Kapitel 41

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Der Rückweg verlief in vollkommener Ruhe zwischen uns. In mir kam dabei das Gefühl auf, dass Tyrone es bereute mir mehr erzählt zu haben.

Gerade kamen wir vor der Haustür an und der Alpha hielt mir diese auf. Der Dank, welchen ich dafür aussprach, war wieder das erste Wort zwischen uns.

Selbstverständlich erwiderte er nichts darauf und ich durfte spekulieren, was in seinem Kopf vorging.

Tyrone ging auf die Treppe zu und ich folgte ihm. Dann durfte ich nun auf unser Zimmer, wo er mich einsperren würde. Meine Freude kannte keine Grenzen.

Ich konzentrierte mich auf die Stufen und musste dabei all die Umstände bedenken.

War das eigentlich ein kranker Witz?

Kurz sah ich zu Tyrone hinüber, wie erwartet war sein Gesichtsausdruck eiskalt. Seine Haltung spiegelte dasselbe wieder, damit wollte er mir wohl Angst machen oder mich einschüchtern.

Wie er mich behandelte machte teilweise keinen Sinn. Diese Stimmungsschwankungen waren die reinste Achterbahnfahrt. Dann noch die Tatsache, wie er mich unfreiwillig hierher brachte und einsperrte.

Im oberen Stock angekommen, reichte mir dieser Zirkus. Ich könnte die Diskussion zwar auf später verschieben, allerdings bestand die Chance, dass Tyrone abhaute, wenn ich unser Zimmer betrat. Aktuell musste er an meiner Seite bleiben.

Ich blieb stehen, stemmte meine Hände in die Hüfte und fragte: "Was soll das alles eigentlich?" Tyrone blieb genauso stehen und wandte sich an mich. Bei diesem Auftreten war es eine wahre Kunst, dass ich nicht klein beigab, sondern seinem Blick standhielt.

"Aurela, was genau meinst du?" Wenn er mich so musterte, hatte ich das Gefühl, dass er mich alleine mit seinen Augen töten könnte. Die Wut behielt ich mir zwanghaft bei, denn sie half mir in dieser Situation ungemein.

So funkelte ich ihn an und erklärte: "Einerseits hast du leicht nette Tendenzen, anderseits bist du das vollkommene Arschloch. Dann suchst du meine Nähe, aber meidest mich auch wieder." Ich gestikulierte dazu, um meinen Worten mehr Nachdruck zu verleihen. Noch war ich nicht fertig, weshalb ich fortfuhr: "Du überforderst mich maßlos, weil es meist Extreme sind und keine einfachen Abweichungen. Dann versuchst du mir ständig Angst zu machen. Das ist nicht normal!"

Ich holte tief Luft, da beim letzten Satz meine Stimme lauter geworden war. Erst danach merkte ich an: "Du machst keinen Sinn." Ich deutete um uns und erklärte weiter: "Das macht keinen Sinn." Anschließend deutete ich von ihm zu mir. "Wir machen keinen Sinn."

Entweder machte ihm meine Rede absolut nichts aus oder er verbarg seine echten Gefühle. Was auch immer davon, er zuckte mit keiner Wimper.

Kurz herrschte Stille, was eine kleine Folter war. Allerdings schien Tyrone abzuwarten, ob ich noch etwas zu sagen hatte, dabei war ich fertig.

Schließlich nickte er und meinte gelassen: "Du bist kein Stück besser, Aurela. Einmal suchst du meine Nähe, wie vorhin erst im Wald." Er trat einen Schritt näher, was mich nervös machte. "Und heute Nacht hast du es genossen in meinen Armen zu sein. Du lügst dich nur selbst an und behauptest etwas anderes." Als er einen weiteren Schritt auf mich zukam, war er direkt vor mir. Wir berührten einander fast, als er flüsterte: "Und den Kuss hast du auch freiwillig erwidert, Mate."

Tyrone hob seine Hand, legte sie auf meine Wange und streifte sanft mit seinem Daumen über meine Unterlippe, während er darauf sah. Leise fuhr er fort: "Wir haben vielleicht unterschiedliche Gründe für unser Verhalten, aber wir handeln beide gleich. Du kannst nicht nur mir vorwerfen launisch zu sein, denn du meidest mich manchmal genauso."

Mein Herzschlag hatte sich längst erhöht. Ich blickte in diese dunkelgrünen Augen und versuchte mich nicht darin zu verlieren.

Aber er hatte Recht. Ich war wirklich kein Stück besser und war derselbe Fall. Ich hätte vernünftig nachdenken sollen, bevor ich ihm das an den Kopf warf.

My heartless Mate | ✔️ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt