir auch die Sprache verschlagen. Bei der Treppe angelangt,
schaltete ich das Licht aus und ging, ich werde sie allein lassen, bis ich morgen
wiederkommen würde. Ich konnte mir sicher sein, dass sie keine Dummheiten anstellen
würden währen ich weg sein werde. Um sich selbst etwas anzutun waren beide viel zu blöd,
noch dazu waren sie viel zu feige. Doch nun sollte ich mich schleunigst auf den Heimweg
machen, denn war schon spät und ich werde noch einiges vorzubereiten haben.
Alles sah danach aus als hätte es tatsächlich eine Geburtstagsparty gegeben, es lief den ganzen
Abend Musik und das Licht war an. Ich ließ die Nachbarn im Glauben, dass ich die ganze Zeit
zu Hause war, mit Laurin und Laura. Diese Smartphones sind anscheinend doch zu etwas zu
gebrauchen, denn die Dinger ermöglichten mir mein Haus quasi fernzusteuern. Da ich eine
Garage besaß und mein Auto meisten darin stand, konnte auch keiner mit Sicherheit aussagen
das ich weg war.
In den nächsten 10 Tagen werde ich nur wenige und kurze Vorlesungen haben, neben der Uni
ging ich arbeiten. Für diese Woche nahm ich mir Urlaub, den ich schon vor 8 Monaten
eingereichte und nächste Woche hatte ich, bis auf zwei Tage, Frühschicht.
Am nächsten Morgen machte ich mich schon früh auf den Weg, ich wollte da sein bevor sie
aufwachten, geschweige denn sie hatten überhaupt ein Auge zugemacht. Ich hingegen schlief
wunderbar, wenn auch nicht sehr lange. Noch vor Sonnenaufgang kam ich an dem Ferienhaus
an, auf direktem Wege ging ich in den Keller und schaltete das grelle Licht an. Laurin schaute
mich an, noch immer spiegelte sich Angst in ihren Augen wider, doch da war noch etwas
anderes.
Gewissen.
Ihnen wurde klar, dass sie jetzt alles zurückbekommen werden, dass ich nur so getan habe als
würde ich sie in mein Herz schließen. Was sie nicht wussten war, was ich mit ihnen anstellen
werde.
Auf der Rückbank meines Wagens, lag ein Karton. Darin war eine Torte, die ich letzte Nacht
gebacken habe. Ich stecke noch zwei Kerzen in Form einer 26 darauf und zünde sie an.
Mit der Torte und einer Plastikgabel ging ich zurück in den Keller.
Ich nahm die noch brennenden Kerzen ab und hielt sie erst Laura, dann Laurin an die Hände.
Sie schrien, ihre Haut war verbrannt und es bildeten sich Blasen. Danach setzte ich mich vor
sie und begann genussvoll, mit einem boshaften Lachen, dass ich schon immer besaß, meine
Geburtstagstorte zu essen. Beide hatten seit gestern Nachmittag weder etwas gegessen noch etwas getrunken. Es dauerte nicht lange, um herauszufinden was sie gerne aßen und was
nicht. Also kaufte ich über die letzten Monate beim Einkaufen immer mal ein paar Sachen
mehr als sonst, damit es niemandem auffallen würde. In ein paar Stunden würden sie ihre
erste Mahlzeit kriegen. Spinat mit Rosmarin- Kartoffeln. Zuhause hatte ich das alles schon
vorbereiten, sodass ich es nur noch kurz aufwärmen musste. Ich hatte vor den ganzen Tag hier
zu bleiben, zumindest bis ich fertig war. Ich nahm mir einen Stuhl und saß nun draußen auf
der Veranda, schaute der aufgehenden Sonne zu und trank einen Schluck Kaffee aus meiner
Thermoskanne. Von meinem Handy aus schaltete ich das Licht bei mir zu Hause ein.
Schon als kleines Kind bin ich immer gern hier gewesen und habe mir den Sonnenaufgang
angeschaut. Als ich älter wurde veranstaltete ich jeden Sommer ein Sommerfest. Ich habe eine
große Torte gebacken, verschiedene Getränke kreiert und es gab immer eine Schatzsuche, ich
habe den ganzen Hof und Garten mit Lampions und Girlanden geschmückt. Zum Abendessen
grillten wir dann oft, einmal habe ich Gemüsespieße und mini Burger auf dem Grill gemacht.
Als es dann dunkel wurde haben wir die Lampions angezündet und spiele gespielt. Ich
vermisste die Zeit sehr, immer wenn ich hier war konnte ich sein wie ich wollte es gab keine
Grenzen, doch alles geht irgendwann mal zu Ende, genauso wie das Leben von Laurin und
Laura. Ich war auf der Veranda eingeschlafen, währenddessen vergingen zwei Stunden.
Gedankenverloren ging ich zu dem Kofferraum meines Autos und holte eine robuste
Holzkiste raus, ich schleppte sie runter in den Keller und stellte sie neben der Treppe ab.
Laura fragte mich, was in dieser Kiste drin sei. Sie presste die Worte raus, als wäre sie eine
Woche in der Sahara gewandert, ihre Stimme klang erschöpft. Sie waren nicht einmal einen
Tag hier unten, was anderes hatte ich auch nicht erwartet, diese Menschen waren nichts
gewohnt. Ihr ganzes Leben spielte sich in ihrer kleinen Dreiraumwohnung vor dem Fernseher
und dem Kühlschrank ab. Sie gingen nur zum Einkaufen raus, so etwas wie Sport und eine
gesunde Ernährung war denen völlig fremd. Ich antwortete nicht auf Lauras Frage, sondern
gab ein mysteriöses Grinsen von mir. Zurück auf der Veranda machte ich die Kochplatte an
und erwärmte das Essen.
Mit zwei Tellern ging ich wieder zu ihnen zurück, löste die Ketten ein wenig von ihren
Händen und setze ihnen das Essen vor, sie rümpften die Nasen. Ich wusste, dass sie es nicht
essen würden, aber natürlich war ich vorbereitet. Aus meiner rechten Hosentasche zog ich ein
Taschenmesser, als Laura es sah nimmt sie widerwillig die Gabel und fing an zu essen. Laurin
hatte noch keine Notiz von dem Messer genommen. Ich gehe auf ihn zu, schließlich hielt ich
ihm die scharfe Klinge des Messers an den Hals, ein wenig Blut lief nun am Hals runter. Die
Panik packte ihn und er griff, ohne nachzudenken zu Gabel und Teller, er war sogar noch
schneller fertig als Laura.
Ich ging zu meiner Kiste, holte etwas raus und ging wieder zu Laurin. Die Schnittwunde an
seinem Hals war nicht groß, aber für ihn war es eine riesige offene Fleischwunde, er war
schon immer ein Weichei und dachte bei jedem Tropfen Blut, dass er sterben würde. Ich
drückte meine Hand darauf und er gab einen dumpfen Laut von sich. Ich hatte Salz aus der
Kiste geholt, auch wenn es nur eine winzige Wunde war, würde es erstmal eine Weile
brennen. In Zukunft wird keiner von beiden wieder versuchen sich mir zu widersetzen. Als
auch Laura fertig war, nahm ich die Teller und brachte sie zurück in mein Auto. Bevor ich
zurückfahre müsste, stellte ich ihnen jeweils ein Glas Wasser hin. Bevor ich das Licht
ausmachte sagte ich, ohne sie anzuschauen: „Macht keine Dummheiten, während eure große
Schwester weg ist“.
Auf dem Weg zurück fuhr ich nicht zu meinem Haus, sondern direkt zur Uni, wo ich die
nächsten zwei Stunden in einem Hörsaal verbringen würde.
Den restlichen Tag verbrachte ich Zuhause, liegend in einer Hängematte zwischen zwei
Kirschbäumen, in meinem Garten. Bei einer Tasse Kaffee und dem letzten Stück meines
Geburtstagskuchens, ging ich noch einmal genau mein morgiges Vorhaben durch. Es zogen Wolken auf und es wurde kühler, also ging ich rein, ich musste sowieso noch ein
paar Dinge für morgen vorbereiten. Morgen früh hatte ich eine Vorlesung von 11:30 bis 14
Uhr, danach werde ich noch einen kleinen Zwischenstopp bei mir mache und anschließend zu
dem Ferienhaus fahren. Am nächsten Morgen regnete es in Strömen, trotzdem konnte mir das
meine gute Laune nicht verderben.
Ich frühstückte gemütlich in meiner Küche und machte mich danach auf den Weg zur Uni.
Die Vorlesung dauerte kürzer als gedacht - ein Vorteil für mich, denn jetzt konnte ich noch
mehr Zeit mit meinen “Geschwistern“ verbringen. Selbst die Fahrt dauerte heute nicht so
lange, zumindest kam es mir so vor, jemand schien auf meiner Seite zu sein.
Das Mittagessen lief diesmal reibungslos ab, doch jetzt ging der Spaß erst richtig los!
Ich selbst habe eine große Leidenschaft für Piercings und Tattoos, dass würden Laurin und
Laura jetzt zu spüren bekommen. Beide hatten keine Tattoos oder Piercings, Laura hat nicht
einmal Ohrringe, dass änderte sich jetzt.
Aus meiner Holzkiste holte ich ein paar Nadeln und eine Box. Mit einem grauenvollen
Lachen fragte ich, wer als erstes dran sein wolle. Sie begriffen nicht ganz was ich meinte, bis
ich näher gekommen war und sie die Nadeln entdeckten, Laurin wurde kreidebleich.
Da ich keine Antwort auf meine Frage bekam, fing ich mit Laura an. Vorher schon machte ich
mir Gedanken wer welche Piercings bekommen würde. Es waren lediglich harmlose Piercings
an den Ohren, aber immerhin ein riesen Vergnügen für mich. Als erstes kamen normale
Ohrringe, dann drei Helix. Links kriegte sie ein Industrial-Piercing und wenn ich Lust habe
steche ich ihr später noch ein Tragus, es kam darauf an, wie sie sich benehmen würde. Ich
werde erstmal bei Laurin weiter machen, mittlerweile war er nicht nur blass, sondern auch
ziemlich geschwitzt. Ich wusste das er immense Angst hatte, dass machte es noch spaßiger für
mich. Auch bei ihm fing ich an den Ohren an, er bekam direkt links ein Tragus und rechts
fünf Helix, bei jedem Stich gab er einen dumpfen Laut von sich, es klang als würde er einen
Schmerzensschrei unterdrücken. Laura hingegen machte keinen Mucks beim stechen, nur
danach weinte sie bitterlich. Ob aus Schmerz oder weil sie erkannte wie das Leben aussehen
kann, wusste ich nicht, aber das war mir auch völlig gleichgültig. Nach reichlichen zehn
Minuten war ich fertig und ich bin mit meinem Werk zufrieden. Ich hatte mich entschieden
nicht weiter zu machen. Einfach aus dem Grund, weil ich keine Lust mehr hatte. Die benutzen
Nadeln ließ ich einfach vor ihnen liegen, die Box schmiss ich in irgendeine Ecke. Aus dem
Augenwinkel konnte ich sehen, wie sie zusammenzuckten. Ich verkniffen es mir laut los zu
lachen und brachte lediglich ein Grinsen hervor. Wie eigentlich immer, wenn ich ging, knipst
ich das Licht aus und ging die steile Betontreppe hinauf. Hier hatte es nicht so stark geregnet
und die Sonne schien auch wieder, die Temperatur war angenehm und so beschloss ich mich
auf die Veranda zu setzen. Damit es auch weiterhin den Anschein hatte, dass alles in bester
Ordnung wäre, nehme ich mir jetzt ihre Handys vor, die ich ihnen abzog als sie bewusstlos
waren. Die Passwörter waren recht simpel, bei Laura war es 1234 und bei Laurin war es –
Laurin. Kein Wunder, dass er bei seiner Selbstverliebtheit seinen eigenen Namen benutze.
Ich beantwortete ein paar wenige Nachrichten und lud jeweils ein Bild auf Facebook und
Instagram, mit ihren fünf gekauften Abonnenten, hoch. Jetzt wartete noch die mit Abstand
widerlichste Aufgabe eines jeden Tages hier. Jedes Mal nachdem ich ankam und bevor ich
wieder nach Hause fuhr ließ ich sie einmal auf ~ Toilette ~ gehen. Dazu stellte ich jedem
einen Eimer hin, ging fünf bis zehn Minuten aus dem Keller und dann war der andere dran. Es
war einfach nur ekelerregend, aber notwendig, es sei denn ich wollte das sie ihre
Ausscheidungen auf meiner sorgfältig ausgelegten Folie hinterließen. Das war eben die
Kehrseite einer Medaille.
Du denkst dir bestimmt irgendwann muss hier doch mal ein Wendepunkt kommen, stimmts?
Doch nicht in dieser Geschichte… nein… nicht in meiner Geschichte! Meine Arbeit war für heute getan, doch da das Wetter so schön war setzte ich mich noch
etwas außerplanmäßig auf die Veranda und genoss die Sonnenstrahlen, die auf meiner Haut
kitzelten. Ich konnte nicht allzu spät nach Hause kommen, da ich noch einiges für die Uni
vorzubereiten hatte und natürlich musste ich noch kochen. Bei meinem Glück dauerte es nicht
lange, also verbrachte ich den Rest des Abends auf der Couch bei einem meiner Lieblings
Horrorfilme und einem Glas Weißwein. Relativ erschöpft von der vielen Fahrerei der letzten
Tage ließ ich mich heute etwas früher in mein gemütliches, mit Kissen überströmtes,
Federbett fallen.
