Kapitel fünfundsiebzig

39 6 1
                                    

Es verging nicht besonders viel Zeit die ich wirklich warten musste, doch für mich fühlte es sich an wie drei Stunden. Ich lief die ganze Zeit aufgeregt von hier nach da und konnte mich auf rein gar nichts konzentrieren. Da war nur Harry, Harry, Harry, Harry oder Harry und Harry. Was hatten diese Alpträume zu bedeuten? War ihm etwas schreckliches wieder fahren? Wurde er Misshandelt? Gequält? Oder sogar Missbraucht? Und von wem wurde er das überhaupt? Hatte er noch Kontakt zu dieser Person? War diese hinter Gittern? Oder war es vielleicht doch was ganz anderes?

Mit diesen ganzen Fragen schaffte ich es irgendwie die Zeit rum zubekommen und ehe ich mich versah, saß ich wieder auf dem Stuhl neben Harrys Bett. Er schlief immer noch vom Morphium, aber man hatte ihn so beruhigt das ein weiterer ,Ausbruch' sehr unwahrscheinlich war. Sagte man mir zumindest. Also wartete ich jetzt bs er aufwacht, was auch bald passieren dürfte.

Schlafend sah er so anderes aus. Man sagt ja das Leute im schlaf immer so friedlich und sorgenfrei aussahen, doch bei ihm war das nicht so. Obwohl er schlief, war seine Stirn in falten gelegt und seine Mundwinkel nach unten gezogen. Er sah so garnicht entspannt aus und ich machte mir wieder sorgen. Was wenn er jetzt trotzdem seine Alpträume hatte und ihnen nur nicht den selben Platz verschaffen konnte wie vorhin? Wenn sie wie eingesperrt waren und er sie nicht ausleben konnte? Ein provisorisches Pflaster was nur das Blut zurückhielt aber die Wunde damit nicht verschloss.

„Louis..." unterbrach Harry meine wirren Gedanken und erschrak mich mit seinem plötzlichen aufwachen. Ich schnellte sofort auf, so das mir der Kopf begann zu schwirren, doch das war mir egal. Ich hechtete praktisch auf ihn zu und stellte mich so nah wie möglich an sein Bett. Seine Augen waren noch halb geschlossen und sein Gesicht wirkte sehr blass. Insgesamt wirkte er sehr kränklich auf mich, doch das war sicher normal nach so einem tag.

„Harry!!" hauchte ich mit einem breiten Lächeln und legte meine Hand auf seine weiche Wange. Er zuckte ein wenig zusammen doch schloss dann die Augen und schmiegte sich in meine Bewegung. Ein zufriedenes brummen verließ seinen Mund uns er wirkte wieder entspannter.

„Was zum Teufel machst du nur? Die Sorgen um dich haben mich fast umgebracht." sagte ich immer noch deutlich besorgt und Harry öffnete seine Augen wieder.

„Ich- ich weiß auch nicht. Es ist wie als würde etwas fehlen." erklärte er immer noch sehr leise und erschöpft. Ich schmiegte mich mehr an ihn und genoss die nähe.

„Ja das ist normal. Die Ärzte sagen du solltest innerhalb der nächsten Stunde deine Erinnerungen zurück haben."

Eine Zeit lang herrschte stille. Ich hatte so viele Fragen, doch Harry war noch nicht in der Verfassung diese zu beantworten. Harrys gleichmäßiger Atem hallte durch das kleine Zimmer.

„Ich hab dich schlafen sehen." durchbrach ich dann schließlich die Stille und biss mir sogleich auf die Zunge. Fuck! Ich wollte es eigentlich nicht schon jetzt sagen, aber ich konnte nicht anders.

„Oder wohl eher wie du mit geschlossenen Augen ein Trauma erlebt hast." brachte ich noch gezwungen hervor. Harry guckte mich mit weit aufgerissen Augen an und wirkte so verschreckt als hätte ich ihm gerade gesagt das es Aliens gibt. Ich bekam sofort ein schlechtes gewissen ihn damit jetzt zu konfrontieren und ließ meine Hand langsam auf das Bett sinken.

„Ich verstehe dich." war das erste was er abwesend von sich gab. Verwirrt schaute ich ihn an und erkannte sofort die kleinen Tränen.

„Ich verstehe dich wenn du jetzt abgeschreckt bist. Die Alpträume waren für noch niemandem einfach zu verstehen. Ich verüble es dir nicht. Niemand kam mit mir klar, mit meinen Alpträumen klar, deswegen schlafe ich auch immer allein. Selbst Liam hatte mich noch nie so gesehen. Viele waren ängstlich das ich ihnen was tun würde. Das ich sie schlagen oder sogar noch was schlimmeres antun würde, also kann ich verstehen wen du diese angst ebenso teilst." erläuterte er steht's mit dem Augen auf die weiße Wand vor ihm gerichtet.

Why? {L.S.}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt