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Als die Schlacht in Hogwarts geschlagen wurde, hatte ich knietief in einer Ruine im Amazonas Dschungel gesteckt. Ich hatte gehört, dass sich in Großbritannien die Lage zugespitzt hatte, aber wenn ich ehrlich sein sollte, hatte ich nicht wirklich an die Rückkehr des dunklen Lords geglaubt.
Es war einfach gewesen, die Augen zu verschließen, wenn man am anderen Ende der Welt in Sicherheit war.

Jetzt, da ich in den Ruinen der einst so imposanten Schule stand, wurde mir erst das Ausmaß meiner Ignoranz bewusst.

"Kommen Sie zurecht?" Minerva McGonagall trat hinter mich und faltete ihre unruhigen Hände auf dem steinernen Fenstersims. Die Sonne hatte es noch nicht über die Baumwipfel des dichten Waldes geschafft, der einen Großteil des Geländes umschloss. Ein trüber Nebel hing noch über den Wiesen.

"Sie hätten mich wirklich nicht begleiten müssen", entschuldigte ich mich. "Ich wollte mir nur ein Bild vom Schloss machen, bevor es von den vielen Helfern verzehrt wird."

"Verzehrt meine Anwesenheit ihr Bild?"

Ich musterte die Frau aufmerksam. Sie war müde, aber nicht von Schlafmangel. Dieser Ort war ihr Zuhause gewesen. Hier hatte sie sich immer sicher gefühlt.

Langsam schüttelte ich den Kopf. "Ich sehe Ihre Gefühle sehr klar. Einzelne Personen kann ich von der", um ein Haar hätte ich Ruine gesagt, doch ich konnte mich gerade noch von diesem unsensiblen Wort abhalten "von dem tatsächlichen Ort trennen."

Ihr Blick ging wieder über die Ländereien.

Ein Jahr lang hatte niemand etwas verändern dürfen. Ein Jahr lang hatte die große Schlacht dokumentiert und festgehalten werden müssen.
Das Gras stand hoch und wild. Die Natur hatte angefangen, die herumliegenden Trümmer zu integrieren.

"Waren Sie früher einmal in Hogwarts? Es hieß, Sie sind viel gereist?"

Das war nett ausgedrückt. Die Arbeit meiner Eltern hatte uns oft mehrfach im Jahr umziehen lassen. Von Land zu Land, Kontinent zu Kontinent und anstatt mich in einem Internat zu lassen, hatten meine Eltern darauf bestanden, mich überall mit hin zu nehmen.
"Wir waren nur sehr kurz in Schottland für einen Sommer. Zu kurz, um mich hier an einer Schule anzumelden."

"Es hätte Ihnen gefallen", bemerkte Minerva unbestimmt. Obwohl sie mich nicht kannte, hatte ich das Gefühl, dass sie Recht hatte.

Ich hatte bei meinen Sachen Dutzende Fotos und Erinnerungen von ehemaligen Schülern. Beweise dafür, wie Hogwarts früher einmal ausgesehen hatte. Aber ich wollte mir meine Eindrücke nicht verderben. Ein Teil meiner Arbeit war es, zu finden, was der Ort selbst über sich dachte und bevor ich diesen Punkt nicht erreicht hatte, wollte ich mir keine fremden Eindrücke ansehen.

Mein Blick wanderte das Mauerwerk hinauf. Wenn ich schätzen müsste, dann war etwa ein Viertel des Schlosses komplett zerstört und mindestens ein weiteres Viertel hatte großen Schaden genommen. Nichts, was Meister Renfrir nicht hinbekommen könnte. Doch es würde bestimmten Wochen, wenn nicht Monate dauern, bis alleine das Mauerwerk wieder aufgebaut war.
Nur deshalb hatte der alte Mann mich und Josephine überhaupt dazu geholt.

„Lassen Sie uns zurück gehen. Ich bin mir sicher, dass es Frühstück gibt, sobald wir wieder im Drei Besen sind."

Der Weg zurück nach Hogsmeade war vor der Schlacht sauber gepflastert gewesen, doch nun waren überall Löcher von eingeschlagenen Zaubern. Während des letzten Jahres waren viele dieser Löcher notdürftig gefüllt worden, aber Regen und Schnee hatten die meisten Bestrebungen zunichte gemacht.

Ich zog meinen wollenden Umhang enger. Hier draußen mochte ich es besonders wenig. Irgendwas lag hier in der Luft, das mir die Haare auf den Armen zu Berge stehen ließ.

Wandervogel ║  𝓖. 𝓦.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt