Hallöchen, was essen wir denn schönes?

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Als Mia am nächsten Morgen aufwachte, schmerzte ihr ganzer Körper. Gestern waren Ulla und Fred erst sehr spät gegangen. Der neue Freund ihrer Tante hatte gestern über Klettern und Bergsteigen, seine Hobbys, geredet. Dabei war Mia die Schaupuppe gewesen und immer, wenn er eine Übung erklärte, hatte er sie an ihr veranschaulicht. Vorsichtig bewegte sie ihre Arme und Beine. Die Schmerzen waren kaum auszuhalten, aber Mia biss die Zähne zusammen und stand auf. Ihre Eltern waren schon arbeiten, es herrschte Totenstille im Haus. Mia genoss sie. Sie brauchte 15 Minuten im Bad und ging dann in die Küche. Was sollte sie nur essen? 

Nach kurzem Überlegen, entschied sich Mia für ein Früchtemüsli.Nachdem sie ihren Hunger gestillt hatte, nahm sie ihre Tasche und ging zur Schule. ,, Eigentlich habe ich gar keine Lust", dachte sie. ,, Seit Marlene weg ist, ist es voll langweilig geworden". 

Marlene war Mia's beste Freundin. Die beiden hatten alles zusammen gemacht. In den Sommerferien mussten Marlene und ihre Familie dann wegziehen, weil ihr Vater einen besseren Job angeboten bekam. ,, Jetzt muss ich erst mal neue Freunde finden", flüsterte Mia vor sich hin, als sie das Schulgebäude beim ersten Gong betrat. 

Erschrocken darüber, dass sie vielleicht zu spät kommen könnte, hetzte Mia die Gänge entlang. Sie schaffte es zum Glück noch vor dem Lehrer in den Klassensaal. Dort ließ sie sich erschöpft auf ihren Platz fallen. 

Hart landete Mia auf dem Boden. Die ganze Klasse, inklusive des Lehrers, konnte sich gar nicht mehr beruhigen vor lachen. Während sie sich hinsetzen wollte, hatte einer der Witzbolde aus der Reihe hinter ihr, den Stuhl weggezogen.  

Peinliche berührt und den Dreck abklopfend, stand Mia wieder auf. So würdevoll wie möglich, nahm sie ihren Stuhl und setzte sich. 

,, So, da wir nun alle wach sind, beginnen wir mit dem Unterricht", hob der Lehrer an. Doch Mia hörte ihm nicht zu. Ihr war das so peinlich, das sie bis zum Ende der Stunde schwieg. 

Ihr kam es wie eine Ewigkeit vor, als endlich die Klingel, die die Pause eröffnete, sie erlöste. Hungrig packte Mia ihr Pausenbrot aus und biss herzhaft hinein. Ihr blieb fast der Biss im Halse stecken, als sie sah, wer da auf sie zukam: 

Moritz und seine Freunde. 

Schon seit der Grundschule machte dieser ihr das Leben zur Hölle. 

Breitbeinig baute er sich vor ihrem Tisch auf. Seine Freunde bildeten einen Kreis um sie. 

,, Wir haben uns ja lange nicht mehr gesehen", sagte er. 

,,Was isst du denn da schönes?"

Opfer müssen gebracht werdenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt