We are a ruined family

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Korina's Sicht

Ich war ins Mikaelson Haus zurückgekehrt, um etwas zu holen. Als ich gerade um die Ecke in unsere Bibliothek bog, kam mir Kol entgegen. Genau auf ihn hatte ich gewartet. Er seufzte und blieb vor mir stehen. „Du bist noch wütend, habe ich Recht?" Dass er das überhaupt fragen musste. Die Antwort war doch ganz klar. Natürlich war ich noch wütend! Ich funkelte ihn wortlos an.

„Echt jetzt, Korina? Es tut mir leid, aber wir müssen den Jäger loswerden und eure Beziehung hätte sowieso irgendwann ein Ende gefunden. Jetzt ist es eben früher als spät", meinte er zu mir und ich wurde nur noch wütender. Wie konnte er nur so etwas sagen?! Er hatte doch mit eigenen Augen gesehen, wie wir zwei uns liebten. Er hatte uns sogar vermählt!! Aber dies wahrscheinlich nur, dass ich nicht von der Magie übernommen wurde und zu einer Herzlosen wurde.

Er war es aber nicht wert, irgendetwas zu ihm zu sagen, weshalb ich ihn einfach weiter wortlos anfunkelte. Nach einem kurzen Augenblick der Stille hielt er es wie erwartet nicht länger aus und bat mich ungeduldig: „Würdest du bitte wieder mal was sagen? Irgendetwas. Du kannst mich auch anschreien, oder um dich schlagen. Aber diese Stille halt ich nicht aus! Sag bitte etwas. Zeig irgendeine Reaktion."

Ich sah ihn weiter wortlos an. Irgendwann gab er auf und stöhnte. Er ging an mir vorbei. Ich nutzte die Gelegenheit. Ich drehte mich blitzartig um und hielt ihm den Dolch an den Rücken, welchen ich vorhin mir besorgt hatte. Er hielt natürlich sofort inne. So etwas hatte er garantiert nicht von mir erwartet. Dies bestätigte auch seine ungläubige Frage: „Du willst mich erdolchen?" „Glaubst du ich bin zu schwach dafür?", erwiderte ich bissig.

Sofort entgegnete er: „Habe ich nie behauptet. Ich habe es nur nicht von dir erwartet." Früher wäre dies hier auch unvorstellbar für mich gewesen. Generell mit meinem Bruder zu streiten. Seit meiner ersten Begegnung mit Damon waren Kol und ich andauernd in Auseinandersetzungen. Unser sonst unzerstörbares Geschwisterband geriet immer wieder ins Wanken.

„Wenn ich dich erdolche, dann ist Damon wieder frei von deiner Manipulation", zischte ich und Kol erwiderte sofort: „Du bist wie Niklaus. Geschwister bei Streitigkeiten zu erdolchen. Was ist aus der Familie geworden?! Was ist aus uns beiden geworden? Wir sind doch sonst immer ein Team. Für einander da. Für immer und ewig. Uns hat Damon ruiniert."

Sofort erwiderte ich mit Tränen in den Augen: „Unsere Familie war schon immer ruiniert! Und uns beide hast du auseinandergebracht! Nicht Damon, sondern du! Du hast mir das Glück nicht vergönnt. Wolltest, dass ich unglücklich alleine bleibe." Er unterbrach mich sofort laut: „DAMON IST NICHT DER RICHTIGE FÜR DICH!!"

Mit heißerer Stimme fragte ich: „Wer ist dann der Richtige für mich? Du weißt doch nicht, wie sehr ich Damon liebe. Du kennst dieses Gefühl nicht! Du liebst niemanden!!" Jetzt war ich zu weit gegangen, dies wusste ich schon, bevor seine Reaktion kam. Er drehte sich ruckartig um und hielt den Weißeichepfahl in der Hand, welchen er bedrohlich über meine Brust hielt. Ich schnappte erschrocken nach Luft. Eine falsche Bewegung und der Pfahl würde mein Herz durchbohren.

„Kol", sprach ich erschrocken und sah ihm flehend in seine Augen. Ich erkannte, dass seine Augen auch feucht waren. Er stand ebenso wie ich den Tränen nahe. Ihn verletzte es genauso wie mich, was aus uns beiden geworden war. Ich hätte nicht behaupten sollen, dass er nicht zum Lieben im Stande war. Denn dies war er sehr wohl. Unsere Geschwisterliebe war unendlich, aber wie es aussieht hatte diese nun ein Ende. Er drohte mich zu töten und ich ihn zu erdolchen. Wie hatte es nur soweit kommen können?

Verzweifelt flehte ich: „Leg den Pfahl weg..." Eine Träne rollte über meine Wange. Ich hatte Angst. Angst zu sterben durch die Hand meines Zwillings. „Kol...bitte..." Wortlos ließ er den Pfahl zu Boden fallen und schluckte. Er war selbst geschockt über seine Reaktion. Er trat einen Schritt zurück, dann fasste er einen Gedanken und sah mich entschlossen an. Er streckte die Hände einladend aus und zischte: „Na los. Erdolch mich."

Meinte er das Ernst? Er sah mich abwartend an und ich fragte ihn misstrauisch: „Wo ist der Hacken?" Er ließ sich doch nicht freiwillig erdolchen. Gerade noch hatte er gedroht, mich umzubringen. Außerdem genoss er doch Damon sein Leid. Er funkelte mich wütend an, während er mich anschrie: „Wenn du es tust, dann werde ich es dir niemals verzeihen! Dann entscheidest du dich hiermit für Damon und nicht für die Familie!"

Ich schluckte und unterdrückte meine Tränen. Ich wollte nicht, dass mich mein Zwillingsbruder hasste. Wie sollte ich denn je wieder in den Spiegel schauen können, wenn ich meinen eigenen Bruder erdolcht und ihn somit auf ewig gegen mich aufgebracht hatte? Wenn ich Damon verlieren sollte, dann hätte ich niemanden mehr. Aber genau dies würde passieren, wenn ich jetzt nicht tat, was ich tun musste! Kol würde mich auf ewig hassen...

Ich rammte ihm den Dolch in die Brust und sofort sackte er in die Knie. Er sah mich mit einem so abgrundtiefen Hass an, dass ich bis ins Mark erschüttert war. So hatte er mich noch nie, in unseren tausend Jahren Lebzeit, angesehen. Ich war für ihn als Schwester gestorben...

Damon? Verzweifelt sendete ich in Gedanken seinen Namen aus. Er antwortete mir aber nicht. Ich konnte keinen seiner Gedanken hören. Es war totenstill. Unendliche Sorge kam in mir auf. War ich zu spät? Hatte Damon schon den Jägerfluch ausgelöst? Hatte Jeremy ihn umgebracht?!

Ich konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. Ich hatte meinen Zwillingsbruder und Damon verloren. Die wichtigsten Menschen in meinen Leben. Ich sackte heulend neben meinem erdolchten Zwilling zu Boden. Ich starrte auf seine graue Haut und weinte noch verbitterter. All das hier war meine Schuld! Hätte ich Kol niemals gesagt, wo Damon und Jeremy jagen gingen. Hätte ich Kol bloß aufgehalten, Damon zu manipulieren. Hätte ich doch bloß... Hätte ich...

Ich hatte meinen Zwillingsbruder erdolcht! Und dies sogar umsonst. Damon war bereits tot und Kol würde mir jetzt meine Tat niemals verzeihen. Wie sollte ich nur ohne den beiden weiterleben? Es war unmöglich. Vor allem da ich an all dem Schuld war. Wegen meinen falschen Entscheidungen und Taten, hatte ich Kol und Damon für immer verloren...

Die Ur-Häretikerin - Love becomes HateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt