1. (Albus)

103 4 0
                                    

Der Schultag schien nie zu enden, doch schließlich saß ich auf meinem Bett und vertiefte mich in mein Buch, welches ich gerade las. Romeo und Julia war eine der bekanntesten Romanzen in der Muggelwelt. Ich hatte immer Spaß daran gehabt, Muggelgeschichten zu lesen, da mich der Unterschied zwischen unserer und deren Welt wirklich faszinierte.

Nach einer ganzen Weile, öffnete sich plötzlich die Zimmertür ruckartig, was mich neugierig aufsehen ließ. Mein Zimmergenosse Nathan kam aufgeregt zur Tür herein.

„Albus", sagte er so aufgedreht wie ein kleines Kind, während er sich zu mir auf mein Bett setzte. Bevor ich irgendetwas erwidern konnte, begann er zu erzählen: „Es ist ja Damenwahl für den diesjährigen Schulball und rate mal, wer mich gerade gefragt hat, ob ich ihr Date sein möchte!" Es sah so aus, als würde er gleich vor Freude explodieren.

Nachdenklich zog ich meine Augenbrauen zusammen. Wer könnte es sein? Nach kurzer Zeit, gab ich schließlich eine Antwort. „Vera?", fragte ich vorsichtig. Vera hat tiefschwarze Haare und Giftgrüne Augen, ihr Haus ist Slytherin. Er schwärmte jeden einzelnen Tag von ihr.

„Nein! Lydia hat mich gefragt", antwortete er. Lydia ist eine Gryffindore, genau wie wir.

„Ich freue mich so für dich!" Das meinte ich auch so. Mich hatte noch kein Mädchen gefragt, da das neue Schuljahr erst vor einer Woche begonnen hatte und der Ball erst in über einem Monat ist, aber das machte mir nicht wirklich etwas aus.

Er wollte gerade wieder zum Reden ansetzen, als uns plötzlich eine Eule mit einem Brief unterbrach. Nathan stand auf, ließ die Eule durch das Fenster herein und nahm ihr den Brief vorsichtig ab, um ihn mir zu geben. „Dieser ist anscheinend für dich", sagte er und drückte mir den Zettel in die Hand. Während ich laß, gab er der Eule einen Snack und streichelte sie.

Lieber Bruder,
Mum ist gestern durch einen Unfall mit Ariana gestorben, du musst leider nach Hause kommen, denn du bist jetzt der älteste. Ariana braucht dich und so ungern ich es zugeben mag, ich brauch dich auch! Ich weiß auch wie sehr dir die Schule am Herzen liegt, jedoch schaffe ich das nicht alleine. Mum's Beerdigung ist am Sonntag, also in zwei Tagen. Wir können weiter reden, wenn du zuhause bist.
- Dein Aberforth

Nein, das konnte nicht wahr sein! Verräterische Tränen bildeten sich in meinen Augen. Schnell las ich Ab's Brief nochmals, in der Hoffnung, ich hätte mich verlesen, aber dem war nicht so. Ich hatte alles richtig gelesen. Wort. Für. Wort.

„Alles okay, Albus?", fragte Nat mich besorgt.

„Nein, nein!", war das einzige, was ich unter einem Schluchzen von mir geben konnte. Ohne noch ein weiteres Wort zu sagen kam er auf mich zu und schloss mich in eine warme Umarmung. Dafür mochte ich ihn so gerne, er war immer für mich da, doch jetzt musste ich ihn verlassen. Ich musste Hogwarts abbrechen, dabei war mir meine Bildung immer so wichtig.

Nun saß ich - gemeinsam mit meiner kleinen Schwester Ariana - in unserem langweiligen Garten in Godric's Hollow. Schmetterlinge flogen vorüber, das grüne Gras wiegte sich im leichten Wind. Die Sonne schien fröhlich auf uns herab und die warme Sommerluft wurde bei jedem Atemzug intensiver, während wir die verschiedensten Blumen pflückten und diese zu einem Prachtvollen Blumenstrauß zusammensteckten.

Die Beerdigung meiner Mutter war schon über eine Woche her, also war ich mittlerweile schon zwei Wochen zuhause, aber diese zwei Wochen waren für mich die Hölle. Ich musste mich erst wieder daran gewöhnen, dass mein kleiner Bruder Aberforth immer an mir rummotzte. Wegen jeder Kleinigkeit. Alles was ich tat, oder nicht tat, war falsch in seinen Augen. Das setzte mich ein wenig unter Druck, wenn ich ehrlich war. Aber ich konnte es ihm nicht übel nehmen, dann immerhin hatte ihn Mum's plötzlicher Tod auch schwer getroffen und ich machte es ihm nicht einfacher. Erst musste Hogwarts verlassen, was sich angefühlt hatte, als hätte man mir meine Freiheit geraubt. Und zweitens konnte ich nicht einmal was mit meinen Freunden unternehmen, weil die alle in der Schule waren. Ich war alleine und auch verzweifelt. Mein Beitrag am Haushalt, Kochen und auf Ariana aufzupassen, war nicht wirklich sonderlich atemberaubend, jedoch konnte ich nichts dafür. Zumindest hoffte das ein Teil von mir, denn wenn nicht, war ich einfach ein schlechter Bruder.

Serendipity (Grindeldore FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt