Kapitel 1 - Umzug

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Ich stehe vor dem Spiegel. Noch zwei bis drei Spritzer Parfüm. Fertig. Ich sehe gut aus. Meine dunklen Haare fallen mir am Rücken über das eng anliegende schwarze Top, das dezent ein wenig Ausschnitt enthüllt. Wenn ich mich strecke, ist es sogar bauchfrei. Dazu eine freche high waist Shorts, die gerade so meinen Hintern bedeckt. Die Stiefel zieh ich gleich noch an. Ich bin schon super aufgeregt. Die erste Party seit wir umgezogen sind. Viele neue Leute zum Kennenlernen also. Ich vermisse meine Freunde so sehr und wollte den Umzug nicht. Dass mein Vater eine neue Freundin gefunden hat - kein Problem. Meine Mutter ist schließlich schon vor langer Zeit verstorben. Aber wenn er durch seine Hochzeit und den Zusammenzug mein Leben beeinflusst, ist das ein Problem.

"Papa, bist du fertig?", rufe ich nach oben.

Das Haus ist zugegebenermaßen groß und schön. Da ich noch keinen Führerschein habe, wollte mein Vater mich zu Kathi fahren, meine neue Sitznachbarin aus der Schule.

"Papa, kommst du jetzt endlich?", rufe ich ungeduldig.

Immer noch keine Reaktion. Ich gehe sockig nach oben und klopfe am Schlafzimmer.

"Papa? Jessica?"

Keiner antwortet. Wo sind die denn? Ich gehe weiter hoch in den zweiten Stock. Jessica hat ebenfalls ein Kind aus erster Ehe mitgebracht. Wir sind also eine richtige Patchwork-Familie - Juhu. Mit meinen ironischen Gedanken klopfe ich genervt an der Tür. Laute Musik kommt aus dem Zimmer. Ich klopfe erneut. Keine Reaktion. Langsam drücke ich die Türklinke runter und öffne die Tür.

"Lukas?", frage ich vorsichtig.

Lukas ist seit der Hochzeit mein neuer Stiefbruder. Er kann nett sein, ja. Aber sonst ist er der typische Sportler. Schwarze kurze Haare, muskulös, gutaussehend, redegewandt und ein bisschen zu sehr von sich selbst überzeugt. Aber sonst ist ja anscheinend niemand hier, den ich fragen könnte.

Als ich die Tür ganz aufmache, höre ich die Musik noch deutlicher aus den Boxen hämmern. Lukas sitzt zurückgelehnt in seinem Gaming-Stuhl und hat einen On-ear-Kopfhörer auf, der mit dem aufgeklapptem Laptop vor ihm verbunden ist. Sein schwarzes eng anliegendes Muskelshirt offenbart seine breiten Oberarme. Einer davon bewegt sich rhythmisch. Der Ursprung der Bewegung kommt von seiner Hand, die gerade seinen sehr harten und erstaunlich großen Schwanz massiert. Seine kurze Hose mitsamt Boxer Shorts liegt um seine Knöchel herum. Mein Mund steht schockiert offen und mein Blick richtet sich auf den Bildschirm. Ein Porno. Eine junge Frau kniet vor einem Mann mit einem übertrieben großen Schwanz und wird hart an den Haaren gepackt und regelrecht in den Mund gefickt. Ich stehe einfach nur da und kann nichts sagen. Mit so einer Situation hatte ich wirklich nicht gerechnet. Ich bin alleine aufgewachsen - als Einzelkind. Ich kenne die Regeln unter Geschwistern nicht. Wäre ich bloß nicht reingekommen. Lukas scheint meine Anwesenheit zu spüren und dreht seinen Kopf.

"Oh scheisse", entfährt es ihm und er dreht sich hektisch mit seinem Stuhl weg, wobei ihm seine Kopfhörer um den Hals rutschen.

Er klappt den Laptop zu und bedeckt seinen Schwanz, auf dem gerade noch mein starrer Blick hängt.

"Laura, verdammt nochmal, kannst du nicht anklopfen?"; schreit er mich rau an.

Weil die Musik so laut ist und ich noch immer etwas von der Situation überrumpelt bin, kommt die Frage erst spät bei mir an. Meine Gedanken kreisen um Mark, mein Freund, vermutlich eher Ex-Freund. Die Situation zwischen uns war nicht ganz klar, wie wir mit dem Umzug umgehen. Eine Fernbeziehung ist scheisse, aber die Beziehung lief echt gut. Der Sex war traumhaft. Mark war sehr leidenschaftlich und wild und hat sich auch gerne genommen, was er von mir wollte - ähnlich wie in diesem Porno gerade eben. Ich vermisse ihn und seinen...

Mein Blick wandert zu Lukas. Fairerweise muss man sagen, dass Mark nicht annähernd so gut ausgestattet ist wie mein neuer Stiefbruder. Ein Gefühl der Lust kommt in mir hoch, was ich überhaupt nicht empfinden möchte.

"LAURA?", brüllt Lukas.

Sofort werde ich aus meinem Tagtraum gerissen. Die Musik ist plötzlich leiser. Meine Reaktion ist gereizt.

"Was? Ich hab geklopft. Sorry, aber es ist nicht meine Schuld, dass du deine Tür nicht abschließt, wenn du dir gerade einen runterholst und nichts mitbekommst", meckere ich während er sich umständlich die Hose hochzieht.

"Was willst du überhaupt in meinem Zimmer? Ich dachte du bist heute auf deinem Kindergeburtstag?", sagt er herablassend.

Da ist sie wieder. Seine ekelhaft arrogante Art. Nur weil er 3 Jahre älter ist. Das ist nicht der erste "kleine Mädchen" - Spruch, den ich mir anhören musste. Es nervt mich einfach. Ich fühle mich provoziert.

"Sehr witzig. Ich wäre auch lieber dort als das hier gesehen zu haben. Das Trauma krieg ich vermutlich mein Leben lang nicht mehr aus deinem Kopf mit deinem äh komischen Minischwänzchen", kontere ich.

Wow, Laura. Unheimlich schlagfertig. Ich rolle innerlich mit den Augen. Das kann ich normalerweise besser. Er grinst nur selbstbewusst.

"Als ob du jemals einen größeren gesehen hättest", lacht er überheblich und damit hat er leider 100% Recht, was ich niemals zugeben würde.

Meine Gedanken schweifen wieder ab und ich merke, wie es warm zwischen meinen Beinen wird. Was mache ich hier eigentlich? Ich beschließe seine Aussage einfach zu ignorieren.

"Weißt du wo Jessica und Papa sind? Der wollte mich zur Party fahren."

- "Die sind doch vorhin schon gegangen. Ins Kino, glaube ich oder so?"

"What? Das kann nicht sein. Er wollte mich heute fahren. Hat er das vergessen?"

Ich reagiere sauer. Das ist so typisch. Seit es Jessica gibt, ist er über beide Ohren verknallt. Daraus mache ich ihm auch keinen Vorwurf, aber ich fühle mich vernachlässigt. Er hat schon wieder nicht an mich gedacht.

"Na toll und was mach ich jetzt?" patze ich Lukas an.

- "Fahr halt mit dem Bus."

"Ja genau, der braucht ja überhaupt keine drei Stunden oder so", reagiere ich genervt sarkastisch.

- "Na dann fahr doch einfach selbst mit dem Auto", lacht er spöttisch, "ach ne, geht ja garnicht. Du kannst du ja kein Auto fahren. Bist halt ne Frau."

Mein genervter Blick sagt eigentlich alles. So ein Arsch.

"Oh, das war ja zum Glück kaum sexistisch. Dass ich noch keinen Führerschein hab, hat damit ja überhaupt nichts zu tun", bemerke ich sarkastisch.

"Entschuldigung. Das war unnötig. Ich respektiere Frauen wirklich sehr", beginnt er ungewohnt freundlich, "es gibt so viele Dinge, die ihr gut beherrscht. Kochen, putzen, auf den Knien bl...umensträuße pflücken."

Er lacht - wie immer am lautesten über seine eigenen Witze.

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Wer kennt es nicht, dass man mal genervt von seinen Geschwistern ist? Findet ihr, dass Laura es besonders "schlimm" getroffen hat?

Wurdet ihr schonmal erwischt in einer ähnlichen Situation? :)

Kathis Party (abgeschlossen) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt