Kapitel 39

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Den Wald hatten wir bald erreicht, denn er umgab praktisch das gesamte Grundstück. Sobald man den Garten verlassen hatte, konnte man direkt zwischen den Bäumen verschwinden, sofern man die Straße verließ. 

Meine Hand hielt Tyrone noch immer in der seinen, was unter anderem seltsam war. Vielleicht wollte er so sicher stellen, dass ich in seiner Nähe blieb. Dabei wäre er immer schneller und hätte mich in der nächsten Sekunden eingefangen.

Wir gingen noch ein paar Meter in den Wald hinein und alleine diese kurze Zeitspanne hatte etwas Beruhigendes. Die Luft roch herrlich, weshalb ich einmal tief einatmete. Ich liebte diesen Geruch, vor allem den von Nadelbäumen. Meine sensible Wolfsnase freute es jedes Mal aufs neue. 

Das Zwitschern der Vögel war ein schöner Nebeneffekt und irgendwo hörte ich das Fiepen von Hasen. Sie dürften hier irgendwo in der Nähe ihren Bau haben. 

In die Realität wurde ich geholt, als Tyrone stehen blieb und meine Hand los ließ. Einerseits war das eine Erleichterung, andererseits nicht. Es war der vollkommene Irrsinn, was dieser Mann in mir auslöste. 

Ich war versucht einen Schritt zurückzuweichen, allerdings hatten wir längst geklärt, dass der Alpha kein Fan davon war, wenn ich mich von ihm entfernte. Deshalb sah ich auf zu ihm und fragte: "Dann verwandeln wir uns endlich?" 

Wir könnten natürlich noch weiter gehen, aber irgendwann reichte es. Mein Inneres schrie danach sich zu verwandeln, der Drang wurde stetig größer. Vor allem, wenn man sich in der perfekten Location dafür befand. 

Die bekannte kühle Stimme antwortete: "Ja, das war der Plan."

Zu meinem vollkommenen Entsetzen, zog er direkt vor mir sein Shirt aus. Tyrone mag mich mit dieser Handlung schocken, dennoch reagierte ich sofort. Ich hielt mir eine Hand vor die Augen und drehte mich um. Dieser Mann besaß offensichtlich kein Schamgefühl und es wäre ihm vollkommen egal sich vor mir auszuziehen. 

Bei mir konnte er das auf jeden Fall vergessen, denn ich brauchte meine Privatsphäre. 

Ich setzte mich in Bewegung, um mich von ihm zu entfernen, dabei merkte ich an: "Ich gehe dann mal hinter einen Baum. Bis gleich." 

Es wäre zu viel verlangt gewesen, dass mein Mate die Klappe hielt, denn er meinte: "Ich würde dich ja necken und fragen, ob du noch nie einen Mann nackt gesehen hast. Aber das hast du vermutlich wirklich nie." 

Auf diese Worte brauchte es keine Antwort, daher hielt ich meinen Mund.

Innerlich fluchte ich, äußerlich wurde ich knallrot. Wenigstens blieb ihm das verborgen, da ich ihm abgewandt war und gerade hinter einem Baum verschwand. Das ausgewählte Exemplar hatte einen dicken Stamm, somit war ich gut dahinter versteckt. 

Zur Sicherheit sah ich mich nochmal um, aber auch ansonsten war niemand zu entdecken. Lediglich ein Eichhörnchen konnte ich in einer gewissen Entfernung erkennen. Diesen Zuschauer konnte ich verkraften, weshalb ich anfing mich auszuziehen. Ich beeilte mich dabei, damit der feine Herr nicht vor Ungeduld nachsehen kam. 

Aus seiner Richtung vernahm ich bereits das Knacken, wenn Knochen brachen. Die Verwandlung hatte bei ihm längst gestartet, was mich in größere Eile versetzte. 

Meine Klamotten ließ ich auf den Boden fallen, denn das würden sie überstehen. Danach ließ ich die Verwandlung beginnen, wodurch das übliche Prozedere startete. Es waren zwar leichte Schmerzen, wenn sich der Knochenbau änderte, allerdings wurde das mit den Jahren besser. Der Körper wurde es gewohnt. 

Kurz darauf stand ich auf meinen vier Pfoten und sah an mir hinunter. Ja, da war das mir bekannte hellgraue Fell. Ich durfte gespannt sein, was Tyrone darüber dachte. Mit meinen paar dunkelgrauen Farbklecksen war ich eher eine Seltenheit. 

My heartless Mate | ✔️ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt