20 - neue Verbündete

50 8 0
                                    

Im Jahr 2018...

„Ach du Scheiße!"

Samantha gab ein Stöhnen von sich. Es war zu hell, viel zu hell. Das Sonnenlicht tat ihr durch die geschlossenen Augenlider weh. Sie drehte den Kopf weg vom Licht, aber auch das tat weh. Alles tat weh. Ihr war übel vor lauter Kopfschmerzen.

„Shit! Es ist wirklich wahr!"

Und dann diese Stimme, die ihr bekannt vorkam, ohne, dass sie sie hätte zuordnen können. Es waren nicht die undeutlichen, flüsternden Stimmen des Waldes. Die waren längst verstummt, halten nur noch als Echo in ihrem Kopf nach. Die Stimme, die unablässig leise vor sich hin fluchte, war sehr menschlich und weiblich.

Samantha war es nicht gewohnt, eine Frau so fluchen zu hören, es gehörte sich nicht, schon gar nicht in Gegenwart einer Lady.

„Scheiße! Was soll ich nur machen?"

Kühle Finger tasteten nach Samanthas Puls. Sie konnte die Berührung spüren, aber sie brachte die Augen noch immer nicht auf. Sie wollte die fremde Hand fortschieben, aber ihre Gliedmaßen fühlte sich schwer wie Blei an und gehorchten ihr noch nicht richtig.

Die Fremde atmete erleichtert auf. „Gott sei Dank nur bewusstlos. Ich sollte einen Krankenwagenrufen. Oh Gott, aber was erzähle ich denen?!"

„Keinen Krankenwagen", murmelte Samantha mit schwacher, brüchiger Stimme. Sie räusperte sich.

„Fuck!... Samantha! Nicht wieder ohnmächtig werden."

Die Fremde, die häufiger fluchte als ein betrunkener Tagelöhner aus der Pächtersiedlung, kannte offensichtlich ihren Namen. Das war seltsam und Samantha hielt es, ungeachtet der dröhnenden Kopfschmerzen so langsam für angebracht, die Augen zu öffnen.

Viv aus den Träumen, die andere alte Seele, beugte sich über sie. Ihr zu einem Bob geschnittenes, glattes Haar, das ihr scharf geschnittenes Kinn und den langen Hals betonte, fiel ihr dabei ins Gesicht und sie strich es sich mit einer ungeduldigen Geste hinter das Ohr.

„Warum bist du hier?", wunderte sich Samantha und bemühte sich, sich auf einen Ellbogen aufzurichten. Es war mühsam, doch so langsam begannen ihr ihre Gliedmaßen wieder zu gehorchen.

„Träume, schon vergessen?" Mit Samanthas Erwachen war auch Vivs Selbstbewusstsein zurückgekehrt. Sie wich ein wenig vor Samantha zurück, um ihr Raum zu geben, und lächelte jetzt sogar.

Samantha war noch nicht zum Lächeln zumute. Sie blinzelte und legte eine Hand schützend über die Augen um die störende Helligkeit fernzuhalten, die unangenehme Stiche in ihrem Kopf verursachte.

„Du hast geträumt, dass ich durch die Steine gehe?", vergewisserte sie sich. Langsam wurde ihre Stimme kräftiger. Sie hatte die Ohnmacht abgeschüttelt und zurück blieben nur die Kopfschmerzen, was unangenehm genug war.

„So sieht's aus. Ziemlich creepy, ich weiß. Aber andererseits auch ganz praktisch, weil ich dich abholen kann... Gern geschehen übrigens." Viv sprach lässig, aber dann wurde ihr Blick ernst. „Du bist nur furchtbar blass... dein Kleid... dein Haar. Sorry, aber kurz dachte ich, du hättest den Übertritt nicht lebend geschafft. Ich meine... ich weiß, dass es nicht alle schaffen. Ich habe die Berichte gelesen. Das ist ziemlich unheimlich, ehrlich!"

„Ich weiß. Die letzte Nacht war ziemlich schlimm und ich hatte keine andere Wahl, als durch die Steine zu gehen."

Viv nickte, so dass sich die Haarsträhne hinter ihrem Ohr wieder löste und ihr erneut in die Stirn fiel. „Ich habe im Traum gesehen, dass du verfolgt wurdest. Was war da los?"

„Später", murmelte Samantha. „Hast du eine Kopfschmerztablette?"

Viv begann in ihrer Tasche zu kramen und hielt Samantha einen schmalen weiß-silbrigen Blister Tabletten und eine kleine Plastikflasche Wasser hin. „Ich habe auch eine warme Jacke für dich."

Die Schatten von FerywoodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt