Der Fluch der schwarzen Briefe (Teil 1)

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Weiter geht's mit einem Kapitel aus Santas Sicht. Dies ist erst mal nur Teil 1 von zwei oder drei Teilen (die ich noch schreiben muss). Der nächste Teil kommt dann irgendwo in den nächsten Tagen, vermute ich, je nachdem wie ich Zeit und Lust zum Schreiben habe. Ich hab keinen Plan, wo das alles hier einmal hinführen wird, aber es macht gerade wieder sehr viel Spaß und deshalb schreib ich einfach mit den Ideen weiter, die mir so im Schreibprozess kommen. Übrigens gilt das nicht nur für Teil 2 dieses Abschnitts, sondern für die gesamte Story. xD

Viel Spaß!

























Als ich Zahnfees Reich verließ, bot sich mir der Anblick völliger Dunkelheit über der Stadt. Ich warf einen Blick auf mein Handy. 22 Uhr. Natürlich war es um diese Uhrzeit schon dunkel, aber diese Düsternis war anders als die Nacht. Ein Sternenhimmel war nirgendwo zu entdecken und nur der Schein des Mondes brach mit seinem ominösen, roten Licht durch die dichte Wolkenwand. Eine Gänsehaut lief mir den Rücken herunter, während ich zum Blutmond hochblickte. Ich wusste, dass mein Bruder irgendwo hier auf der Erde war und nach mir suchte. Ich wusste auch, dass er schäumte vor Hass und Rachsucht – um das zu erkennen, brauchte man nur zum Mond hochblicken. Wenn ich nicht aufpasste, würde er mich entdecken. Und dieses Gefühl war beklemmender, als ich erwartet hatte.

Womit ich überhaupt nicht gerechnet hatte, waren die seltsamen Geräusche, die aus den Gassen und Straßen nach oben drangen, während ich über die Dächer sauste, auf dem Weg zum Sandmann. Einmal hielt ich inne und lugte über die Dachkante in die Schatten der Straßen. Das Blut gefror mir in meinen Adern, als ich hörte, wie ein eigenartiges Knurren aus der Düsternis erklang. Mit klopfendem Herzen starrte ich auf das Schwarz der Schatten, aus dem das Knurren gekommen war. Dann, völlig unerwartet, huschte eine Kreatur durch das Licht einer flackernden Straßenlaterne. Ihr folgte eine weitere; eine dritte blieb im Kegel des Lichtes stehen. Ich fühlte mich zurück versetzt in meine Kindheit – und auch an den Moment, als der Elf Ruprecht durch einen schwarzen Brief zu einem menschenfressenden Monster geworden war. Die Kreatur im Licht sah dem verfluchten Knecht Ruprecht erschreckend ähnlich. Und nun es war nicht mehr allein.

Das Monster drehte ruckartig den Kopf nach oben und blickte hoch an die Stelle, an der ich gerade noch gestanden hatte. Es entdeckte mich nicht, denn ich war bereits weiter gesaust, nun umso schneller über die Dächer hinweg. In meinem Kopf kreisten sich die Gedanken, während mich ein ständiges Knurren aus den dunklen Straßen unter mir begleitete.

Die schwarzen Briefe. Der Fremde musste sie auf die Menschen losgelassen haben. Wie sonst konnte es sein, dass die Straßen von Aachen nun von Monstern überschwemmt waren?

Meine Elfen waren seit dem Diebstahl der schwarzen Briefe auf der Suche nach dem Fremden. Er war wie vom Erdboden verschluckt. Und offenbar hatte er nun, mit der Rückkehr vom Mann im Mond, die Gelegenheit ergriffen seine neugewonnene Waffe gegen uns einzusetzen. Nie war die Welt so verwundbar gewesen wie jetzt. Wie sollten wir all das wieder gerade rücken können?

Ich wich hastig auf ein anderes Dach aus, als ich einem Knurren gefährlich nahe kam und ich mir sehr sicher war, dass ein Monster auf einem der Dächer gelauert hatte. Ich hoffte so sehr, dass ich es unbeschadet zum Sandmann schaffen würde – und auch wieder zurück. Ich konnte jetzt wirklich dringend ein Wunder gebrauchen.

Schuldgefühle sammelten sich in meinem Bauch. Ich musste mir eingestehen, dass ich nach der letzten Whatsapp-Nachricht des Osterhasen das Problem mit den schwarzen Briefen als nicht mehr so wichtig erachtet hatte. Meine Elfen waren ohne mich auf die Suche nach dem Fremden gegangen, während ich mich um Familienangelegenheiten gekümmert hatte. Zu Recht, wie sich herausgestellt hatte – aber ich war dennoch zu spät gewesen.

Der Mann im Mond kehrt zurück / JCU (Julien Bam)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt