Eigentlich mache ich es ungern, weil es immer ein wenig spoilert, aber hier spreche ich trotzdem mal eine Triggerwarnung aus: Gespräch über Suizidversuch
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Immer wenn ich an Shila dachte und mich fragte, wer sie wohl war, warf Aiden mir einen seltsamen Blick von der Seite zu. Wahrscheinlich war er öfter in meinen Gedanken, als ich vermutete. Es war erschreckend leicht es zu akzeptieren. Dennoch half er mir nicht - beantwortete mir keine Frage, die ich nicht laut stellte.Anscheinend wusste keiner von ihnen, was diese Frau genau von mir wollte. Warum sie gerade mich suchte. Zumindest behaupteten sie das. Bei Aiden und Mason war ich mir sicher, doch bei Dean... Er redete nicht oft. Doch das war gut so. Auch ohne seine Worte zog er meine Aufmerksamkeit viel zu sehr an sich. Egal ob er das Auto fuhr oder so wie jetzt einfach an einem Baum lehnte und las. Kopfschüttelnd wendete ich meinen Blick ab.
Ich sollte mich wirklich mehr zusammenreißen.
Die gewaltigen Baumkronen versperrten mir die Sicht auf den sternenklaren Himmel. Ich hatte gehofft, etwas von dem hoffnungsvollen Licht sehen zu können, doch wir waren zu tief im Wald, damit uns keiner fand. Ich wusste, genau wie die anderen, dass wir nicht lange unentdeckt bleiben würden. Aber wir blieben ja sowieso nicht länger als ein paar Stunden an einem Ort. An meinem Leben hatte sich also nichts geändert.
Seufzend kuschelte mich in die dicke Decke, die wir aus der Hütte mitgenommen hatten. Auch wenn die Tage wieder länger und wärmer wurden, war es in der Dunkelheit noch immer kalt. Zum Glück loderte das Feuer vor mir. Und Aidens warme Stimme schien mich von innen heraus zu wärmen. Eigentlich mochte ich keine Musik, doch wenn Aiden sang... es war wunderschön. So wir die gelben Flammen, die sich um das Holz schlangen wie gierige Zungen. Der Anblick war faszinierend. Es glich einem lodernden Kuss, von dem ich schon oft genug in Büchern gelesen hatte. Tiefe Begierde und Leidenschaft musste so unglaublich sein.
»Hattest du keine solche Begegnungen?«, durchbrach Aiden meine Gedanken. Müde blickte ich in seine dunklen Augen.
»Keine, die es wert sind darüber nachzudenken«, antwortete ich wage.
»Worum geht's?«, mischte sich Mason neugierig ein. Er hörte auf mit einem Stock im Feuer herumzustochern und widmete sich ganz uns. Auch Dean richtete seinen Blick auf mich.
»Um Männer«, klärte Aiden sie auf. »Oder eher um Liebschaften wenn ich das richtig interpretiert habe.«
»Stimmt, das habe ich mich auch schon gefragt. Hast du je andere außer deiner Familie getroffen?«, fragte Mason neugierig.
»Nicht oft. Die meisten wollten, dass ich mich ihnen anschließe, doch das kam für mich nicht in Frage.«
»Und, war da der eine Richtige dabei?« Er wackelte mit seinen Augenbrauen und begann zu lachen, als ich ungläubig meinen Kopf schüttelte.
»Darüber will ich nicht reden.«
Ich konnte mich an ihn erinnern, als wäre es erst gestern gewesen. Es war verwirrend für mich über diese Zeit nachzudenken. Ich habe ihn dafür gehasst, dass es ihm so leicht fiel mich von ihm zu überzeugen.
»Hast du schon mal darüber geredet?« Aidens Stimme war sanft und väterlich, so wie ich sie kennengelernt hatte. Ich seufzte.
Alle drei sahen mich an, als wollten sie mich überreden es zu erzählen. Als wollten sie mir sagen, dass sie da waren. »Sein Name war Will und er tauchte einfach plötzlich auf. Er hat mir das Leben gerettet.«
»Wie?«, hakte Mason weiter nach.
»Und wann?«, setzte Aiden hinterher. Ich musste über ihre Neugierde schmunzeln, während Dean mich gespannt musterte.
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Long Way
FantasyNeuauflage von 'Andere Welten - Nichts wie es einmal war' In einer Welt, in der es keine Normalität gibt, ist nichts außergewöhnlich. Das glaubt zumindest Melanie. Durch Verlust und Einsamkeit geprägt versucht sie mit allen Mitteln nicht in die Fäng...