Die nächsten Tage verliefen ähnlich, ich zwang sie etwas zu essen was sie nicht wirklich
wollten, obwohl ich sie ein paar Mal hungern ließ. Die schönsten Teile waren aber dennoch
die, in denen ich ihnen körperliche Schmerzen hinzufügte. Ich ergötzte mich regelrecht an
deren Leiden. Doch nun war es an der Zeit ihre kleinen, nicht weniger schwarzen als meine,
Seelen zu quälen. Wenn ich mal wieder dem Absturz nahe war, sich die Pupillen meiner
Augen extrem vergrößert hatten, sagte ich immer: „Die Augen sind das Tor zur Seele, also
tief schwarz.“
Ich wusste genau wie man einen Menschen zerstören konnte, theoretisch, jetzt war die praxis
gefragt. Die Holzkiste, die noch immer in dem Kellerraum stand, gab ein gute Sitzmöglichkeit
ab. Ich hob sie ein wenig an und ließ sie inmitten des Raumes, neben meinen Rucksack, auf
den Boden knallen und setzte mich schließlich. Laura und Laurin drehten ihre Köpfe zur Seite
während ich sie, ohne zu blinzeln, ansah. Nach ein paar Minuten des Schweigens begann ich
mit einer ruhigen und leicht tiefen Stimme zu reden. Auf eine Antwort war ich nicht aus,
trotzdem fragte ich ob sie wüssten, dass meine Mutter auf dem Sterbebett zu mir sagte es wäre
besser gewesen, hätte sie es nur bei mir belassen. Das hat sie zwar nicht ganz so gesagt, aber
ich hatte ja ein Ziel, dafür musste man manchmal die Worte verdrehen und mit unfairen
Karten spielen. Natürlich reichte das keineswegs aus, um ein schlechtes Gewissen
hervorzurufen oder sie ansatzweise zu zerstören, also redete ich immer weiter. Ich kramte so
tief in der Vergangenheit wie ich nur konnte, holte alte Storys hervor und redete ihnen
zwischendurch immer öfter ein, dass der Tod meiner Mutter ihre Schuld gewesen war.
Das Gute war, sie konnten nicht weghören und so redete ich immer weiter und weiter, bis
schließlich ein: „Hör endlich auf!“, ausgerechnet von Laurin kam. Ich musste leicht
schmunzeln, denn jetzt hatte ich die hundertprozentige Bestätigung, dass meine Worte sie
erreicht hatten und Part zwei konnte folgen. Aus meinem Rucksack holte ich einen Laptop,
klappte ihn auf und öffnete eine Datei. Zu sehen war das Standbild eines Videos, das ich
gleich abspielen würde. Doch zuerst musste ich sichergehen das ich die ungeteilte
Aufmerksamkeit der beiden hatte. Laurin starrte bereits auf den Bildschirm, nur Laura blickte
zur Seite, sodass ihre zerzausten Haare in ihrem Gesicht hingen. Schnell kam mir ein
glorreicher Gedanke, ich richtete mich auf und ging ein paar Schritte. Kurz vor dem
Treppenaufgang blieb ich stehen, mein Rücken zu ihnen gekehrt. Man konnte ein „KLICK“
und kurz darauf den Qualm der Zigarette, die ich mir anzündete, wahrnehmen. Mit langsamen
Schritten ging ich auf Laura zu, bei ihr angelangt nahm ich einen großen Zug und atmete den
Qualm direkt in ihr Gesicht aus. Sie fing an zu husten, selbst Laurin, der einen guten Meter
weit weg saß, musste ein wenig husten. Ich sagte zu ihr: „Du kannst dir aussuchen ob du jetzt
lieber freiwillig hinschaust, oder unfreiwillig.“ Eine knappe Minute verging, doch sie machte
keine Anzeichen sich in Richtung des Laptops zu wenden. Ich kramte ein wenig in meiner
Hosentasche, doch ich wusste genau was ich suchte. Ich kam noch ein Stück näher zu ihr und
flüsterte ihr ins Ohr: „Anscheinend brauchst du mal wieder eine extra Einladung.“ Ohne zu
zögern zündete ich ihre Haare an und binnen weniger Sekunden waren diese auch fast
vollständig verbrannt. Die Tränen schossen ihr in die Augen und sie gab einen fürchterlich
schrillen Schrei ab. Für einen Moment dachte ich, dass das Piepen danach in meinem Ohr für
immer anhalten würde, doch dem war nicht so und es ließ nach. „Du Monster! Was hast du getan, du bist ein Psycho!“ Sie kriegte sich fast nicht mehr ein,
doch schlussendlich überwog die Lautstärke meines Lachens die ihrer schwachen Stimme.
Ich war kein Psychopath, das war ich nie gewesen. In diesem Moment hätte ich am liebsten
gesagt: „Jetzt musst du dir wenigstens keine Sorge mehr um deine Haare machen“, doch ich
verkniff es mir.
Es stank furchtbar nach verbrannten Haaren aber nach wenigen Minuten machte es mir nichts
mehr aus. Doch zurück zum eigentlichen Punkt, das Video. Die Aufmerksamkeit von Laura
hatte ich nun auch. Ich startete das Video, zu sehen war eine grau gestreifte Katze. Es war
Bueno, sie gehörte Laurin und Laura und wurde vermeintlich vor ein paar Wochen
überfahren. In dem Video stieß ich sie die Treppe runter, tauchte sie unter Wasser oder gab
ihr Spritzen mit Beruhigungsmitteln. Ruhig gestellt legte ich die Katze auf meine große
Granitarbeitsfläche, zückte ein Beil und trennte ihr ruckartig den Kopf ab. Die beiden fuhren
zusammen und einer der beiden Schrie. Verweint schaute mich Laura an, anscheinend wusste
sie nicht so recht was sie sagen sollte. Das Blut rann über die Arbeitsfläche und tropfte an der
Seite hinunter.
Durch die beabsichtigt schlechte Qualität des Videos, konnte man nicht sehen, dass es sich bei
der Katze lediglich um ein Stofftier handelte. Denn selbst ich konnte einem unschuldigen Tier
so etwas nicht antun. Das Blut war demnach auch nicht echt, es war einfach nur gut inszeniert
gewesen und in Kunst hatte ich sowieso immer eine eins.
Ich bat beide noch freundlich mir den Pin ihrer Kreditkarten zu geben und ließ sie dann,
verstört im Dunkeln, zurück.
Am nächsten Morgen war etwas anders, mein Geburtstag war jetzt fünf Tage her, es bedeutete
heute war Laurins Geburtstag!
Ich bin keine Rabenschwester also hatte ich natürlich auch eine wunderbare Überraschung für
ihn. Gegen halb neun verließ ich mein Haus und fuhr in ein naheliegendes Café, um zu
frühstücken. Das Frühstück spendierte mir Laurin, besser gesagt seine Kreditkarte. Ich ließ
mir noch meine Thermoskanne mit Kaffee auffüllen und machte mich schließlich auf den
Weg. Die Fahrten wurden mittlerweile langweilig, deswegen beschloss ich eine andere
Strecke zu nehmen. Auf der Strecke kam ich an dem Kaufhaus vorbei, indem meine beste
Freundin und ich die Hälfte unserer Jugend verbrachten. Gestern Abend hatte ich sie spontan
gefragt ob wir uns hier treffen wollten und natürlich war sie dabei. Ein paar Stunden und volle
Einkaufstüten später saß ich wieder in meinem Auto, ohne auch nur einen Cent auszugeben.
Dafür rauchte die Kreditkarte von Laura nahezu. Nur eine halbe Stunde später war ich am
Ferienhaus, ich schnappte mir zwei Tüten von meinem Rücksitz und ging in den Keller.
Kurz bevor ich den Raum betrat spielte ich ein Musikvideo ab indem Pennywise Happy
Birthday singt. Es ist schon erstaunlich was heutzutage alles im Internet rumfliegt. Die beiden
Tüten stellte ich neben die Holzkiste, die noch immer an derselben Stelle wie gestern stand.
In einer von ihnen war die Thermoskanne mit Kaffee, die ich nun herausholte und öffnete.
Ich ging auf Laurin zu, steckte ihm ein Stück Stoff in den Mund und sagte: „Alles Gute,
Bruderherz!“
Schließlich kippte ich den noch immer heißen Kaffee langsam über ihn. Seine Ansätze zu
schreien waren sinnlos und nach nicht allzu langer Zeit bildeten sich Brandblasen.
Ich griff in die kleinere Tüte, holte ein Etui raus und öffnete sie. Darin befand sich eine
Spritze und ein kleines, mit Flüssigkeit gefülltes, Glasfläschchen. Ich zog die Spritze vor den
Augen der beiden auf und ging auf Laurin zu. Das Fläschchen beinhaltete Benzodiazepine,
ein starkes Beruhigungsmittel, ich hatte es aus dem Labor in der Uni mitgehen lassen.
Es würde ihn eine Zeit lang ruhigstellen und er wird nicht mehr fähig sein einen klaren
Gedanken zu fassen. Im Prinzip war es sinnlos ihm das Zeug zu verabreichen, er konnte
sowieso nicht verhindern was ich gleich tun würde, aber es machte mir einfach Spaß.
Sobald er ein wenig benebelt war, nahm ich die große Tüte und trat unter die Ringschrauben
an der Decke. Laura versuchte nicht in meine Richtung zu schauen, doch aus dem Augenwinkel erwischte ich sie, wie sie ein paar Mal zu mir sah. Die Stahlketten klirrten als
ich sie aus der Tüte hob und in die Ringschrauben hängte. Ich zog ein paar Mal an den Ketten,
um sicherzustellen das sie hielten. In der Tüte befanden sich außerdem zwei
Vorhängeschlösser und ein paar Handschellen, diese legte ich auf den Boden. Die Tüte
zerknüllte ich und warf sie in irgendeine Ecke. Aus meiner Hosentasche zog ich meinen
Schlüsselbund, an dem hing der Schlüssel für das Schloss, dass an Lauras Ketten hing. Ich
schloss es auf zog Laura hoch und schlug sie bewusstlos. Ich spürte, wie neue Energie durch
meine Hände floss, sie kribbelten und ich musste mich beherrschen nicht noch mehr auf sie
einzuschlagen. Ihre Nase blutete stark und es waren Blutspritzer auf der Folie verteilt. Ich zog
ihr die Schuhe aus, wickelte die Enden der Stahlkette um ihre Knöchel und verschloss diese.
Jetzt hing sie, mit dem Rücken zu Laurin, Kopfüber an der Decke. Sie kam zu sich und
schaute mich leicht verwirrt an. Ich sagte zu ihr: „Du wirst heute nicht alt mein Schätzchen“,
und schlug ihr nochmals mit voller Wucht ins Gesicht. Ich schnappte mir nur noch das Seil
und band ihre Hände auf den Rücken.
Zehn Minuten später war ich an meinem Auto und holte ein Glas, sowie eine Flasche Whisky
aus dem Kofferraum. Ich lehnte mich an die Motorhaube, schaute auf das idyllische
Ferienhaus und dachte ein wenig nach. Ehe ich mich versah war ein viertel Der Flasche leer
und es dämmerte bereits. Mittlerweile sollte auch Laurin wieder bei Sinnen sein, also schmiss
ich Glas und Flasche auf den Beifahrersitz und ging zurück. Wie erwartet waren beide wieder
bei sich, obwohl Laurin noch leicht benommen wirkte. Laura hingegen zappelte wie ein Fisch
auf dem trockenen. Ihr Kopf war hochrot von dem Blut, dass sich in ihrem Kopf sammelte.
Erst jetzt bemerkte ich das Laurin noch immer das Stoffstück im Mund hatte und ich nahm es
heraus, was eine sehr unschöne Angelegenheit war. Sein Speichel zog Fäden und ich legte das
Tuch angewidert zur Seite. Ich hatte erwartet irgendetwas von ihm zu hören doch er schwieg,
was mir viel besser gefiel als seine piepsige Stimme.
Die Holzkiste knarzte ein wenig, was mir bei den letzten Malen schon aufgefallen war, doch
erst heute störte es mich. Ich entschloss mich, angesichts der Geräusche, die die Kiste von
sich gab, sie offen zu lassen. Auf das, was jetzt kam freute ich mich schon lange, schon als
Kind hatte ich den unerklärlichen Drang jemand mit einem Baseballschläger zu schlagen.
Heute sollte mein Traum endlich war werden, doch zuerst nahm ich ein Cuttermesser aus der
noch übrig gebliebenen Tüte und schnitt ihr das Kleid, das sie seit fünf Tagen anhatte, vom
Leib. Ich schlug und sie schrie, ich machte solange weiter bis ihre Haut feuerrot war.
Völlig verschwitzt legte den orangefarbenen Schläger zur Seite und erholte mich einen
Moment. Laura liefen die Tränen über die Stirn und Laurin über die Wangen. Mein Joker-
Lächeln kam zum Vorschein und so lächelte ich beide düster an. Wortlos griff ich zu dem
Messer, holte aus, schnitt Laura die Kehle durch und wich einen Schritt zurück. Schließlich
wollte ich nicht das dreckiges Blut an meinem Lieblings-Shirt hing. Das Blut rann über ihr
Gesicht und tropfte auf den Boden, wo sich rasch eine Blutlache bildete. In diesem Moment
kam mir eine Idee, ich rannte zu meinem Auto und holte ein sauberes Glas aus dem
Kofferraum. Mit dem Glas zurück im Keller hielt ich es unter das tropfende Blut und gab es
Laurin, er sollte es trinken, das Blut seiner Schwester.
Er übergab sich, zwei Mal, er konnte nicht mal Blut in Filmen sehen und jetzt sah er wie ich
seine Schwester getötet hatte.
Ich drehte Lauras leblosen Körper zu ihm, sodass er sie die nächste Zeit betrachten konnte.
Die Sauerei würde ich ein andermal beseitigen, doch für heute war es Zeit, ins Bett zu gehen
also nahm ich meine Sachen und fuhr nach Hause.
Bevor ich ins Bett ging, durchsuchte ich die Galerie aus Laurins Handy und suchte nach
irgendeinem Party Foto. Als ich nach kurzer Zeit fündig wurde, setzte ich das Bild in seinen
WhatsApp Status und postete es auf Instagram mit dem Satz: „Happy Birthday to me!“ Am nächsten Morgen konnte ich endlich mal wieder ausschlafen, denn heute hatte ich Laurin
allein gelassen, ohne Essen oder Trinken und mit der Leiche seiner Schwer. Ich ging wie
jeden Sonntag einen bestimmten Tagesablauf nach. Nach mindestens elf Stunden schlaf ging
ich, wenn das Wetter passte, eine Runde im meinem Pool schwimmen und machte mir danach
Frühstück. Das Mittagessen ließ ich meist aus, dafür lud ich meine beste Freundin oft
nachmittags zum Kaffee trinken ein. Manchmal brachte sie ein Stück Kuchen mit, doch
oftmals habe ich einen gebacken, wie an diesem Tag. Abends saß ich dann mit einem Glas
Wein oder etwas anderem auf meinem Sofa und schaute mir einen Film an. Doch wenn uns
danach war zogen wir am Abend um die Häuser, trotz unseres Alters, denn erst ab 30 ist man
uralt. Heute war so ein Tag, kurzerhand entschlossen wir uns in eine der von uns favorisierten
Bars zu gehen. Gegen Alkohol war ich schon immer sehr resistent, daher musste ich mir keine
Sorgen um einen Kater am nächsten Tag machen.
Schließlich war der nächste Tag angerückt, ich wusste nicht so recht ob ich weinen oder mich
freuen sollte. Es war der 29. September, der Tag, an dem meine Mutter vor einem Jahr ihre
Augen für immer schloss. Laurin hatte sie so sehr an seinem Geburtstag gestresst, dass sie
zusammenbrach - Herzinfarkt. Sie war so schon sehr schwach und der Infarkt hat ihr, im
wahrsten Sinne des Wortes, den Rest gegeben.
Heute würde ich wieder nach Laurin sehen, also fuhr ich ein weiteres Mal zu dem Ferienhaus.
Darauf eingestellt, dass es fürchterlich nach tod riechen würde ging ich in den Keller, da es
hier ziemlich kühl war, schritt der Verwesungsprozess nur schwer voran. Die Blutpfütze auf
der Folie war getrocknet, ebenfalls wie das Blut, dass über ihrem Gesicht verteilt war.
Es herrschte Schweigen, aber das machte mir nichts aus, im Gegenteil, ich genoss es Ruhe
beim Arbeiten zu haben. Da ich nicht blöd bin wusste ich, dass man anhand der Zähne und
Finger- sowie Fußnägel praktisch alles über einen Menschen herausfinden konnte.
Erfahrungen hatte ich in solchen Angelegenheiten nicht, was ich aber hatte war eine Zange.
Und so entfernte ich nach und nach ihre Zähne und schlussendlich auch die Finger- und
Fußnägel. Nach ein paar Versuchen hatte ich den Dreh raus, es war gar nicht so schwierig wie
anfangs gedacht. Da man Zähne nicht verbrennen konnte, würde ich diese irgendwo in einen
Bach schmeißen, sie würden sich verteilen und aussehen wie kleine Kiesel. Ich holte meinen
Schlüssel aus einer meiner Taschen und schloss die zwei Schlösser an den Ketten auf, sie
landete dumpf auf dem Boden, wie ein Sack Kartoffeln. An ihren Fußgelenken waren die
Abdrücke der Ketten deutlich zu sehen. Für Laurin, der noch immer halb in seinem
Erbrochenen saß, hieß es Chloroform – Zeit.
Als er zu sich kam waren wir nicht mehr im Keller, sondern auf einer Autoschrottanlage. Sie
war nicht weit von dem Ferienhaus entfernt, als Kind war ich hier oft und schon damals war
die Anlage verlassen. Doch was ich nie verstand war, dass alles noch funktionierte.
Früher war das ein beliebter Treffpunkt für Jugendliche, doch jetzt war hier kaum noch etwas
los. Auf dem großen Kiesplatz standen ein paar alte Autos, manchen fehlten Türen oder
Fenster. Gegenüber von dem ehemaligen Kontrollraum stand eine Autopresse, wobei es mehr
eine Art überdimensionaler Fleischwolf für Autos war. Daneben war ein Kran, um die Autos
in diesen Fleischwolf zu befördern.
Ich zog Laurin aus meinem Auto und einmal quer über das Gelände, seine Klamotten waren
danach dreckig und zum Teil zerfetzt. Es machte so verdammt viel Spaß ihnen Schmerzen
zuzufügen und zu sehen wie diese Unmenschen litten. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie
sehr ich sie hasste für das was sie mir und meiner Familie antaten.
Doch das Schicksal ist ein mieser Verräter.
Den ganz Tag sagte Laurin kein einziges Wort, nun schaute er mich an und sagte voller
Selbstsicherheit: „Wir waren es nicht, die alles kaputt gemacht haben. Du warst es! Du
wolltest immer nur im Mittelpunkt stehen und Aufmerksamkeit bekommen. Mama hat uns
eben mehr geliebt, oder warst du es, die alles bekommen hat?“
In diesem Moment war ich wütender denn je, ich konnte meine Tränen nicht unterdrücken. Ich nahm all meine letzte Kraft zusammen, holte aus und schlug ihn so fest ich konnte,
danach sackte ich zusammen. Ich wollte nie im Mittelpunkt stehen, doch alle fassten es so
auf. Manchmal hätte ich mir ein wenig mehr Beachtung von meiner Familie gewünscht, aber
die bekam ich nicht, genauso wenig wie Liebe.
Die Traurigkeit hielt nur für einen kleinen Moment an, dann packte mich die Wut wieder. Ich
richtete mich auf, nahm seinen Arm und zerrte ihn eine Metalltreppe hinauf. Es war die
Treppe zu der Fleischwolfähnlichen Autopresse.
Ich schaffte es irgendwie ihn in das Ding zu bekommen und drückte augenblicklich den
Knopf, der die Maschine in Gang brachte.
Während er lebendig zerfleischt wurde schrie ich, dass ich ihn hasste und er doch in der Hölle
verrecken solle.
Als es zu Ende war, fühlte ich Erleichterung, ich hatte endlich das getan, was ich schon so
lange tun wollte.
Nein- ich musste es einfach tun, für meine Mutter, für mich und die ganze Menschheit.
Seine Leiche, oder besser gesagt, seine winzigen Einzelteile ließ ich dort liegen, bis sie
jemand finden würde, wenn überhaupt. Es wird so gut wie gar nicht möglich sein ihn zu
identifizieren.
Der Leiche von Laura schnitt ich die Augen raus, bevor ich sie in einen nahegelegenen,
verlassenen See warf. Es war einer der tiefsten Seen in der Region. Durch die
Betonmauersteine sank sie fast sofort auf den Grund, es würde nicht lange dauern bis sich
Fische und andere Tiere an ihrem Körper zu schaffen machten.
Ich hätte beide auch vergiften können, es wäre einfach und unauffällig, aber nicht qualvoll.
Jetzt konnte ein neuer, besserer Abschnitt meines Lebens beginnen und falls es irgendwann
mal zu einer Befragung der Polizei kommen sollte, war ich durch mein Studium bestens
vorbereitet.
Mein Onkel sagte immer: „Unter jedem Dach ein – Ach!“
Und das ist mein „Ach!“
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Blutdurst: Die Hobbys einer Studentin
HorrorEine unscheinbare Studentin rächt sich endlich in vollen Zügen an ihren Geschwistern. Eine Genugtuung für alle, die blutige Geschichten lieben