3. Kapitel

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Colton

Eigentlich habe ich immer gedacht, dass ich jemand bin, den man mittlerweile nicht mehr so leicht überraschen kann. Aber ich habe mich geirrt. Abby Blair in diesem Outfit in meinem Bad vorzufinden hat mich definitiv überrascht. Aber es ist nicht nur ihre Aufmachung gewesen, sondern die Tatsache, dass sie sich ganz offensichtlich gerade selbstbefriedigt hat. Ich muss dieses Bild wieder loswerden. Aber ich weiß schon jetzt, dass es sich fest in mir eingebrannt hat. Und es hat mich angemacht, sowas von angemacht.

Diese paar Minuten Abstand brauche ich, um mich wieder zu beruhigen, um meinen Körper wieder zu beruhigen.

Ich weiß immer noch nicht genau, was hier gelaufen ist. Erst habe ich meine Mitarbeiterin in meinem Gästebad vorgefunden und kurz darauf Samuel wie er sich auf seinem Bett einen runtergeholt hat. Ich bin wirklich nicht prüde, ganz im Gegenteil. Aber das war selbst für mich zu viel gewesen. Zu abgefahren. Keine Ahnung, was das war. Abby Blair in meinem Bad, Samuel auf seinem Bett in meinem Gästezimmer. Was zum Teufel haben die beiden hier wirklich getrieben?

Während ich ein Glas aus dem Schrank nehme, verteufele ich für einen Moment meinen Schwanz, der sich eindeutig bemerkbar macht. Das ist nicht nur völlig unpassend, weil in meinem Wohnzimmer meine Angestellte Abby Blair sitzt, sondern auch, weil sie vorhin geweint hat. Etwas stimmt hier nicht und ich kann das nicht so stehen lassen. Sie muss mit mir reden. Ich werde in dieser Hinsicht hartnäckig bleiben müssen. Wenn sie geweint hat, ist etwas nicht in Ordnung, ganz einfach und das lässt alle Alarmglocken in mir schrillen. Natürlich ist ihr die ganze Angelegenheit extrem peinlich. Das ist nicht verwunderlich. Doch ich hoffe, dass sich für all das eine Erklärung finden lässt. Eine Erklärung? Ehrlich gesagt, ist sie mir eine solche überhaupt nicht schuldig.

Dennoch werde ich behutsam und mit viel Fingerspitzengefühl versuchen in dieser Angelegenheit ein wenig zu forschen. Vorher muss ich nur unbedingt meinen Körper und insbesondere meinen Schwanz wieder in den Griff bekommen.

Aus Samuel habe ich leider auch nicht viel herausbekommen können. Er hat nur mit hochrotem Kopf gestammelt, dass er sich eine Tänzerin bestellt habe. Das sonst nichts gewesen wäre. Ich habe ihn gefragt, ob er sie schon bezahlt hat und anschließend hat sein Gesicht noch mehr geglüht.

Insgeheim habe ich schon befürchtet, dass ich es schneller, als mir lieb ist, bereuen werde, Samuel bei mir aufgenommen zu haben. Ich soll ihm ein bisschen Dampf machen, weil er, seit er die Schule beendet hat, nichts auf die Reihe bekommen hat. Es ist ein Desaster und ich soll ihn jetzt fit fürs College machen. Als hätte ich nichts Besseres zu tun. Aber meine Tante kennt mich eben zu gut und weiß, dass ich niemanden hängen lasse, mich einsetze und mich bemühe. Doch ich bin auch streng, viel strenger als Samuels Mutter es je gewesen ist. Ich frage mich allerdings, wie ich in kurzer Zeit all die erziehungsbedingten Defizite bei einem mittlerweile 19-Jährigen beheben soll.

Ich lasse das Wasser aus dem Hahn so lange laufen, bis es kühl genug ist und fülle anschließend das Glas für Ms. Blair. Bevor ich zurück ins Wohnzimmer gehe, halte ich einen Moment inne.

„Reiß dich zusammen, Colton", sage ich mir stumm. Ich werde ihr gleich nur ins Gesicht sehen und keinen Blick auf ihren Körper in diesem sexy Outfit werfen. Nein, ich bin mehr als meine Hormone, als mein Trieb. Ich bin diszipliniert in fast allen Lebenslagen. Jedenfalls darf ich mir gleich nicht anmerken lassen, dass mein Körper sehr wohl auf das alles reagiert.

Als ich zurück ins Wohnzimmer komme, sehe ich Ms. Blair sehr aufrecht auf dem Sofa sitzen. Sie wirkt alles andere als entspannt. Doch diese Art von aufrechter Haltung kenne ich auch im Büro von ihr. Auf ihren Lippen liegt dieses dezente Lächeln, das ich ebenfalls bereits von ihr kenne. Vorhin hat sie es nur nicht geschafft, diese professionelle Maske rechtzeitig aufzusetzen. Es ist das erste Mal, dass ich einen Blick hinter diese werfen konnte. Und ich habe eine völlig andere Abby Blair zu Gesicht bekommen. Sie gehört definitiv zu meinen Angestellten, die am wenigsten Persönliches preisgeben. Ihre Arbeit ist stets professionell und gut. Ich schätze sie auch deshalb, weil auf sie hundertprozentig Verlass ist. Aber gerade, weil sie diese unpersönliche, verbindliche Art pflegt, ist sie manchmal auch etwas unscheinbarer als meine anderen Mitarbeitenden.

Ich stelle das Glas vor ihr auf dem Couchtisch ab und setze mich dann ihr schräg gegenüber auf das andere Sofa.

„Vielen Dank", sagt sie und greift nach dem Wasserglas.

Ich sehe, wie ihre Hand dabei leicht zittert. Offensichtlich bemerkt sie das auch, weil sie das Glas schließlich mit beiden Händen umgreift.

Sie hat sich ihren Sommermantel angezogen, sich diesen fest um ihren Körper geschlungen. Als sie an ihrem Glas nippt, klafft dieser jedoch ein wenig vorne auf. Ok. Schnell werfe ich einen Blick in Richtung der Fensterfront.

„Sie haben hier einen sehr schönen Ausblick. Und überhaupt eine sehr schöne Wohnung", bemerkt sie, während sie das Glas wieder zurück auf den Tisch stellt, die Beine elegant übereinanderschlägt und plötzlich wieder die Professionalität in Person ist.

Die Situation ist so absurd, so vollkommen verrückt.

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