Weihnachtsdrarry

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„Und du glaubst wirklich, dass es funktioniert?"

Nervös blickte Harry auf das schlichte Päckchen in seinen Händen herab. Der Rabe auf Hermines Unterarm krächzte und raschelte mit den Flügeln. „Ja doch, Harry", sagte seine Freundin geduldig. „Mach dir keine Sorgen, es wird alles glatt laufen, vertrau mir. Henry wird sich desillusioniert in den Slytherin – Schlafsaal schmuggeln, dort dein ebenfalls –aber nur für eine halbe Stunde – unsichtbares Geschenk auf seinen Platz legen und dann schnell wieder verschwinden. Du wirst sehen, Draco bekommt dein Geschenk."

„Muss der Rabe unbedingt Henry heißen?", grummelte Harry. „Das erinnert viel zu sehr an meinen Namen. Und du übernimmst die Verantwortung für das Federvieh."

„Ist längst geschehen. Und Henry ist ein Rabe, sondern eine Krähe. Jetzt gib mir dein Geschenk." Harry gab es ihr und sie belegte es rasch mit einem dreißig – Minuten Desillusionierungszauber. Dann band sie es (wie schaffte sie das eigentlich? Es war doch unsichtbar) an den Fuß von Henry, der kein Rabe, sondern eine Krähe war. Unwillkürlich fragte Harry sich, ob es da überhaupt einen Unterschied gab. Der schwarze Vogel drehte den Kopf und musterte Hermine. „Brav, Henry", lobte das Mädchen ihn.

„Das Lesen von Mathilde Pickles Buch ‚So bekommst du alles gezähmt' hat sich wirklich gelohnt. So. halt still mein Guter, mein Lieber", gurrte sie und zauberte auch ihn unsichtbar.

Henry-der-unsichtbare-Vogel-der-kein-Rabe-war krächzte. Dann flatterte er los.

„Äh – weiß das Federvieh überhaupt, wohin es muss?", fragte Harry irritiert.

„Klar!", strahlte Hermine, die am offenen Fenster lehnte, durch das der Kräherich verschwunden war.

„Meinst du, Draco wird sich über mein Geschenk freuen?" Harry fühlte sich ganz hibbelig.

„Sicher doch. Aber er wird gar nicht wissen, dass es von dir ist. Ein H. Mehr hast du nicht drauf geschrieben?"

Der Grünäugige raufte sich die schwarzen Haare.

„Na klar hab ich das nicht gemacht! Wir sind ja eigentlich Erzfeinde. Was glaubst du, was er denkt, wenn er ein Päckchen bekommt, auf dem ‚Für meinen geliebten Draco, von deinem Harry' steht? Da kann ich ihm ja gleich eine Liebeserklärung machen."

„Warum nicht?"

„Willst du mich veräppeln??!"

„Nein. So, ich geh jetzt, es ist schon spät. Kommst du klar?"

„Jaja." Während seine Freundin hinunterging, lehnte Harry sich an die Fensterbank und schaute in den bewölkten Nachthimmel. Wie hatte es nur kommen können, dass er jetzt Draco Malfoy liebte, den arrogantesten Slytherin überhaupt? Er hasste Harry. Und Harry sollte eigentlich ihn hassen. Hatte er auch getan. Aber dann war ich aufgefallen, wie wahnsinnig gut es aussah, wenn Malfoy spöttisch eine Augenbraue hochzog. Und wenn er lachte (Harry hatte das beim Essen beobachtet), war er den Kopf zurück, und das hatte Harry irgendwie angemacht. Seitdem bemerkte er immer mehr Dinge an dem Slytherin, die ihn Tomatenrot werden  und seinen Magen hüpfen ließen. Er hatte mit Hermine darüber gesprochen, weil er sich einfach irgendjemandem anvertrauen musste. Glücklicherweise hatte sie vollkommenes Verständnis für ihn gehabt, und ihm sogar gestanden, dass ihr Pansy mit ihrem schwarzen Haar und dem feinen Gesicht außerordentlich gut gefiel.

Dann hatte sie versucht, ihn zu überreden, zu Malfoy zu gehen und ihm seine Liebe zu gestehen, aber Harry hatte sich hartnäckig dagegen gewehrt. Das wäre das Letzte, was er tun würde.

Schließlich hatte sie ihn dazu überredet, wenigsten ein anonymes Geschenk an den Blonden zu schicken und Harry hatte wiederstrebend eingewilligt. Mit Hermines tatkräftiger Hilfe (na gut, eigentlich hatte sie die Hauptarbeit geleistet) hatte er eine etwa eigroße, milchig – grüne Glaskugel erschaffen, in deren Mitte sich anmutig ein kleiner Drache wand, der mit weißer Tinte aufgemalt zu sein schien. Diese war nun, eingepackt in einen Karton, der mit einer menge Packpapier gepolstert war auf dem Weg zu Malfoys Zimmer.

A bunch of DrarrysWhere stories live. Discover now