Kapitel 26 - Jakob

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Darling? Ich stocke. Das ganze Testosteron hat mir wohl das Hirn vernebelt. Das denke ich zuerst. Aber als ich das Wort in meinem Kopf wiederhole, möchte ich es einfach noch einmal sagen. Zu Viki. Immer und immer wieder. In meinem Magen flattert es nervös. Viki sieht mir in die Augen. „Darling ist schön.", flüstert sie so leise, dass ich sie kaum verstehe. Wortlos lege ich die Arme um sie und ziehe sie zu mir heran. Ihren Kopf betet sie in der Kuhle zwischen meinem Hals und meiner Schulter. So bleiben wir liegen und ich frage mich, ob ich mich jemals so entspannt gefühlt habe. Ich meine, klar, nach einem Orgasmus bin ich immer entspannt, aber dieses Mal fühlt es sich anders an. Besser.

Ich erwische mich dabei, wie ich dämlich in die Luft lächle. So wie Joe, wenn er an Leah denkt... Ich verschlucke mich bei dem Gedanken fast an meiner eigenen Spucke. Bin ich verliebt? In Viktoria? Ich weiß nur, dass ich bisher noch nie eine Frau Darling genannt habe, oder mit ihr an eine gemeinsame Zukunft gedacht habe.

Um mich abzulenken, nehme ich mir noch zwei Käsestückchen und halte die Platte Viki hin, aber sie schüttelt träge den Kopf. „Willst du mir erzählen, warum du vorhin geweint hast?", frage ich leise nach. Ich hoffe einfach nur, dass Elias sich ihr gegenüber nicht wie ein Idiot aufgeführt hat.

„Elias ist... es ist, als hätte ich ihn noch nie richtig gekannt. Er muss erstmal mit sich selbst klarkommen, auch wenn sich das jetzt hart anhört. Ich kann ihm da nicht helfen." Ich verstehe nicht, was sie damit meint, aber ich hacke nicht weiter nach. Es gab Streit, vermute ich. Aber ich werde mich da nicht einmischen.

Das Wasser hat sich merklich abgekühlt. „Vielleicht sollten wir den Abend lieber ins Bett verlegen.", meine ich. Viki macht mir Platz, damit ich aufstehen kann. Um sie nicht in Verlegenheit zu bringen, schnappe ich mir direkt ein weiches Handtuch und wickle es mir um die Hüften. Dann halte ich ihr auch eines hin und breite es aus. „Soll ich wegsehen?", frage ich, als sie zögert. Ich schmunzle. „Soll ich dich daran erinnern, was wir eben noch getrieben haben? Wo ich mit meinen Fingern...." „Schon gut. Du musst mich nicht erinnern." Ihre Wangen färben sich rosa und sie wagt es aufzustehen. Sie ist einfach nur bezaubernd. Ich wickle sie in das Handtuch und ziehe sie zu mir heran. Sie stellt sich auf die Zehnspitzen und ich beuge mich etwas zu ihr herunter, um sie zu küssen. Der Kuss ist weder stürmisch noch heiß, er ist einfach nur... zart und sanft und schon wieder flattert es in meinem Magen.

„Ich will einfach nur noch Zähne putzen und dann ins Bett.", meint sie an meinen Lippen. Ich nicke. „Okay." Sie lacht leise. „Dafür musst du mich loslassen." Hölle, nein. Ich werde sie nie wieder loslassen. Wenn auch widerwillig lasse ich sie los dennoch los. Sie geht direkt zum Waschbecken und greift nach ihrer Zahnbürste und ich lasse das Wasser aus der Wanne und spüle sie aus. Dann schnappe ich mir meine Klamotten, ziehe mir was über und nehme auf den Weg zurück für Viki noch ein Shirt von mir mit, dass sie über Nacht anziehen kann.

Kurze Zeit später liegen wir bei mir im Bett und Viki kuschelt sich an mich, wie sie es neulich schon einmal getan hat.

Bevor ich lange über diesen späten Abend nachdenken kann, schlafe ich ein. Wie auch in der Nacht, als Viki das erste Mal bei mir geschlafen hat, wache ich über Nacht nicht auf und werde erst mit einem Wecker aus dem Schlaf gerissen. Viki regt sich neben mir und streckt sich nach ihrem Handy, um den Wecker auszuschalten. Da er nach einigen Minuten wieder geht, ist er wohl mit einer Schlummerfunktion programmiert. Sie schmiegt sich mit dem Rücken an meine Brust und ich lege einen Arm um sie.

„Guten Morgen. Wie viel Uhr haben wir?", frage ich verschlafen und mit rauer Stimme. „Kurz nach sechs." „So früh?" Dann haben wir lediglich ein paar Stunden geschlafen. „Ich muss erst nach Hause mich umziehen und dann in die Firma. Und am besten vor Acht da sein.", seufzt sie und ich bekomme ein schlechtes Gewissen, weil sie hier geschlafen hat und nun am Morgen schon so viel Stress hat. „Wenn wir bei dir wären, müsstest du dich nicht so hetzen." „Alles gut. Ich werde heute einfach zeitig ins Bett fallen und den Schlafmangel aufholen. Habe ich schon oft gemacht." Sie geht nicht auf meinen Vorschlag ein und es hinterlässt ein dumpfes Gefühl in mir.

Winternacht - Zurrenberg RomanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt